Tim Kneule war schon öfter ganz nah dran. Doch immer wieder kam beim Spielmacher von Frisch Auf Göppingen vor einem großen Turnier der deutschen Handball-Nationalmannschaft etwas dazwischen. Bei der EM im Januar hofft der 31-Jährige, endlich einmal dabei zu sein.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Tim Kneule (31) ist der einzige Handballer eines Bundesligisten aus der Region, der für die Länderspiele der Nationalmannschaft gegen Spanien am kommenden Wochenende in Magdeburg und Berlin nominiert ist. Der Spielmacher von Frisch Auf Göppingen will alles dafür tun, um sich für die EM vom 12. bis zum 28. Januar 2018 in Kroatien zu empfehlen.

 
Herr Kneule, die meisten Ihrer Mitspieler haben erst am 2. November wieder ein Bundesligaspiel, wäre auch Ihnen die Pause gelegen gekommen?
Wir hatten vergangenen Woche innerhalb von drei Tagen zwei sehr wichtige Pflichtspiele, da könnte man eine Pause schon vertragen. Doch ich hatte ein freies Wochenende, fühle mich fit und habe keinerlei Beschwerden. Ich freue mich sehr, dass ich mich bei der Nationalmannschaft zeigen darf.
Über mangelnde Abwechslung können Sie sich derzeit nicht beklagen.
Das stimmt. Viele, viele Jahre hatte ich im Verein nur die beiden Trainer Kurt Reusch und Velimir Petkovic, jetzt kommt nach der Trennung von Magnus Andersson in Rolf Brack ein völlig anderer Trainertyp.
Was ist die größte Umstellung?
Mein Vorteil war, dass ich Rolf Brack von der Uni Stuttgart her kannte. Ich habe bei ihm studiert und wusste, wie er tickt. Rolf Brack will es einfach haben. Weniger ist mehr, lautet sein Motto. Dafür fordert er, dass wir jeden Spielzug auf den Punkt genau spielen. Er ist unglaublich akribisch, unterbricht viel im Training, durch die vielen Wiederholungen automatisiert sich einiges.
Und er fordert bedingungslosen Tempo-Handball.
Wir müssen sehr, sehr viel laufen. An seine Vorgaben müssen sich alle halten. Wer ausschert, bekommt auch mal einen Rüffel.
Sein Vorgänger ließ viele Freiräume?
Magnus Andersson setzte auf Eigenverantwortung und ließ den Spielern sozusagen ihren kreativen Freiraum, selbst zu entscheiden. Das hatte aber ab und zu zur Folge, dass jeder Spieler von uns gleichzeitig eine andere Idee hatte.
In wie fern können Sie von Rolf Brack auch in der Nationalmannschaft profitieren?
Ich denke schon, dass mich Rolf Brack grundsätzlich noch einen Schritt weiter bringen kann. Er gibt mir im Training wichtige Impulse und hilft mir zum Beispiel meine Schlagwurfqualitäten mehr einzusetzen, noch mehr in die Tiefe zu gehen und auch das Zusammenspiel mit dem Kreis weiter zu verbessern.
Wie sehen Sie denn Ihre Chancen, bei der EM im Januar in Kroatien mit dabei zu sein?
Schwierig zu sagen. Natürlich rechne ich mir Chancen aus, aber es ist noch ein weiter Weg. Die Leistungen in der Liga werden entscheidend sein.
Wie beurteilen Sie den Konkurrenzkampf auf der Spielmacherposition?
Für die Länderspiele gegen Spanien sind neben mir Steffen Fäth und Paul Drux auf der Mitte-Position nominiert. Simon Ernst ist verletzt, Niclas Pieczkowski ist diesmal nicht dabei. Ich bin mit 31 Jahren einer der älteren Spieler. Mal sehen, wie wichtig dem Bundestrainer die Erfahrung in seiner Mannschaft ist.