Mehr als 40 Jahre hat der Friolzheimer Riese die Szenerie rund um den Geissberg geprägt. Vor Kurzem wurde der Funkmast binnen drei Tagen demontiert.

Friolzheim - Kurz und schmerzlos – so könnte man das Ende des Friolzheimer Riesen beschreiben. Der 60 Meter hohe Funkmast wurde von Abbruch-Spezialisten demontiert und als Stahlschrott in Containern abtransportiert. Damit endet die Geschichte eines markanten Bauwerks, das die amerikanischen Streitkräfte Mitte der 1970er-Jahre an ihrem Standort („Communications Facility“ und „Relay Station“) errichtet hatten.

 

Mit seinem Stahlfachwerk, der konischen Form und der rot-weißen Lackierung hob sich der Geissbergturm von anderen Funkmasten in der Region klar ab und verlieh dem Ortsbild eine neue Facette. Es dauerte nicht lange, bis der Riese als Wahrzeichen der Heckengäu-Gemeinde anerkannt wurde. Dank seiner exponierten Position dominierte er besonders aus südwestlicher Perspektive die Friolzheimer Szenerie.

Seit 2017 sind die Tage des Bauwerks gezählt

In den folgenden Jahrzehnten stellte der Solitär dabei eine architektonische Konstante dar, während sich der Ort selbst mit neuen Wohngebieten und modernen Baustilen in seiner Erscheinung stark veränderte. Was genau auf der abgesperrten Anlage der US-Armee vor sich ging, blieb der hiesigen Bevölkerung derweil verborgen, und so lief auch die Aufgabe des Standorts zu Beginn der 2000er-Jahre recht unspektakulär ab. Für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die das Gelände anschließend übernahm, eignete sich der Mast im Grunde nur als vermietbarer Antennenträger. Sowohl Mobilfunkbetreiber als auch Behörden meldeten rasch Interesse an – und nutzten den Friolzheimer Riesen bis ins laufende Jahr für ihre Zwecke.

Dabei waren die Tage des markanten Bauwerks spätestens seit 2017 gezählt, als eine turnusmäßige Untersuchung ergeben hatte, dass die Statik und der Steigweg nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen. Nach den ersten Planungen der BImA sollte im Frühjahr 2020 ein neuer Stahlgitterturm errichtet werden, bevor die Coronapandemie für erhebliche Verzögerungen sorgte und den Bau letztlich um zwölf Monate nach hinten schob.

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Auch die Montage der Sendetechnik auf den Nachfolge-Masten ging im Sommer schleppender vonstatten als erwartet, weshalb sich die Gnadenfrist des Riesen noch einmal verlängerte. Einen weiteren Winter wollte das zuständige Staatliche Hochbauamt Karlsruhe indes nicht warten und setzte die Demontage im Herbst an. Doch bis alle Antennen installiert, das Wetter günstig und die Abbruch-Experten samt Industrie-Kletterern verfügbar waren, ging wieder Zeit ins Land.

Am Ende geht alles ganz schnell

Kürzlich versprach ein Hochdruckfenster drei bis vier Tage stabile Verhältnisse ohne Regen und Windböen – gerade lang genug, um die Hauptarbeiten über die Bühne zu bringen. Unterstützt von einem großen Fahrzeugkran, einer Hebebühne, einem Bagger sowie Schweißbrennern und Winkelschleifern zerlegte ein fünfköpfiges Team den scheinbar unverwüstlichen Turm innerhalb von drei Tagen in seine Einzelteile. Hierbei trennten die Männer die je fünf bis sechs Tonnen schwere Segmente vom Turmschaft ab, bevor diese vom Kran auf den Boden gehievt und dort per Hydraulikschere zerkleinert wurden.

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Der Stahl, so wirkte es jedenfalls, wehrte sich gegen sein Schicksal mit letzter Kraft, nur hatte er gegen diese Übermacht von Mensch und Maschine keine Chance. Als von dem einst stattlichen Funkmast nur noch ein schiefer Stumpf in die Höhe ragte, sagte ein Spaziergänger: „Das war es also mit unserem Wahrzeichen“, und zog von dannen. Er sollte einer der wenigen bleiben, die das letzte Kapitel des Friolzheimer Riesen vor Ort miterlebten. Dieses Ende war nicht dem Anlass entsprechend, auch wenn der goldene Oktober noch eine Ehrenrunde drehte. Stattdessen ging alles recht schnell über die Bühne.