Der Schauspieler Fritz Wepper wird siebzig – und vom Bildschirm lässt sich das witzige Schlitzohr noch lange nicht wegdenken.      

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Wenn man ihn fragt, dann stimmt das alles so nicht. Die Frauengeschichten, die Handgemenge, die wilden Nächte. Dabei liefert Fritz Wepper Stoffe, die die Regenbogenpresse so liebt - als er zum Beispiel auf der Wiesn mit seiner Geliebten auftauchte, handgreiflich wurde, weil ihm Fotografen auf die Pelle rückten, er von der Polizei ermahnt wurde - "A Ruah is!" -, während seine Ehefrau am nächsten Tag in der "Bild"-Zeitung zu Protokoll gab: "Unverschämt, dass er sie hier mitbringt. So kann der Gnom nicht mit mir umgehen."

 

Natürlich ärgert Fritz Wepper das. Das meiste, was in der Klatschpresse über ihn geschrieben werde, sei falsch. "Die haben nichts Besseres zu tun, als mich die zehn Male, die ich im Jahr feiere, als Partylöwen darzustellen, der ich gar nicht bin."

Aber man traut ihm eben einiges zu, diesem Mann, der so wunderbar den Grantler und Intriganten spielen kann, den aufgeblasenen Möchtegern und verknitterten Chauvi. Dieser Kerl scheint mit allen Wassern gewaschen zu sein.

"Ich wäre gerne gern nach Hollywood gegangen"

Am Mittwoch wird Fritz Wepper siebzig Jahre alt und ist das beste Beispiel, dass man Rente nicht mit Ruhestand verwechseln darf. Wepper ist der Quotengarant von ARD und ZDF und bestens im Geschäft. Die Liste seiner Rollen? Endlos. Er hat alle großen und kleinen Preise eingeheimst - und hatte sogar Angebote aus Hollywood.

So ganz hat Wepper es nie verwunden, dass er 1972 nach dem Erfolg von "Cabaret" mit Liza Minelli Angebote für ein Broadway-Stück und verschiedene amerikanische Filme ablehnen musste. "Ich wäre gern nach Hollywood gegangen", erzählt er noch heute. Aber auf die Frage, ob man das nicht um ein Jahr verschieben könne, fertigte man ihn ziemlich kaltschnäuzig ab: "Okay, forget it."

Denn Wepper war damals eben schon Harry Klein, der Assistent des von Erik Ode gespielten "Kommissar", der Fernsehgeschichte schrieb. Wepper blieb zwar der zweite Mann, rückte aber als eben dieser Harry Klein in den Rang eines Inspektors im "Derrick" auf.  281 Folgen drehte Wepper mit Horst Tappert, von 1974 bis 1998 lief "Derrick" und wurde zu einer der erfolgreichsten TV-Serien überhaupt.

Die Serie "Um Himmels Willen" ist ein Quotenbringer

Das, so wollte man meinen, lässt sich nicht mehr toppen. Obwohl manche Kollegen lästerten, Wepper habe seine Seele an diesen Harry Klein verkauft, schaffte es Wepper, das Image abzustreifen und sich noch mal neu im deutschen Fernsehen zu platzieren - als Bürgermeister Wöller in "Um Himmels Willen".

Seit 2001 ist die Nonnenserie ein konstanter Quotenbringer im Ersten. 7,3 Millionen Zuschauer erreichen Wepper und Janina Hartwig im Durchschnitt mit ihren Machenschaften rund um das Kloster Kaltenthal.

Dabei tritt die Handlung seit Jahren auf der Stelle. Immer wieder geht es nur darum, das Kloster vor dem Verkauf und den Bürgermeister vor der Abwahl zu retten. Dass es trotzdem spannend bleibt, liegt vor allem an Weppers schlitzohrigem Bürgermeister.

Der Mann für die Zwischentöne

Er ist bösartig und gutherzig, lächerlich und selbstironisch, hartgesotten und butterweich, dusslig und manchmal erstaunlich patent. Eine Figur, die wiedererkennbar ist, in sich aber so viele Widersprüche aufweist, dass es mit ihr nie langweilig zu werden scheint.

Die Rolle des zu forschen, zu direkten, doch liebenswerten Kauzes ist immer mehr zu Weppers Markenzeichen geworden. Anders als manch anderer Joker von ARD und ZDF ist er in der Lage, auch bei simpel gestrickten Rollen Zwischentöne anklingen zu lassen.

"Er ist eben ein Charmeuer, ein Rumtreiber"

Er war zwar nie auf einer Schauspielschule, sondern hat nur Privatunterricht genossen, aber gespielt hat Wepper schon früh - Rollenspiele und Kasperltheater mit seinem jüngeren Bruder Elmar.

Bruder Elmar spielt eher die nachdenkliche Charaktere

Mit elf steht Fritz Wepper bereits als Peter Pan auf der Bühne, er tritt in Kinderfilmen auf, für ihn ist dagegen der eigentliche Anfang der hochdekorierte Antikriegsfilm "Die Brücke" (1959) von Bernhard Wicki. Da bewies er schon, was in ihm steckt.

Sein Bruder Elmar ist ebenfalls Schauspieler geworden. In die Quere kamen sich die beiden nie, weil Elmar eher ruhige und nachdenkliche Charaktere spielt, während sein Bruder Fritz "exhibitionistisch" sei.

Elmar muss es wissen, so wie auch Weppers Frau Angela von Hohenzollern, die deutliche Worte sagt über den Mann, der sie 2004 zur Silberhochzeit noch mal heiraten wollte, sie kurz vor siebzig dann aber doch verließ. "Er ist eben ein Charmeur, ein Rumtreiber", sagt sie, "Das wusste ich schon immer."

Wepper ist auch im Privaten ein Mann mit Widersprüchen

So ist Fritz Wepper auch im Privaten ein Mann mit Widersprüchen. Ein Stenz mit goldenem Armbändchen und Baseball-Kappe, der trotz neuer Hüfte leidenschaftlich golft und gern im Biergarten bei Schmalzbrot und Edelstoff sitzt.

Aber er malt auch, liebt die Kunst von Mark Rothko und Van Gogh, war bei einem japanischen Zen-Meister und meditiert. Und ansonsten ist er ein ganz normaler, liebenswerter und furchtbar nervender Vater. Immer wenn er mit seiner Tochter Sophie vor der Kamera stand, hat er ihr, natürlich, ständig reingeredet. Da habe sie empfindlich reagiert, erzählt die Tochter. "Das weiß er mittlerweile und lässt es auch."

Fritz Wepper: Privat und beruflich

Leben

Fritz Wepper wurde am 17.August 1941 in München geboren. Er ist ohne Vater aufgewachsen, der als in Russland vermisst gilt. Wepper ist verheiratet und zudem mit der 1977 geborenen Kamerafrau Susann Kellermann liiert.

Film

Parallelen zum echten Leben sind beabsichtigt: Zum siebzigsten Geburtstag von Fritz Wepper hat die ARD ihm den Film "Lindburgs Fall" gewidmet. Er spielt darin Peter Lindburg, der jahrelang Fernsehkommissar war und nun in den Ruhestand geschickt wird. Als sich ein (echter) Mord ereignet, erwacht in dem Senior wieder der Kommissar. Er beginnt zu ermitteln - und macht sich zum Gespött der anderen.

ARD, Freitag, 20.15