Es ist Sommer. Zeit also, die Wanderstiefel zu schnüren und die Augen zu öffnen. Denn zu entdecken gibt es einiges im Altkreis – wie den Betzenbuckel. Ein faszinierendes Stück Natur mit spannenden historischen Stationen.

Heimsheim - Es ist wie eine Reise in eine andere Welt. Trockene Gräser, wilde Büsche und vereinzelte Kiefern säumen den weiten Hügel zwischen Heimsheim und Friolzheim. Ein Bild wie aus einer Steppenlandschaft. Wären da nicht die prachtvollen Silberdisteln, die wie kleine Schmucksteine überall zwischen den gelben Grasbüscheln emporwachsen. Ein alter Steinbruch liegt da, umzäunt von verrostetem Stacheldraht. Ein bisschen fühlt es sich so an, als wäre die Zeit hier oben stehen geblieben.

 

Dieter Hungerbühler hat die Faszination des Naturschutzgebiets Betzenbuckel schon vor vielen Jahren für sich entdeckt. Als er noch bei den Heckengäu-Naturführern aktiv war, hat er oftmals Touren über den Hügel geleitet. Fast hinter jedem Strauch schlummert ein spannendes Stück Geschichte, weiß er. Wie die Römerstraße, erbaut etwa um 90 n. Chr., die vom Neckar zum Rhein quer über den Betzenbuckel verläuft, mit bloßem Auge aber schon gar nicht mehr zu erkennen ist. Zum Glück gibt ein Hinweisschild Aufschluss darüber, wo die Straße vor 2000 Jahren entlanggeführt hat. „Damals hat man einfach die kürzeste Verbindung gewählt – da war es egal, wie viele Steigungen auf dem Weg lagen“, erklärt Hungerbühler. Viele Wagen wurden deshalb von kräftigen Tieren wie Ochsen gezogen. „Die Straße war demnach so angelegt, dass zwei Ochsengespanne aneinander vorbeikamen.“

Eine 2000 Jahre alte Römerstraße führt über den Hügel

Dass die Landschaft ringsum so karg ist, liegt am Boden. „Hier gibt es nur sehr wenig Humus“, erklärt Hungerbühler. „Es ist schwer vorstellbar, aber vor 220 Millionen Jahren war das hier noch ein Meer. Deshalb gibt es so viel Kalkstein.“ Wer einen Blick in den alten Steinbruch wirft – nur ein Stück hinter dem Hinweis auf die Römerstraße –, bekommt einen guten Eindruck davon. „Noch in den Sechzigern haben die Leute hier Steine für den Hausbau herausgeholt.“

Ein Stück in die entgegengesetzte Richtung liegt der nächste markante Punkt der Route: eine lange Reihe Pyramidenpappeln. Neben den vielen kleinen Büschen ringsum wirken sie wie riesige grüne Giganten, und irgendwie scheinen sie gar nicht so richtig hierherzugehören. „Vor 200 Jahren haben die Menschen diese Bäume gepflanzt, damit sich Reisende von Heimsheim nach Friolzheim daran orientieren konnten. Dank ihnen konnte man den Weg auch bei Nacht und Sturm finden.“

Darüber hinaus gibt es auf und am Fuß des Betzenbuckels noch einige interessante Stationen – wie den „Gipfel“, bestehend aus aufgeschütteten Überresten aus dem S- und U-Bahnstrecken-Bau in und um Stuttgart, viele Grenzsteine oder die Altstadt von Heimsheim. Nach beschilderten und ausgebauten Wegen kann man unterwegs allerdings lange suchen. Oft geht es über Trampelpfade oder querfeldein. Dieter Hungerbühler kann die Tour trotzdem jedem ans Herz legen: „Dank der Pappeln und der meist sehr großen Sichtweiten kann man sich eigentlich nie verlaufen“, sagt er.