Die Gemeinde muss einen Teil der Bedarfsumfrage in Sachen „Schnelles Internet“ wiederholen.

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Friolzheim - Es ist eine lange, traurige Geschichte, die man sich in Friolzheim schon seit vielen Jahren erzählt. Sie handelt vom schnellen Internet und seinen Nutzen und Freuden. Doch wer sich bei der Mär nach einem Happy End sehnt, muss nun noch länger warten. Denn zwischenzeitlich sind die Planungen für das Glasfasernetz sowie den dafür nötigen Tiefbau zwar abgeschlossen. Doch nun hat das Land seine Förderrichtlinien geändert. Das heißt für Friolzheim: die Bedarfsumfrage bei den gewerblichen Nutzern ist ohne Wert. Die Firmen und Betriebe müssen nun noch ein zweites Mal nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gefragt werden.

 

„Die Förderrichtlinien nehmen seit April etwas mehr Bezug auf das sogenannte Cloud-Computing“, sagt der Friolzheimer Bürgermeister Michael Seiß. Beim Cloud-Computing speichert der Benutzer seine Daten nicht auf einem lokalen Server, sondern in einer „Daten-Wolke“ (siehe Infokasten). Und das Land bestehe darauf, dass dieser Faktor auch in Friolzheim seinen Weg in die Umfrage findet. Insgesamt sei man wohl zwischen sechs und acht Wochen zu früh drangewesen.

Seiß verkündete die Nachricht von der Verzögerung auch auf der Homepage der Gemeinde. „Bei unserer neuen Umfrage musste dieser Aspekt dazu“, so der Bürgermeister. Man habe außerdem Glück gehabt, dass man nicht alle Einwohner nochmals befragen musste.

Dennoch bremst das den wortwörtlichen Datenfluss in Friolzheim aus. Denn erst wenn die Umfrage beendet ist, kann die Verwaltung einen neuen Förderantrag stellen. „Bei einer Zusage geht es weiter mit der Ausschreibung“, kündigt der Verwaltungschef an. Ihn erleichtert bei der gesamten Angelegenheit nur eines: dass sie nicht noch viel teurer wird als ursprünglich geplant. „Mehr als die Bearbeitung und das Porto kostet es uns nicht“, versichert er.

500 000 Euro hatte der Gemeinderat im vergangenen November für den Netzausbau veranschlagt. Ursprünglich waren einmal 300 000 Euro geplant gewesen. Die Kostenexplosion ist ein weiteres Kapitel der schier unendlichen Geschichte: Das Regierungspräsidium lehnte vor fast genau einem Jahr ein so genanntes „Schlitzfräsverfahren“ ab – „Micro-Trenching“ nennt sich das in der Fachsprache, und es hätte der Gemeinde wohl tatsächlich eine Menge Geld gespart. Denn wo ursprünglich nur schmale Schlitze für die Leitungen im Gehsteig vorgesehen waren, braucht es nun einen konventionellen Erdaushub.

Letztendlich müsse man aber auch abwarten, wie viele Fördermittel vom Land in das Vorhaben fließen. Diese kommen von der Breitbandinitiative des Landesministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.

Bleibt weiterhin die Frage, wer denn die Gemeinde überhaupt mit diesem schnellen Internet versorgen soll. „Das Verhältnis zur Telekom ist momentan nicht existent“, sagt Seiß. Ohnehin halte sich der Telekommunikationsriese mit dem magentafarbenen Großbuchstaben in den vergangenen Jahren sehr zurück. Gespräche gab es außerdem bereits mit KabelBW. „Die Anbieter stehen dann auf der Matte, wenn es ausgeschrieben wird“, prophezeit Seiß.