Der Stuttgarter Maultaschen-Hersteller Roland Droese hat in der Pandemie sein Geschäft ins Internet verlagert. I love Mauldasch hat für den Versandhandel extra eine Dose kreiert. Und das Gasthaus zur Linde verschickt die schwäbische Spezialität jetzt komplett mit Kartoffelsalat.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Manchmal fragt sich Roland Droese, warum er nicht schon früher auf diese Idee gekommen ist. Erst die Not hat ihn erfinderisch gemacht: Im ersten Lockdown verlagerte er seinen Maultaschen-Laden in Stuttgart-Vaihingen auch ins Internet und ist über den Erfolg immer noch erstaunt. „Es kommen sehr, sehr viele Bestellung aus Norddeutschland“, sagt der Koch, „es ist Wahnsinn.“ Dass sich die schwäbische Spezialität bestens als Exportschlager eignet, stellten auch andere Produzenten fest. Herr Kächele liefert sie ebenso nach Hause, die Krone in Schnait verkauft sie im Abo. Die mit Foodtrucks gestartet Firma „I love Mauldasch“ verfrachtet sie dafür in die Dose. Das Gourmetrestaurant Gasthaus zur Linde verschickt sie neuerdings mit Kartoffelsalat.

 

Eine frische Maultasche aus Stuttgart ist besser als Supermarktware

„Es läuft wirklich super“, sagt Roland Droese. Seine neuen Kunden wohnen in Berlin und auf der Insel Borkum, in Bochum und Kassel, aber auch in Vierkirchen in Bayern wurde schon mehrfach geordert, und sogar nach Österreich ging eine Ladung. Ein paar Exilschwaben sind darunter, vermutet er, und viele, die erkannt haben, dasseine frische Maultasche aus der Ursprungsregion besser ist als Supermarktware. Außerdem denkt er sich laufend neue Varianten aus, zuletzt Geflügel- und Pilzmaultaschen, eine Füllung mit Currywurst oder Feta gibt es auch. Die notwendige Kühlung war bislang die größte Hürde für den Versand, mittlerweile kommt die Ware innerhalb von 24 Stunden beim Kunden an.

„Wir müssen uns neu erfinden“, stellte auch Sebastian Werner, der Geschäftsführer von „I love Mauldasch“ im März 2020 fest. Ohne Catering und Street-Food-Events blieb nichts übrig vom bisherigen Geschäft der Remstaler Firma. Er steckte deshalb als Erster die Maultasche in die Dose, um sie im Lockdown besser an den Mann und die Frau bringen zu können. Die Variante mit Currysoße ist gerade im TV-Wettbewerb „Deutschlands leckerste Idee“ im Finale für die Ausstrahlung. „Es gibt deutschlandweit ein großes Potenzial“, sagt Sebastian Werner über das schwäbische Nationalgericht. Ein paar Tausend Stück verschickt „I love Mauldasch“ im Monat, im März und vor Ostern ist nach Weihnachten noch einmal Hochsaison.

Maultaschen in der Kochbox laufen auch ohne Werbung

Auch der Berliner Gourmetlieferdienst Voilà wollte das beliebte Herrgottsbscheißerle in sein Menü aufnehmen und akquirierte dafür die Gebrüder Trautwein. Auf die Chefs des Möhringer Gasthauses zur Linde wurde das Start-up aufmerksam, weil der ebenfalls in der Bundeshauptstadt lebende Fanta-4-Rapper Michi Beck im März in einer Talkshow ein Maultaschen-Jahresabo von dem Restaurant gewonnen hatte. Die Chefs des Möhringer Lokals vermarkten sie ebenfalls seit zwei Jahren online in Folie vakuumiert. Aber jetzt sind sie auch in der Kochbox erhältlich: vier Stück mit schwäbischem Kartoffelsalat, Zwiebelschmelze, Kalbsjus, Kräuter und knusprig frittierten Zwiebeln für 40 Euro. Schon in der ersten Woche gingen 50 Pakete weg – nach Düsseldorf, Berlin und Hamburg unter anderem. Ein Menü mit Zwischengang Trüffelmaultäschle bieten sie außerdem an.

„Die Maultasche lässt sich gut produzieren, verpacken und versenden“, erklärt Maximilian Trautwein die Vorteile des Produkts. Und über den Kochbox-Lieferdienst erreiche ihr Restaurant eine größere Strahlkraft. „Maultäschle für alle“ lautet das gemeinsame Motto. Der Gastronom ist gespannt, wie sich der Versandhandel entwickelt, wenn das Coronavirus einmal nicht mehr das Leben bestimmt.

Ein E-Commerce-Manager für die Maultasche im Intenret

„Das Geschäft steckt noch in den Kinderschuhen“, glaubt dagegen Roland Droese, der neben dem Maultaschenladen eine öffentliche Kantine beim Vaihinger Bahnhof betreibt. Etwa zehn Prozent seines Umsatzes macht der Versandhandel momentan aus. „Wenn wir mehr Werbung machen würden, könnten wir wesentlich mehr versenden“, ist er überzeugt. Und bei „I love Mauldasch“ lautet die Strategie ganz klar: „Wir wollen in dem Bereich wachsen“, sagt Sebastian Werner. Er sucht gerade per Stellenanzeige einen E-Commerce-Manager.