Die Gemeinde baut Kita- und Hortplätze aus. Und am Marktplatz entsteht ein neues Geschäftshaus.

Friolzheim - Ich denke, es wird ein gutes Jahr“, sagt Michael Seiß, wenn er auf die kommenden Monate blickt. Nachdem der Friolzheimer Bürgermeister und seine Verwaltung vieles Gleichzeitig zu stemmen hatten, Stichwort Breitbandversorgung oder Ortsdurchfahrt, freut sich der Schultes jetzt auf ein „ruhiges Jahr mit zwei, drei schönen Projekten“, wie er sagt.

 

Da wäre zunächst die Betreuung der unter Dreijährigen. Im März, spätestens aber im April, will die Gemeinde eine dritte Krippengruppe mit Platz für bis zu zehn Kindern eröffnen. „Das ist auch dringend notwendig, sagt der Schultes“, denn die Nachfrage nach Betreuungsplätzen schon für die Kleinsten ist groß. Zusätzlich Personal zu finden, sei gar nicht so einfach gewesen, erzählt Michael Seiß. Denn wie überall herrscht auch im Enzkreis Fachkräftemangel.

Die Hortbetreuung der Schulkinder steht in diesem Jahr ebenfalls auf der Agenda. Neben der Schule soll ein Neubau errichtet werden, in dem Platz für zwei Hortgruppen geschaffen werden soll. Dafür muss die Gemeinde ordentlich in die Tasche greifen und 600 000 bis 700 000 Euro investieren. „Und das sind nur die reinen Baukosten“, erklärt der Bürgermeister.

Dass es dafür keine Fördergelder gibt, ärgert ihn. Für die Kleinkindbetreuung gebe es schließlich auch Zuschüsse vom Land. „Bei der Betreuung von den Älteren stehen wir vollkommen alleine da.“ Immerhin, neues Personal muss die Gemeinde für die Hortbetreuung nicht suchen. „Wir sind in der komfortablen Lage, dass die Pforzheimer Volkshochschule das übernimmt“, sagt Seiß. Schon heute ist die VHS für die Hortbetreuung in der Grundschule zuständig, und das soll auch so bleiben.

Gemeindeentwicklung: Was passiert mit dem 2013 angestoßenen Prozess? „Der geht selbstverständlich weiter“, erklärt der Bürgermeister. Ende des vergangenen Jahres hatte die Verwaltung die Ergebnisse der Planungswerkstatt vorgestellt, bei der die Bürger im Sommer ihre Ideen und Wünsche für die Zukunft ihrer Gemeinde zusammengetragen hatten. Nun ist der Gemeinderat am Zug.

Noch im Frühjahr soll er daraus einen Masterplan für den gesamten Ort entwickeln, der alle Ideen und Pläne bündelt. „Das ist dann der Fahrplan, an dem sich die Bürger, der Rat und die Verwaltung orientieren können“, sagt Seiß.

Gerstner-Areal und Rathaus: Keine Zukunftsmusik hingegen ist das Projekt am Marktplatz, hier soll einiges passieren. Ein Investor für das neue Wohn- und Geschäftshaus ist gefunden, der Gemeinderat hat zugestimmt. „Im Frühjahr sollen die ersten Baumaschinen rollen“, erklärt der Bürgermeister Michael Seiß.

Wann der Umbau des Friolzheimer Rathauses beginnt, ist noch völlig offen. Hier stehen zunächst einmal die Planungen an, sagt der Bürgermeister. In erster Linie gehe es um die Kosten, und da müsse auch die Sanierung des Feuerwehrhauses, das inzwischen in die Jahre gekommen ist, mit eingerechnet werden. „Wir lassen uns da ganz bewusst Zeit, um eine geeignete Lösung zu finden“, erklärt Michael Seiß.

Schließlich müsse das Gebäude gewisse Repräsentationsaufgaben erfüllen. Dass etwas passieren muss, steht außer Frage. Denn das Friolzheimer Rathaus ist 172 Jahre alt, entspricht an vielen Stellen nicht den Ansprüchen. „Die Mitarbeiter verbringen viel Zeit hier, deswegen sollen sie sich auch wohl fühlen“, sagt Michael Seiß, der am 1. Mai übrigens zwölf Jahre im Amt ist.

Kommunalwahl: Über den Tellerrand seiner Gemeinde geblickt gibt es derzeit vor allem eine Sache, die den 47-Jährigen beschäftigt: Die Kreistagswahl am 25. Mai. Seit 2005 sitzt Seiß für die CDU im Gremium. Zusammen mit seiner Fraktionskollegin Christa Pfisterer aus Heimsheim ist er gerade auf Akquise im Heckengäu unterwegs, auf der Suche nach geeigneten Kandidaten. „Es ist mühsam, Leute zu finden, die sich engagieren wollen“, sagt er. Wie die Wahl ausgehen wird? Der Friolzheimer Bürgermeister will keine Prognosen abgeben. Nur so viel: „Ich bin mir sicher, dass sich in den Fraktionen einiges tun wird.“

Klinikdebatte: Auch Seiß treibt das Thema um. Vor allem, wenn es um die Besetzung der Leonberger Chefarztstellen geht, hat er eine klare Meinung: „Wenn man erst einmal abwartet und solche Schlüsselposten nicht besetzt, dann ist das tödlich für eine Klinik.“ Er beobachtet die Debatte um den Leonberger Standort genau, schließlich betrifft das auch die Menschen in Friolzheim. Er geht davon aus, dass viele der Bürger aus dem Heckengäu nach Leonberg gehen. Die Versorgung auf ein Minimum herunter zu schrauben, hält er nicht für sinnvoll. Eine Grundversorgung dort sei ein „Sterben auf Raten“, glaubt Seiß. „Fehlen die Fachärzte, dann geht diese Klinik früher oder später zu Grunde.“