Favorit Frisch Auf Göppingen setzt sich nach dem verdienten Derby-Erfolg gegen den TVB Stuttgart vom württembergischen Konkurrenten in der Handball-Bundesliga ab. Ist dies nur eine Momentaufnahme oder geht die Schere zwischen den Rivalen wieder weiter auseinander?

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Beide Clubs waren mit 4:2 Punkten gut in die neues Saison der Handball-Bundesliga gestartet: Nach dem verdienten 31:25 (14:11) von Frisch Auf Göppingen am Sonntag vor 4300 Zuschauern in der EWS-Arena gegen den TVB 1898 Stuttgart scheinen sich die Wege der württembergischen Rivalen zu trennen. Favorit Frisch Auf hat sich mit nun 8:2 Punkten vorne festgesetzt. Außenseiter TVB rangiert mit 4:6 Zählern im unteren Mittelfeld. „Wir haben richtig guten Tempohandball gespielt und sind einfach auch stärker besetzt als Stuttgart“, sagte Göppingens Linksaußen Marcel Schiller nachdem er schweißgebadet die vielumjubelte Ehrenrunde beendet hatte. Der Torjäger hatte ein famoses Spiel gemacht. Mit elf Treffern (davon vier Siebenmeter) war der 27-Jährige der Mann des Spiels. Auch Rechtsaußen Marco Rentschler überzeugt mit sechs Toren. Insgesamt überzeugte Frisch Auf mit einer Angriffseffektivität von 66 Prozent.

 

Kraus hakt Spiel schnell ab

Beim TVB traf Michael „Mimi“ Kraus mit acht Toren (davon vier Siebenmetern) am besten. Die Niederlage bei seinem Ex-Verein hakte er schnell ab: „Wir bekamen nach der Pause keinen Zugriff in der Abwehr, zudem fehlte die Unterstützung der Torhüter. Aber gegen dieses starke und selbstbewusste Göppinger Team kann man verlieren. Da tut die Niederlage vor einer Woche beim VfL Gummersbach viel mehr weh.“

Bleibt die Frage, wohin die Reise der beiden Rivalen geht – kurz- und mittelfristig. Frisch Auf hat mit dem Traumstart, das geschafft, was sich der Verein erhofft hatte: Die Mannschaft macht einen sehr geschlossenen Eindruck, spielt mit heißem Herz und kühlem Kopf und hat unter dem neuen Trainer Hartmut Mayerhoffer eine neue Aufbruchstimmung ausgelöst. Die Euphorie ist nach zwei zähen Jahren in der Liga (jeweils Platz zehn) groß. Die nächsten beiden Aufgaben bei Aufsteiger SG BBM Bietigheim (23. September) und zu Hause gegen den TBV Lemgo Lippe (30. September, jeweils 16 Uhr) sind lösbar, doch es wäre viel zu früh und auch völlig unangebracht, das Saisonziel zu korrigieren. Zumal die erklärte Absicht („besser als im Vorjahr“) ohnehin viel Spielraum nach oben lässt.

Am Sonntag kommt der Bergische HC nach Stuttgart

Und der TVB? Der will sich im vierten Jahr seiner Bundesligazugehörigkeit ans sichere Mittelfeld ranrobben. Beim Derby in Göppingen bestätigte sich, dass der nächste Entwicklungsschritt nur möglich ist, mit einem Torwart Johannes Bitter in Topform und weniger Fehlern im Angriff: „Wir schaden uns wie schon in Gummersbach mit zwei kurzen schlechten Phasen und bringen uns um den möglichen Lohn“, monierte Trainer Jürgen Schweikardt die fehlende Konstanz. Das Erreichen der ersten Tabellenhälfte hält er in dieser Saison, in der es für den TVB am kommenden Sonntag (16 Uhr/Scharrena) gegen den Bergischen HC weitergeht, für „utopisch“ – mittelfristig wird in Stuttgart ein einstelliger Platz angestrebt.

Hinter der Spitze geht’s breiter zu

Frisch Auf kletterte nach seinem Bundesliga-Aufstieg 2001 im vierten Jahr schon auf Platz acht, erreichte 2006 das EHF-Pokal-Finale und gewann den Cup erstmals 2011. So rasant wird die Entwicklung beim TVB nicht nach oben gehen. „Es ist inzwischen auch schwieriger geworden“, meint Schweikardt, „es geht in der Liga hinter den Topteams viel ausgeglichener zu.“ Anders ausgedrückt: Die Breite hinter der Spitze ist dichter geworden. Was für die Spannung in der Liga kein Nachteil ist.

Frisch Auf Göppingen Prost (1.-47. Minute), Rebmann (47.-60.); Schiller 11/4 Tore, Rentschler 6, Sliskovic 4, Heymann 3, Kneule, Zelenovic, Kozina je 2, Bagersted 1, Peric, Schöngarth, Ritterbach, Damgaard, Goller.

TVB Stuttgart Bitter (1.-17., 44.-60.), Maier (17.-44.); Kraus 8/4, Markotic, Baumgarten je 4, Schagen 3/1, Schweikardt, Schmidt je 2, Schimmelbauer, Weiß je 1, Späth, Häfner, Röthlisberger, Burmeister, von Deschwanden.