An diesem Namen kommt man in der elektronischen Musik nicht vorbei. Am Sonntag gastiert Fritz Kalkbrenner in Stuttgart-Wangen im LKA/Longhorn. Ein Gespräch mit dem Berliner über Geist, Erfolg und seinen großen Bruder Paul.
Frankfurt - Ganz so schlecht kann es der angeblich so darbenden Musikindustrie nicht gehen. Der Technokünstler Fritz Kalkbrenner bittet in der Villa Kennedy in Frankfurt zum Interview. Die Speyer-Suite im gediegenen Fünf-Sterne-Hotel im noblen Villenviertel der Kennedyallee schlägt mit fast geschenkten 8000 Euro pro Nacht zu Buche, der Aufzug zu den Zimmern lässt sich nur mit einer Chipkarte steuern – oder vom freundlichen Concierge, der den Besuch in die richtige Etage führt.
Interviews mit Popstars funktionieren nach gewissen Regeln. Je wichtiger das Sternchen, desto kleiner das Zeitfenster, in dem huldvolle Fragen von möglichst vielen Journalisten gleichzeitig gestellt werden dürfen. Bei Fritz Kalkbrenner erhält man eine viertelstündige Audienz alleine zugesprochen, die am Ende sagenhafte 27 Minuten und 15 Sekunden dauern wird, ehe der Bruder des deutschen Popstars Paul Kalkbrenner noch den Roomservice bemüht, um sich für seinen Auftritt in der Frankfurter Batschkapp später zu stärken.
Man erzählt ihre Geschichte immer wieder gern
Sichtlich zufrieden lümmelt sich der jüngere der beiden Kalkbrenner-Brüder in einem Ledersessel. Während der 35-jährige Paul die größten Hallen der Republik füllt und dabei in seiner Heimatstadt Berlin an drei Abend hintereinander die Wuhlheide mit einem Fassungsvermögen von je 17 000 Zuschauern ausverkauft, tourt der vier Jahre jüngere Fritz derzeit durch die Clubs zwischen Deutschland und China – am Sonntag gastiert er in Stuttgart-Wangen im LKA/Longhorn.
Die Geschichte des derzeit erfolgreichsten Bruderpaares in der deutschen Popmusik wurde schon oft erzählt, taugt aber immer wieder zur Anekdote: Paul Kalbrenner ackerte ungefähr 15 Jahre lang mehr oder weniger im Verborgenen und betrieb Entwicklungshilfe an der Techno-Basis, ehe er 2008 mit einem Schlag durch den Soundtrack zum Kinofilm „Berlin Calling“ berühmt wurde. Die Single „Sky and Sand“ entwickelte sich damals zum Hit der Saison zwischen Ibiza und Ingolstadt, dank der eingängigen Melodie – und der Stimme eines gewissen Fritz Kalkbrenners.