Noch sind letzte Formalitäten zu klären, doch daran wird der Einstieg von Rolf Brack beim Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen kaum mehr scheitern. Der spannende Neuanfang kann beginnen.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Am Montagabend war Magnus Andersson mit seiner Mannschaft noch auf dem Cannstatter Wasen, am Dienstagvormittag leitete er in der EWS-Arena das Training. Danach war er beim Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen Geschichte. Die schwache vergangene Bundesligasaison und der desaströse Saisonstart wurden dem Schweden (Vertrag bis 30. Juni 2018) in seinem vierten Jahr unterm Hohenstaufen zum Verhängnis. Offenbar hat der 51-Jährige auch von sich aus eingesehen, dass es keinen Sinn mehr ergibt, weiterzumachen. Schon in der vergangenen Runde hatte er intern ähnliche Gedanken geäußert. Ein wenig freuen dürfte sich über das vorzeitige Ende seine Ehefrau Ulrika: Sie war bereits im Sommer aus beruflichen Gründen aus dem Haus in Salach in ihre schwedische Heimat zurückgekehrt. Was dem früheren Weltklasse-Spielmacher keiner nehmen kann, sind auf alle Fälle die beiden EHF-Pokal-Siege 2016 und 2017 unter seiner Regie.

 

Neue Impulse dringend nötig

Magnus Andersson hat zu jeder Zeit hochprofessionell auch im Sinne von Frisch Auf gehandelt und dabei auch als Mensch einen bleibenden Eindruck hinterlassen,“ sagte der stellvertretende Geschäftsführer Peter Kühnle. Der Aufsichtsratschef Ulrich Weiß ergänzte: „Die getroffene Entscheidung ist uns alles andere als leicht gefallen, weil wir in den vergangenen Jahren sowohl fachlich als auch menschlich hervorragend zusammengearbeitet haben. Wir brauchen jedoch dringend neue Impulse, um sportlich wieder in die Spur zu kommen.“ Bereits an diesem Sonntag (12.30 Uhr) steht das nach bisher nur 4:6 Punkten wichtige Spiel beim TV Hüttenberg auf dem Programm. Bis zu einer endgültigen Trainer-Neuverpflichtung soll der aktuelle Sportliche Leiter Christian Schöne die Trainingseinheiten leiten.

Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass der neue Mann schon an diesem Dienstag um 17 Uhr in der EWS-Arena das Zepter übernimmt. Nach Informationen dieser Zeitung wird dies Rolf Brack sein. Gehandelt wurde zuletzt auch Juri Schewtsow, der Trainer der weißrussischen Nationalmannschaft. Beide passen ins Anforderungsprofil: Sie sind äußerst erfahren und bekannt für eine klare, bisweilen harte Linie. Schewtsow kennt die Bundesliga aus seiner Zeit bei TuSEM Essen, den Rhein-Neckar Löwen und dem TBV Lemgo, mit dem der 57-Jährige 1996 in seiner ersten Saison auf Anhieb das Double aus Meisterschaft und DHB-Pokal holte.

Die eindeutig wahrscheinlichere Variante ist aber der Einstieg von Rolf Brack. Die Verhandlungen mit dem 63-Jährigen sind bereits sehr weit vorangeschritten. Nur letzte Details sind noch abzustimmen. Aufgrund eines Zahnarzttermins war der Sportwissenschaftler am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Wie es heißt, müssen auch noch Formalitäten mit seinem Arbeitgeber, der Universität Stuttgart, abgeklärt werden.

Brack war von 1994 bis 1996 schon mal in Göppingen tätig

Nach seinem Ausstieg als Schweizer Nationaltrainer im Sommer 2016 fungierte Brack als sportlicher Berater des Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe. Davor war er auch schon als Trainer beim HBW Balingen-Weilstetten (2004 bis 2013), dem VfL Pfullingen (1998 bis 2004), beim TSV Scharnhauen und der SG Stuttgart/Scharnhausen (1984 bis 1994) tätig. Nicht zu vergessen sein Engagement als Coach bei der SG Frisch Auf Göppingen/Scharnhausen (1994 bis 1996). Aus diesem wenig rühmlichen Kapitel Göppinger Handball-Geschichte, das Frisch Auf allerdings den Absturz in die dritte Liga erspart hatte, rührten lange Zeit Ressentiments traditionsbewusster Frisch-Auf-Fans gegen Brack – doch diese sind bei den allermeisten vergessen.

Dass es den ehrgeizigen, im positiven Sinne „handballverrückten“ Familienmenschen aus Scharnhausen reizt, beim Traditionsclub einzusteigen und Frisch Auf nach oben zu führen, steht außer Frage. Die Verbindungen sind nie abgerissen, zumal Göppingens Geschäftsführer Gerd Hofele und auch Athletiktrainer Dieter Bubeck langjährige Weggefährten an der Uni Stuttgart sind. Dies wird seinen wahrscheinlichen Einstieg erleichtern. Doch einfache Aufgaben sehen wahrlich anders aus.