Die Bewohner des Layher-Areals in Leonberg warten auf die Fertigstellung des Stadtgartens zwischen den Wohneinheiten und der Bahnhofstraße. Weil die Fläche brach liegt, stand schon das Regenwasser im Keller.

Leo Living – Wohnen am Pomeranzengarten. Für einen abschließenden Videodreh im Netz zur Fertigstellung des Layher-Wohnquartiers an der Leonberger Lindenstraße (das frühere Bausparkassen-Areal) präsentiert ein tanzendes junges Paar bei schönstem Sonnenschein auf der Terrasse einer Penthouse-Wohnung vor der Altstadt-Kulisse das große Projekt der Besigheimer Wohnbau Layher. „Man fühlt sich einfach wohl in diesem Ambiente. Das zeigen die zwei jungen Leute, die mit ihrem ausdrucksvollen Tanz dieses Gefühl widerspiegeln“, so das Resümee von Albrecht Layher, einer der drei Geschäftsführer der Wohnbau Layher Verwaltungs-GmbH.

 

Realität sieht nicht so rosig aus

Die Realität sieht in einigen Punkten nicht ganz so stimmungsvoll aus, was ein Rundgang über das Gelände mit Kurt Niethammer zeigt. Der Pensionär ist zum einen Eigentümer einer Wohnung in diesem Areal. Zudem ist er Verwaltungsbeiratsvorsitzender der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) Lindenstraße 11 bis 11/3 – eine von insgesamt vier WEGs, die sich jeweils um die Belange der Eigentümer kümmern. Als die ersten Bewohner im Jahr 2019 ihre Wohnungen bezogen, hatten sie nicht damit gerechnet, dass drei Jahre später noch immer die Fläche zwischen dem Häuser-Areal und der Bahnhofstraße – Eigentümerin ist die Stadt – brach liegen würde. Entstehen soll hier ein etwa 6000 Quadratmeter großer Stadtgarten. Eine grüne Lunge als Erholungsort.

Wasser dringt in die Tiefgarage und Keller ein

Bis vor Kurzem hatte die Firma Layher noch einen riesen Schuttberg dort abgelagert und diesen erst nach ausdrücklicher Forderung der Stadt in einem langwierigen Prozess abgetragen. Jetzt, wo der Schuttberg verschwunden ist, offenbarte sich ein weiteres Problem. Bei starken und lang anhaltenden Regenfällen – was in diesem Jahr schon zweimal der Fall war – bildete sich ein Bachlauf auf dem abschüssigen und nicht befestigten Gelände. Das Wasser drang in die Tiefgarage eines Wohnkomplexes ein, das an die Bahnhofstraße grenzt. Es überflutete zudem den Fahrradkeller und den Raum, in dem die Waschmaschinen stehen. Eine Reinigungsfirma hat alles wieder gesäubert – auf Kosten der Eigentümer, wie Niethammer sagt. Noch immer liegen Sandsäcke parat, falls erneut Wassermassen ins Gebäude drücken sollten. In der Zwischenzeit hat die Stadt veranlasst, vier Lkw-Ladungen Split anzukarren und einen kleinen Damm zu bauen. „Der hat schon seine Wirkung entfaltet und Wasser vom Haus ferngehalten, ansonsten hätten wir die nächste Überschwemmung gehabt“, sagt Niethammer.

Der Weg ist eher ein Trampelpfad

Als Provisorium soll in Kürze ein Weg zwischen der Bahnhofstraße und dem Wohnareal befestigt werden, der häufig auch von der Öffentlichkeit genutzt wird und gerade eher ein Trampelpfad ist. Eine kleine Rampe als Erleichterung für Radfahrer und Kinderwagen hat Kurt Niethammer bereits selbst gebastelt. „Die Stufe war bisher ein großes Hindernis.“

Dass die Eigentümer langsam ungeduldig werden, machten sie im Juni in einer Einwohnerfragestunde im Leonberger Gemeinderat deutlich. Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) hatte sie daraufhin im Juli zu einem gemeinsamen Treffen in den großen Sitzungssaal ins Rathaus eingeladen, um sich deren Anliegen anzuhören. Etwa 64 Personen waren dieser Einladung gefolgt. Cohn versicherte den Eigentümern, dass noch in diesem Jahr die europaweite Planungs-Ausschreibung rausgehen werde, um das günstigste Angebot zu ermitteln. Der Gemeinderat hatte hierfür auch schon grünes Licht gegeben. Im städtischen Haushalt stehen in diesem Jahr 100 000 Euro zur Verfügung. Zudem baut die Stadt auf Zuschüsse. Schon am 22. Juni hatte sie den positiven Zuwendungsbescheid des Ministeriums bekommen mit der Zusage, die Städtebaufördermittel für das Stadtumbaugebiet Leonberg-Mitte aufzustocken und zu verlängern. „Das Verfahren startete am Anfang Juli. Die erste Stufe ist abgeschlossen. Im Oktober beginnen die Bietergespräche. Im Januar 2023 wird es voraussichtlich abgeschlossen sein“, sagt Pressesprecher Sebastian Küster. Nach Vergabe der Planungsleistung erfolge dann die Ausarbeitung der Planung. Erst nach deren Abschluss sowie nach dem Beschluss des Gemeinderates könne die bauliche Umsetzung beginnen. Der Gemeinderat hatte diesem Weg letztendlich im März zugestimmt.

Im Oktober beginnen die Bietergespräche

Nicht ohne zuvor rege Diskussionen geführt zu haben. So störte es beispielsweise die CDU-Fraktionsvorsitzende Elke Staubach, dass für etwas Geld ausgegeben werden solle, obwohl noch gar nicht feststehe, wie das gesamte Großprojekt Postareal einmal aussehen werde und wie es an den Stadtgarten andocken solle. Sie wäre erst einmal mit einer schlichten Rasenfläche zufrieden. Dann könnte das Areal als Lagerfläche während der Bauphase des Postareals dienen. Davon wollten Christa Weiß (SPD) und Dieter Maurmaier (FDP) wiederum nichts wissen. Der Eigentümer Kurt Niethammer gibt die Hoffnung nicht auf. Das Projekt dränge nicht nur wegen der Gefahr einer erneuten Überschwemmung. „Die Bewohner direkt an der Bahnhofstraße beklagen sich auch über Lärm, der könnte durch eine Bepflanzung eingedämmt werden.“

Sollte man im Großen denken?