Wilfried Porth auf der Mitgliederversammlung 2017, bei der die Ausgliederung der AG beschlossen wurde. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch
Das langjährige Aufsichtsratsmitglied meldet sich bei einer Vereinsveranstaltung zu Wort und kritisiert den einstigen Präsidenten Claus Vogt scharf. Das bleibt nicht unwidersprochen.
Vereinspolitisch war ja zuletzt etwas Ruhe eingekehrt beim VfB Stuttgart: Das Amt des Aufsichtsratschefs der AG liegt wieder in den Händen des e. V., seitdem Interimspräsident Dietmar Allgaier an der Spitze des Kontrollgremiums steht und damit eine zentrale Forderung vieler Anhänger und Mitglieder sowie eine Zusage infolge der Ausgliederung von 2017 erfüllt ist. Am Dienstagabend aber kochten frühere Konflikte nochmals hoch beim Dunkelroten Tisch – einem Format, bei dem Mitglieder mit Entscheidern ins Gespräch kommen können.
Was war passiert? Als es bei der Veranstaltung in der MHP-Arena vor 250 Mitgliedern zur offenen Fragerunde kam, meldete sich ein einst direkt Beteiligter im Publikum zu Wort: Wilfried Porth, viele Jahre Personalvorstand bei Daimler und Mercedes-Benz – und von 2014 bis 2021 Aufsichtsratsmitglied des VfB und in dieser Funktion ein erklärter Gegner des früheren VfB-Präsidenten Claus Vogt, der dem Kontrollgremium seit seiner Wahl 2019 vorstand.
In seinem Wortbeitrag erneuerte Porth nun seine Kritik an Vogt, der im Frühjahr im Aufsichtsrat als dessen Chef und im Juli bei der Mitgliederversammlung als Präsident abgewählt worden war. „Diese ganze Sache wäre überhaupt nie hochgekommen, wenn wir einen Präsidenten gehabt hätten, der dafür qualifiziert gewesen wäre“, sagte Porth. Sein Beitrag blieb nicht unwidersprochen, es folgten Zwischenrufe und Wortbeiträge aus der aktiven Fanszene, die die Aussagen als Nachtreten kritisierten. Porth habe zudem die Anhänger jahrelang für blöd verkauft, man habe ihn ertragen müssen.
Claus Vogt wurde bei der Mitgliederversammlung am 28. Juli als Präsident des e.V. abgewählt. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch
Das wiederum griff der 65-Jährige auf: Er habe es ertragen, dass jemand versucht habe, den Aufsichtsrat zu führen, der nicht in der Lage gewesen sei, ordentliche Sitzungen hinzubekommen: „Wir reden da über ein paar hundert Millionen Umsatz und eine große Verantwortung, die auch eine gewisse Professionalität und Qualifikation im Aufsichtsrat erfordert.“ Mercedes habe derweil nie die Intention gehabt, den Vorsitz im Kontrollgremium zu übernehmen oder in irgendeiner anderen Form Einfluss zu nehmen. Nun habe man, so Porth, in Dietmar Allgaier einen „hervorragend qualifizierten Präsidenten. Und dann steht das gar nicht in Frage, dass der Präsident natürlich Aufsichtsratsvorsitzender der VfB AG ist“.
Eben dieser Dietmar Allgaier versuchte im Anschluss, eine Brücke zu bauen. „Wir haben eine supergeile Kurve, die beste letztlich von allen Clubs. Und wir haben etwas, wonach andere Bundesliga-Clubs lechzen würden: zwei große Unternehmen, die sich zu diesem Verein bekennen“, so der Interimspräsident zum AG-Engagement von Mercedes und Porsche: „Das alles eint uns doch. Ich glaube, uns muss nichts trennen.“