Eigentlich wollte Silke Krebs fortan als Beraterin arbeiten. Nun aber ist die frühere Ministerin und Grünen-Chefin zurück in der Politik – als Beraterin der Bundestagsfraktion. Ein Auftrag von ihrer eigenen Partei war zuvor geplatzt.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Es klang nach einem selbstbestimmten Abschied aus der Politik. „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“, verkündete Silke Krebs (52) im Frühjahr 2016. Wenig später räumte die frühere Landesvorsitzende der Grünen ihr Büro in der Villa Reitzenstein, wo sie fünf Jahre lang als Staatsministerin amtiert hatte. Mit am wenigsten dürfte das der Amtschef Klaus-Peter Murawski (Grüne) bedauert haben, der sich als die eigentliche rechte Hand des Ministerpräsidenten verstand. Krebs habe den permanenten Machtkampf mit ihm endgültig verloren, interpretierten Parteifreunde ihren Entschluss.

 

Die Ex-Staatsministerin sagte freilich, sie wolle sich jenseits der Politik „ein ganz neues Aufgabenfeld erobern“. Als selbstständige Beraterin werde sie ihre Expertise in Sachen Strategie und Kommunikation anbieten, zudem ließ sie sich zum „Systemischen Business Coach“ fortbilden. Sie sei ganz „bewusst zu neuen Ufern aufgebrochen“, hieß es auf ihrer Internetseite. Künftig wolle sie andere unterstützen, „wenn Sie bei Veränderungen alle Chancen nutzen oder bei Herausforderungen alle Risiken im Blick haben wollen“.

Zuspruch für den neuen Job

Inzwischen sind derlei Sätze von der Homepage verschwunden. Nach zwei Jahren nämlich ist Krebs zu den alten Ufern in die Politik zurückgekehrt: Seit April arbeitet sie, öffentlich kaum registriert, für die Grünen im Bundestag. „Vorstandsreferentin für politische Kommunikation“ ist sie dort, die frei gewordene Stelle sei wie üblich per Ausschreibung vergeben worden. Zeitgleich habe sie ihre freiberufliche Beratertätigkeit beendet. „Wir freuen uns, mit Frau Krebs eine erfahrene Politik- und Kommunikationsexpertin gewonnen zu haben“, sagt ein Fraktionssprecher.

Auf Facebook erhielt die Neu-Berlinerin freundlichen Zuspruch. „Viel Erfolg“ wünschte der Ex-Agrarminister Alexander Bonde, der nach seiner fast zeitgleich beendeten Politkarriere einen Traumjob als Generalsekretär der Deutschen Bundestiftung Umwelt ergatterte. „Da muss sich die GroKo nun aber warm anziehen“, witzelte ein Stuttgarter SPD-Mann. Und die Grünen-Landeschefin Sandra Detzer kommentierte: „Kluge Entscheidung der Fraktion und schwerer Verlust für uns.“

Widerstand gegen Auftrag bei den Grünen

Wäre es nach der Spitze der Südwest-Partei gegangen, dann wäre Krebs womöglich noch immer Beraterin. Öffentlich bekannt wurde nur ein einziger ihrer Kunden: die Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart, mit der sie schon als Ministerin zusammengearbeitet hatte. Wie die Geschäfte sonst liefen, blieb unklar. Zu Jahresbeginn jedenfalls sollte die Grüne einen lukrativen Auftrag erhalten, von ihrer eigenen Partei.

Nach Informationen unserer Zeitung war ein Vertrag über die „strategische Beratung“ des Landesvorstands geplant, für ein hoch fünfstelliges Honorar. Doch Detzer und ihr Co-Chef Oliver Hildenbrand seien intern auf starken Widerstand gestoßen, verlautete aus Grünen-Kreisen. Vor allem der Landesschatzmeister habe mit Verweis auf die Finanzsituation vehement interveniert. Am Ende wurde nichts aus dem Vorhaben – und ein Parteisprecher konnte wahrheitsgemäß versichern, „dass es keinen Beratervertrag mit Silke Krebs gab, dass es keinen Beratervertrag mit Silke Krebs gibt und dass auch kein Abschluss eines solchen Beratervertrages mit Silke Krebs ansteht“. Die Ex-Ministerin selbst ließ die Frage unbeantwortet, inwieweit der Vorgang mit ein Grund für ihren beruflichen Umstieg war.

Inzwischen hat Krebs einen weiteren Abschied angekündigt. Nach dem Rückzug aus dem Regierungsamt war sie im Aufsichtsrat des Energiekonzerns EnBW geblieben. Dort hatte sie seit 2011 das Land vertreten und die Energiewende begleitet. Prompt mokierte sich die FDP, dass sie die lukrative Vergütung – etwa 50 000 Euro – nun nicht mehr abliefern müsse, sondern persönlich „einsacken“ dürfe. Ministerpräsident Winfried Kretschmann lobte freilich ihre Arbeit in dem Gremium: „Ich sehe keinen Grund, dass sie da abgezogen würde“. Nun zieht sie sich selbst zurück, ohne weitere Begründung. Ihr Mandat als Aufsichtsrat, sagte Krebs unserer Zeitung, werde sie „mit Ende diesen Jahres abschließen“.