Fronleichnam in Fellbach „Himmel“ auf Erden bei der Prozession
In Oeffingen haben hunderte von Menschen die traditionelle Fronleichnamsprozession der Katholiken begleitet. Was zieht das Publikum an?
In Oeffingen haben hunderte von Menschen die traditionelle Fronleichnamsprozession der Katholiken begleitet. Was zieht das Publikum an?
Die Nacht auf den eigentlich arbeitsfreien Donnerstag war für viele Katholiken kürzer als sonst. So klingelte beispielsweise bei Familie Röttele in Oeffingen bereits um 4 Uhr früh der Wecker. Zum ersten Mal haben Claudia und Tillmann Röttele einen der vier Altäre für die örtliche Fronleichnams-Prozession geschmückt. Dafür sind sie gerne früh aufgestanden. Es braucht ein paar Stunden, bis das große Herz aus roten Rosenblättern auf den Boden im „Hof Baumann“ in der Hauptstraße gelegt und der Altar aufgebaut ist und die Kerzen und eine Marienfigur am richtigen Platz stehen. „Ich bin ein bissle aufgeregt“, verriet Claudia Röttele am Tag davor.
Dabei hat sie alles perfekt geplant und der Entschluss wurde von ihr bewusst getroffen. Normalerweise schmückt „die Jugend“ der Christus König-Gemeinde in Oeffingen diesen Altar-Standort, der als erster von insgesamt vier bei der Prozession besucht wird. Aber dieses Jahr standen ferienbedingt weder bei den Pfadfindern noch bei den Ministranten genügend Helfer zur Verfügung, und so hat sich das Ehepaar Röttele bereit erklärt, den Altar zu schmücken. Am späten Mittwochnachmittag haben sie bei der Oeffinger Gärtnerei Keller, die jedes Jahr die Fronleichnamsprozession maßgeblich unterstützt, den Blumenschmuck abgeholt. Das frisch geschnittene Gras stamme derweil „aus dem Garten von Freunden“, erzählt Claudia Röttele und freut sich über die Teamarbeit.
Es hat alles wunderbar geklappt. Der Altar liegt am Donnerstagmorgen wunderschön im Sonnenlicht, als die Prozession über die Hindenburg- auf die Hauptstraße einbiegt und dann stoppt. Es ist kurz vor 10 Uhr, festliches Glockengeläut legt sich über den Fellbacher Ortsteil. Der Altar symbolisiert das Thema „Gastfreundschaft.“ Die Feuerwehr hat die Straßen abgesperrt, Fahnenträger der Oeffinger Vereine führen in ihren Trachten und Uniformen den feierlichen Zug an, der Musikverein spielt auf, der Liederkranz stimmt zusammen mit dem katholischen Kirchenchor Schmiden Lieder zum Lob der Schöpfung an. Mittlerweile ist die Zahl der Gläubigen auf mehrere Hundert angewachsen. „Lobe den Herren“ erklingt, vier Männer tragen den „Himmel“, so wird der Baldachin aus elegantem Stoff genannt. Sie halten ihn über Pfarrer Amedeus Macha, der sich mit einem Kollegen aus Tansania, der gerade zu Besuch ist, beim Tragen der goldene Monstranz abwechselt. Pastoralreferent Martin Wuram hat die Monstranz zuvor in der Kirche aus dem Tabernakel genommen und mit einer Hostie bestückt. Der ökumenische Kirchenchor begleitet die Zeremonie.
Fronleichnam ist ein Hochfest in der katholischen Kirche. Im Mittelpunkt steht das geweihte Brot, die Hostie, als Symbol für die Gegenwart Christi. Fronleichnam wird immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten, also 60 Tage nach Ostern gefeiert. Schon im vergangenen Jahr hatten sich die Kirchengemeinden aus Fellbach, Schmiden und Oeffingen zusammen getan, um das Fest zu gestalten. Damals wie gestern wurde der vierte Altar vor einem Privathaus in der Kaisersbacher Straße von Mitgliedern der Fellbacher Kirchengemeinde St. Johannes gestaltet.
Traditionell werden Altäre vor dem Oeffinger Schlössle und beim Klosterplatz aufgebaut, von den Landfrauen Oeffingen und von Conny Schweizer. Bis in den späten Nachmittag hinein blieben die Altäre und Straßenzüge geschmückt und waren Anziehungspunkt für viele Besucher. Erklärungen zu den Stationen lieferten ein Liedblatt oder die Gestalter der Stationen selbst. Dies anders als beispielsweise in Waiblingen oder Rommelshausen, wo es auch Prozessionen, aber keine Altäre im Straßenbild gab.