Tim Kneule ist ein dynamisches, zweikampfstarkes Kraftpaket mit viel Drang zum Tor. Neuzugang Allan Damgaard bevorzugt das strategische, facattenreiche Spiel. Von diesen beiden unterschiedlichen Spielmachern verspricht sich Frisch Auf in der neuen Handball-Saison entscheidende Impulse.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Magnus Andersson (51) war früher der klassische Spielmacher. Der Trainer von Frisch Auf Göppingen gehörte zu seiner aktiven Zeit zu den genialen Künstlern am Ball. Zu den Virtuosen wie Stefan Lövgren, Glen Solberg, Markus Baur, Daniel Stephan oder auch der ganz große Star der Branche, Ivano Balic. Diesen Strategen auf der Mitteposition drohte durch die rasante Entwicklung des Spiels, die ansteigende Physis und Härte die Wachablösung durch stereotype, bulligere Spieler. Doch die Tendenz geht inzwischen teilweise wieder zu schnellen, intuitiven, geschmeidigen Spielmachern. Sofern sie nicht über den perfekten, mit allen Attributen ausgestatteten Mittelmann der Marke Domagoj Duvnjak oder Nikola Karabatic verfügen, versuchen immer mehr Trainer, zwei unterschiedliche Spielmachertypen im Kader zu haben, die abwechselnd die Fäden ziehen.

 

Spielsteuerung ist Damgaards Stärke

Bei Frisch Auf ist dies mit Beginn dieser Saison der Fall. Dauerbrenner Tim Kneule (seit 2006 im Verein) ist ein Kraftpaket mit hohem Durchsetzungsvermögen. Er reißt mit seiner Dynamik Lücken, ist enorm stark im Eins-gegen-Eins und torgefährlich. Dank dieser Qualitäten brachte es der 31-Jährige auch auf 23 A-Länderspiele. Neu dabei ist Allan Damgaard, mit dem sich Kneule die Spielanteile teilen wird. Der Däne ist nicht der abschlussorientierte Typ. Er bevorzugt das strategische, facettenreichere Spiel. Er bestimmt den Rhythmus, das Tempo. Er kann ein Spiel lesen. „Die Spielsteuerung ist seine Stärke. Wie er die Bälle zum Kreis durchsteckt, die Außen und Rückraumhalbspieler in Szene setzt, ist schon aller Ehren wert“, lobt Rolf Brack, der die Göppinger Mannschaft beim Vorbereitungsturnier in Ehingen sowie im DHB-Pokal gegen seine Rimpar Wölfe (31:28) genau unter die Lupe nahm. Für den ehemaligen Schweizer Nationaltrainer steht fest: Das in der Vergangenheit sehr rückraumlastige, oft statische und wenig ideenreiche Göppinger Angriffsspiel wird mit dem 31-Jährigen flüssiger. Kein Wunder, dass bei Coach Andersson ein Lächeln aufblitzt: „Ich bin sehr froh, zwei so starke, unterschiedliche Spielmacher im Team zu haben.“

Bruder Michael in Magdeburg am Ball

Damgaard kam vom dänischen Topclub Bjerringro-Silkeborg, mit dem er auch in der Champions League am Ball war. Doch als der Lockruf aus Göppingen kam, musste er nicht lange überlegen: „Die stärkste Liga der Welt ist ein Traum für jeden Spieler. Dafür gebe ich die Sicherheit, die man in der dänischen Liga spürt, gerne auf“, sagt der privat eher ruhige Rechtshänder. Mit seiner Frau Cecilie und Sohn Theo fühlt er sich in der Wohnung mit Garten im Stauferpark rundum wohl. „Göppingen gefällt uns auch als Stadt sehr gut“, sagt Damgaard. Obwohl er auch schon in der Millionenmetropole Hamburg am Ball war. Vom Sommer 2015 an hatte er bis zur Insolvenz des HSV (gemeinsam mit dem jetzigen Teamkollegen Adrian Pfahl) schon einmal für ein halbes Jahr in der Bundesliga gespielt. Sein Bruder Michael (27) trägt seit 2015 den Dress des SC Magdeburg. Es wird ein pikantes Fernduell. „Ich würde in der Tabelle schon gerne vor ihm landen“, sagt Allan mit einem Lächeln.

Fragezeichen im Tor

An diesem Donnerstag (19 Uhr/Sky) geht es für Frisch Auf bei Aufsteiger Die Eulen Ludwigshafen los. Das Saisonziel lautet Platz sechs. Ob es erreicht wird? Experte Brack sagt: „Die Achse Kreis, Mitte, Tor ist im modernen Handball entscheidend.“ Am Kreis mit den Zugängen Jacob Bagersted und Kresimir Kozina ist Göppingen gut aufgestellt. Mit seiner neuen Mitte ebenfalls. Brack: „Das größte Fragezeichen setze ich bei Frisch Auf im Tor.“ Doch erst einmal ist der frühere Weltklasse-Spielmacher Andersson froh, dass er neben Kneule einen Damgaard im Kader hat.