Die Fritz und Hildegard Ruoff Stiftung wartet im laufenden Jahr mit einer Reihe von Programmhöhepunkten auf. Besonders stolz macht es die 94 Jahre alte Stifterin Hildegard Ruoff, dass die Stuttgarter Künstlerin Rosalie in Nürtingen ausstellt.

Nürtingen - Sie legt die falsche Fährte – und sie kann nicht einmal etwas dafür. Mit ihrer beeindruckenden Erscheinung täuscht Hildegard Ruoff – die Frau, die im Alter von 94 Jahren zwar sagt, sie freue sich über jeden Tag, den sie noch aufstehen könne, die andererseits aber zugibt, in Gedanken schon das Ausstellungsprogramm für das Jahr 2017 zu formulieren – darüber hinweg, dass sich die von ihr verwaltete Fritz-und-Hildegard-Ruoff-Stiftung in den vergangenen Jahren zu einem Kleinod in der regionalen Kunstszene entwickelt hat.

 

Besucherzahlen verdoppelt

Immerhin: das Publikum lässt sich auf Dauer nicht täuschen. Seit der Gründung der im Jahr 2003 ins Leben gerufenen Stiftung, die sich der Erhaltung und der Pflege des Lebenswerkes des Nürtinger Künstlers Fritz Ruoff widmet, hat sich die Zahl der Besucher glatt verdoppelt. Im vergangenen Jahr haben sich mehr als 1500 Kunstfreunde von der Atmosphäre der Galerieräume im ehemaligen Wohnhaus des Künstlerpaares in der Schellingstraße verzaubern lassen – und das trotz eingeschränkter Öffnungszeiten. „Das ist eine Erfolgsgeschichte, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus strahlt“, sagt der Nürtinger Oberbürgermeister, Otmar Heirich.

Das jetzt vorgestellte Programm für das Jahr 2016 dürfte noch einmal für eine Steigerung sorgen. „Ich bin stolz, die Werke von vier namhaften Künstlern in Sonderausstellungen präsentieren zu können“, sagt Hildegard Ruoff. Den Auftakt bilden die Werke der Stuttgarter Künstler Eugen Stammbach und Reinhold Nägele. Mit beiden hat Hildegard Ruoff, als Kunsthändlerin im Auftrag des Hauses Schaller unterwegs, zu Lebzeiten Kontakt gepflegt. „In Stuttgart haben sie Eugen Stammbach damals als Dipfelesmaler verunglimpft“, erinnert sie sich. Eine Sonderrolle nimmt der 1966 gestorbene Maler mit seinem charakteristisch getupften eigenwilligen Malstil immer noch ein – belächelt wird er nicht mehr. Die ihm postum zukommende Anerkennung war Reinhold Nägele schon zu Lebzeiten gewiss. Der 1972 gestorbene Künstler gilt als Mitbegründer der Stuttgarter Sezession. Seine oft skurrilen Hinterglasbilder machten ihn früh über die Region hinaus bekannt. Die Doppelausstellung, die die Werke beider Künstler vereint, wird am Sonntag, 28. Februar, um 11 Uhr eröffnet.

Rosalie über das Licht als Blume

Über mangelnde Aufmerksamkeit kann sich Rosalie, die dritte im Bunde, nicht beklagen. Mit ihren Objekten und ihren Bühnenbildern gilt die 1953 in Gemmrigheim (Kreis Ludwigsburg) geborene und in Stuttgart lebende Malerin, Installationskünstlerin und Bildhauerin als eine der international wichtigsten Künstlerinnen auf ihrem Gebiet. „Ich bin sehr gespannt. Rosalie wird sämtliche Räume der Stiftung bespielen“, sagt Hildegard Ruoff. Das Motto, unter dem die Künstlerin die Besucher auf eine Reise durch mehr als zwei Jahrzehnte kreativen Schaffens mitnehmen will, lautet „Das Licht ist eine Blume“. Sie wird am Sonntag, 24. April, um 11 Uhr zum Leben erweckt. Den Abschluss der Sonderausstellungen bilden die Stilleben von Giordio Morandi (1890-1964). Der italienische Maler und Grafiker, dessen Bilder in zahlreichen bedeutenden Museen und Privatsammlungen weltweit hängen, wird häufig in einem Atemzug mit Paul Cézanne genannt. „Ich bin stolz, dass wir die Werke vom Morat-Institut in Freiburg zur Verfügung gestellt bekommen“, sagt Hildegard Ruoff. Eröffnet wird die Morandi-Ausstellung am Sonntag, 9. Oktober.

Das Kunstjahr in der Stiftung Ruoff wird beschlossen durch eine am Sonntag, 27. November, ihre Tore öffnende Ausstellung von Malerei und Grafik, die Fritz Ruoff selbst in den 1950er und 1960er Jahren gefertigt hat. „Sie zeigen den Übergang zur Abstraktion und stehen für den Aufbruch, für sein freier Werden als Künstler“, sagt Hildegard Ruoff.