Nur 3600 Zuschauer bei der Saisonheimpremiere von Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen. Und die, die kamen, gingen nach dem 27:27 gegen den TBV Lemgo enttäuscht nach Hause. Vor dem Derby am Sonntag (12.30 Uhr) gegen den TVB Stuttgart steigt der Druck auf Trainer Magnus Andersson und sein Team.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Er wäre der Held des Abends gewesen: Als der starke neue Linksaußen Joscha Ritterbach zwölf Sekunden vor Schluss mit seinem siebten Treffer das 27:26 für den Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen erzielte, standen die Chancen auf einen Sieg zur Saison-Heimpremiere gut. Doch mit der letzten Aktion des Spiels glich der TBV Lemgo per Siebenmeter durch Tim Hornke zum 27:27(14:11)-Endstand vor nur 3600 Zuschauern aus. „Ich bin unglaublich enttäuscht und auch stinksauer, weil wir wie schon in Minden wieder einen Punkt verschenkt haben. Unsere Chancenverwertung war einfach viel zu schwach. Das tut sehr weh“, klagte Göppingens Trainer Magnus Andersson. „Unser Überzahlspiel war nicht erstligareif. Mit unseren 4:4-Punkten bisher sind wir definitiv hinten dran“, ergänzte der Sportliche Leiter Christian Schöne.

 

Unerklärliche Fehler

Neue Mannschaft, alte Leiden – so lässt sich die Darbietung der Grün-Weißen zusammenfassen. Wie so häufig in der vergangenen Saison schafft es Frisch Auf nicht, über 60 Minuten eine konstante Leistung auf die Platte zu bringen. Es gibt starke Phasen, dann wieder stümperhafte Aussetzer. „Wir haben 50 Minuten gut gespielt, dann machen wir unerklärliche Fehler. Das ist so bitter“, sagte Daniel Rebmann, der ab der 28. Minute (bis auf den letzten Siebenmeter) für Primoz Prost im Tor gestanden war.

Bagersted verpasst Vorentscheidung

Frisch Auf hatte sehr schwungvoll begonnen und 10:4 (18.) geführt. Beim 22:19 (44.) scheiterte Kreisläufer Jacob Bagersted bei einem Tempogegenstoß am überragenden Ex-Balinger TBV-Torwart Peter Johannesson. Lemgo glich zum 24:24 (53.) aus. Göppingen legte noch dreimal ein Tor vor, schaffte es aber nicht, den Vorsprung zu halten. Vor dem Derby an diesem Sonntag (12.30 Uhr) gegen den TVB Stuttgart steigt der Druck auf Magnus Andersson und sein Team. Der Trainer musste sich kritische Fragen gefallen lassen. In der hektischen Schlussphase ließ der Schwede den unglücklich spielenden Rückraumspieler Daniel Fontaine (kein Tor) auf dem Feld, anstatt den vor der Pause starken Kapitän Zarko Sesum (vier Tore) wieder einzuwechseln. Auch Sebastian Heymann, eine weitere Alternative auf Halblinks, brummte 60 Minute auf der Bank. Anderssons Antwort ging in die Richtung „hinterher ist man immer schlauer“.

Ritterbach mit sieben Toren

So blieb die einzige positive Überraschung Joscha Ritterbach. Der 23-jährige pfeilschnelle Linksaußen, von Zweitligist ASV Hamm-Westfalen gekommen, zeigte eine couragierte Vorstellung. Marcel Schiller kam nur zu einem Siebenmeter aufs Feld. „Die Leistung zählt, Joscha hatte sich den Einsatz von Beginn an verdient“, sagte Andersson. Der bisherige Platzhirsch und Torjäger Schiller steht in dieser Saison vor einem Konkurrenzkampf, der so hart für ihn so hart ist wie noch nie seit, er 2013 vom TV Neuhausen nach Göppingen wechselte. Der 26-Jährige muss um seine Spielanteile kämpfen, denn nur durch Einsätze, gute Leistungen und Tore kann er sich auch weiter für die Nationalmannschaft empfehlen. Am 18. Juni hatte Schiller mit sieben Toren ein starkes Debüt im Team von Bundestrainer Christian Prokop hingelegt.

Doch dieses Einzelschicksal ist derzeit das kleinste Problem bei Frisch Auf Göppingen.