Cool Cut, Blunt Bob, Sweet Structure – so markant die Namen der neuen Frisurentrends, so ausgefallen sind auch die Schnitte und Farben. Dominik Buchfink, 35, aus Karlsruhe, ist der amtierende Friseurweltmeister und führt im Interview durch den Begriffsdschungel.

Stuttgart/ Karlsruhe - Dominik Buchfink ist seit 20 Jahren Friseur und widmet auch seine Freizeit der Schere und dem Kamm: Seit 2013 gehört er der Deutschen Friseur-Nationalmannschaft an. 2014 wurde er Einzelweltmeister und Vizeweltmeister im Team und auch 2017 holte er den Titel im Einzel und im Team. Der Profi kennt die neuen Frisurentrends aus dem Effeff und erklärt im Interview, was in der kommenden Saison halsaufwärts angesagt ist, ob man einen Undercut noch tragen kann und wie man den Frisurenklassiker Bob jetzt trägt.

 
Herr Buchfink, welchen neuen Frisurentrend würden Sie am liebsten jeder Frau verpassen?
Ich mag den Sweet Structure für kurzhaarige Frauen sehr gerne. Da kann man die Haare so richtig frech nach allen Seiten weg stellen, die Seiten und der Nackenbereich sind schön kurz geschnitten. Das Fransige, Kurze gefällt mir gut. Und die Frisur ist wandelbar: man kann den Pony auch schwer ins Gesicht kämmen.
Welchen Trend würden Sie am liebsten abschaffen?
Von den aktuellen eigentlich keinen, aber die Haarfarbe Grau ist ja nun schon seit ein paar Jahren bei jungen Mädchen angesagt und damit konnte ich mich nur ganz schwer anfreunden. Gerade bei Dunkelhaarigen: da muss man die Haare erst hell ziehen, anschließend den Gelbstich neutralisieren und dann den Grauton drüber färben – am Ende bekommt man dieses dunkle, schmutzige Grau. Aber gut, den Mädels hat es super gefallen.
Welche neue Frisur ist die abgefahrenste?
Ich finde, der Blue Crush, das ist ein fransiger Schnitt mit kompaktem Pony, der blau gefärbt ist. Das sieht irgendwie stark aus, ist aber nur was für ganz spezielle Typen. Neun von zehn meiner Kundinnen würden die Frisur nicht wollen. Das ist etwas für junge Mädels, die noch nicht wirklich im Leben stehen.
Und der Bob kommt nie aus der Mode, oder?
Ja, das stimmt. In der kommenden Saison wird er stumpf geschnitten und heißt Blunt Bob. Die Sängerin Taylor Swift trägt ihn so. Die Spitzen am Hinterkopf sind allerdings weich geschnitten, so dass es einen schönen, weichen Verlauf gibt. Klassisch gerade geht natürlich auch, aber die Wellenbewegung ist in den letzten Jahren Trend geworden, der Wavy Bob.
Big Hair, Sleek Line, Bayalage – können Sie uns bitte Licht ins Dickicht des haarigen Begriffsdschungels geben?
Big Hair sind Frisuren mit viel Volumen, das man teilweise mit Toupieren herstellt. Die Sleek Line ist genau das Gegenteil, die Frisur hat eine schmale Silhouette, eventuell werden die Haare mit dem Glätteisen geglättet. Bayalage ist eine Farbtechnik, bei der der Ansatz dunkel ist, die Längen langsam in einem Farbverlauf heller werden und in den Spitzen am hellsten sind. Die Technik eignet sich am besten für den Moving Clavi.
Und das ist was genau?
Das ist ein Damenschnitt, da reichen die Haare bis zu Schlüsselbein, auf Englisch heißt Schlüsselbein clavicle, daher der Name.
Welche Haarfarben sind angesagt?
Rainbow- und Pastelltöne. Erstere sind genau das, was man sich darunter vorstellt: kunterbunte Farben, wie sie der Regenbogen hergibt und die man auch genauso einfärbt. Also auch eher etwas für jüngere Frauen. Unter Pastelltönen versteht man zum Beispiel ein Pastellpfirsich, das geht in die Richtung eines warmen Braun-Kupfer-Tons. Oder ein Pastellrosa: das passt gut zu Blond, das Haar schimmert leicht rosé.
Ist der Undercut inzwischen wieder out?
Bei den Männern ist er nach wie vor trendy, er wird nur ein bisschen umgebaut. Als der Undercut vor etwa fünf Jahren in Mode kam, trugen ihn die Männer sehr kurz. Bis zur Hutlinie und drüber hinaus wurde eine scharfe Kante geschnitten. Jetzt wird er weicher geschnitten, beziehungsweise rasiert. Im Nacken und rund um die Ohren ist es richtig kurz und am Oberkopf bleibt es länger. Man nennt das Cool Cut. Trotzdem erkennt man deutlich die Längenunterschiede von Deckhaar und den Seiten. Bei den Frauen ist der Undercut eigentlich out, obwohl er nach wie vor oft nachgefragt wird. Neu ist der Nacken-Cut-Out – man rasiert eine Art umgedrehtes V in den Nacken, entweder mit einem Muster versehen oder farblich abgesetzt. Dabei muss aber das Deckhaar den Cut-Out verdecken. Man darf ihn nur sehen, wenn man mit der Hand in die Haare greift oder bei einer schnellen Kopfbewegung.
Und was gibt es sonst Neues bei den Herrenfrisuren?
Es gibt zwei Richtungen, einmal den eleganten Gentleman und einmal den Wavy Chic. Bei erstem bleiben die Nackenpartie und die Seiten einen Tick länger, es wird nur mit der Schere gearbeitet, nicht mit der Maschine. Es wird ein Scheitel gezogen, das Deckhaar wird zurück geföhnt – so wie bei James Bond. Den Look trage übrigens auch ich. Das Ganze kann man auch zum New-Britpop-Trend umstylen, da werden die Haare einfach komplett nach vorne in die Stirn gezogen. Der Wavy Chic gefällt mir persönlich sehr gut. Da werden die Haare über den Ohren anrasiert und der Nacken wird kurz geschnitten. Das Deckhaar hat eine Zwischenlänge und man kann ein längeres Pony in die Stirn tragen. Der Look ist geeignet für Männer mit Naturwellen, die kommen dabei gut zur Geltung.