Die Emotionen kochen beim 29:28 von Frisch Auf Göppingen gegen die MT Melsungen fast über. Nach dem Bundesligaspiel sorgen Offerten von Champions-League-Clubs für zwei Stammspieler mit laufenden Verträgen für Gesprächsstoff.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Wenn die MT Melsungen bei Bundesligist Frisch Auf Göppingen aufkreuzt, dann hat es eine gewisse Tradition, dass es sehr heiß her geht. Beim 29:28 (14:11) am Donnerstagabend vor 4000 Zuschauern kochten die Emotionen in der EWS-Arena sogar fast über. Der Treffer von Tim Kneule 40 Sekunden vor Schluss entschied den packenden Handball-Krimi. Melsungen gelang danach kein Treffer mehr. Frisch Auf, das schon 19:13 (37.) vorne gelegen hatte, verteidigte den Vorsprung mit enormer Leidenschaft. Nach der Schlusssirene kannte der Jubel keine Grenzen. „Für solche Spiele spielt man Handball, ich bin überglücklich“, sagte Göppingens Rückraumspieler Daniel Fontaine, mit sechs Toren erfolgreichster Werfer seines Teams. Linksaußen Marcel Schiller (5/1) und Kreisläufer Kresimir Kozina (5/4) waren die zweitbesten Schützen.

 

MT-Trainer Roth außer sich

Knallhart war es in den hektischen 60 Minuten zur Sache gegangen. Sechs Zeitstrafen und eine Rote Karte (nach drei Zeitstrafen) zwei Sekunden vor Schluss für Joscha Ritterbach hatte es für Frisch Auf gegeben, sieben Zweiminutenstrafen für die Nordhessen. Von Beginn an im Mittelpunkt: Die Melsunger Müller-Zwillinge. Besonders Linkshänder Michael zog sich schnell den Unmut des Publikums zu, da er nicht nur sehr hart einstieg, sondern sich immer wieder mit Gegenspielern und Schiedsrichtern in Diskussionen verstrickte. Auch MT-Trainer Michael Roth beschäftigte sich oftmals mehr mit dem Schiedsgericht, als mit seiner Mannschaft – am Ende war er außer sich: „Wir haben uns von der Atmosphäre und von Provokationen anstecken lassen“, ärgerte sich der Coach, der beim Foul von Ritterbach direkt Rot und einen Siebenmeter (nicht nur Freiwurf) forderte. Roth: „Für mich war das eine klare Fehlentscheidung.“ MT-Geschäftsführer Axel Geerken legte nach der Partie formal Einspruch ein: „Wir haben die Möglichkeit genutzt, einen Protest anzukündigen. Die Schiedsrichter haben die Szene nicht kommentiert“, erklärte Geerken. Allerdings dürfte es sich um eine Tatsachenentscheidung handeln, die Schiedsrichter ahndeten das Foul von Ritterbach nicht als vereiteln einer klaren Torchance. Ansonsten hätte es in den letzten 30 Sekunden eines Spiel direkt Rot und Siebenmeter geben müssen.

Meshkov Brest an Kozina dran

Göppingens Trainer Brack war nach dem Spiel einfach nur glücklich: „Das war ein Sieg des Publikums. Wir haben gekämpft bis zum Umfallen.“ Für Unruhe hinter den Kulissen sorgen unterdessen Personalien mit Blick auf die neue Runde. Während die Besetzung des zweiten Linkshänders im rechten Rückraum weiter offen ist und die Chance zur Vertragsverlängerung mit Jens Schöngarth („Noch ist nichts entschieden“) nach wie vor eine mögliche Option ist, gibt es Offerten für Spieler mit gültigen Verträgen bis 2019. An Kapitän Zarko Sesum soll der Schweizer Champions-League-Club Kadetten Schaffhausen Interesse haben, konkreter sind die Begehrlichkeiten bezüglich Kreisläufer Kresimir Kozina. Das Energiebündel wird vom weißrussischen Champions-League-Verein HC Meshkov Brest umworben. Warum es den kroatischen Publikumsliebling aus Göppingen wegziehen könnte? Neben der Aussicht auf mehr Gehalt und einen langfristigen Vertrag dürfte er sich bessere Perspektiven versprechen, wieder für die kroatische Nationalmannschaft nominiert zu werden. Bei der EM im vergangenen Januar in seinem Heimatland war er nicht dabei. Als Kozina noch für die Topclubs SG Flensburg-Handewitt und Füches Berlin spielte, war er fester Bestandteil der Auswahl. Aber als Spieler eines mittelmäßigen Bundesligisten hat er nun mal geringere Chancen, als bei einem Club, der in der Seha-Liga und in der Königsklasse am Ball ist. Hinzu kommt: Kozina spielt derzeit bei Frisch Auf fast nur im Angriff. Aus nachvollziehbaren Gründen zwar, da Trainer Rolf Brack die Kräfte aufgrund des harten Programms auf mehrere Schultern verteilt, doch die Kroaten wünschen sich für ihre Nationalmannschaft einen kompletten Spieler, der in seinem Verein vorne und hinten zum Einsatz kommt.

Weggang des Publikumslieblings wäre nur ganz schwer vermittelbar

Die Göppinger Verantwortlichen wollten sich zu den pikanten Personalien am Donnerstagabend nicht groß äußern. Der Sportliche Leiter Christian Schöne sagte auf die Frage, ob es möglich sei, dass Spieler mit laufenden Verträgen den Verein verlassen könnten, lediglich: „Stand jetzt gehe ich davon aus, dass es nicht so ist.“ Fest steht: Ganz egal, wie die Begleitumstände sein mögen – ein Weggang von Kozina wäre den Frisch-Auf-Fans nur äußerst schwer zu vermitteln.