Die Messe Dance World, bei der auch Ballett-Star Eric Gauthier dabei ist, soll der Tanzstadt Stuttgart eine neue Facette hinzufügen – die Workshops sind allerdings noch längst nicht ausgebucht.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Eric Gauthier sitzt im Taxi. Die Zeit, die es braucht, um vom SWR-Funkhaus im Stuttgarter Osten zum Flughafen auf den Fildern zu kommen, hat der Choreograf von Gauthier Dance für das Telefonat reserviert. Danach hebt sein Flieger ab, der ihn nach Berlin bringen wird. In der Hauptstadt gibt er mit seiner Kompanie Gauthier Dance vier Vorstellungen im Haus der Berliner Festspiele; beim SWR hat er gerade für einen Berliner Radiosender ein Interview gegeben – und für die Vorstellungen von „Mega Israel“ geworben. Sorgen, ob das Programm laufen wird, macht sich der Jetsetter und Tausendsassa nicht, schließlich hat er es mit seiner Truppe erst vor wenigen Tagen im Harris Theater Chicago aufgeführt – und dort kam es „unglaublich gut an“. So gut, dass sogar eine Einladung ausgesprochen wurde, wiederzukommen.

 

Gedanken macht sich Gauthier indes über das Projekt, das in Kürze in Stuttgart auf ihn wartet: die Dance World, eine Tanzmesse als Teil der Stuttgarter Frühjahrsmessen vom 25. bis 28. April. Gauthier hat sie zusammen mit Tanzproduzentin Claudia Bauer, Michela Piviero und Claus Hähnle von der Messeladen GmbH auf die Beine gestellt. „Die drei sind die Macher, ich gebe der Messe ein Gesicht und verkaufe Emotionen – denn Kultur lebt von Gefühlen“, sagt Gauthier.

Workshops für blutige Anfänger und veritable Tänzer

Doch eben nicht allein davon. Ohne Geld geht es freilich nicht. „Wir haben allein 20 000 Quadratmeter Tanzboden für die Messehallen gekauft – und aus der eigenen Tasche finanziert“, sagt Gauthier. Da blieb wenig Geld für Werbemaßnahmen übrig. Ein Problem, wie Gauthier findet. Denn anders als durch die Unkenntnis der Menschen um die Messe und die dortigen Angebote kann er es sich nicht erklären, dass die Anmeldezahlen für die rund 70 Workshops bisher recht gering sind. „Dabei sind so tolle Sachen dabei, es kommen Stars extra aus Paris, um eine besondere Stunde zu geben. Die Primaballerina Alicia Amatriain vom Stuttgarter Ballett gibt Unterricht: Das ist der Traum aller kleinen Ballerinas – und dennoch will kaum jemand kommen.“ Stars wie Egon Madsen, Joachim Llambi oder Motsi Mabuse geben in Stuttgart etwas von ihrem Können preis. Auch Eric Gauthier gibt Workshops: „Vier Stunden mit Eric, das ist schon etwas Besonderes“, sagt Gauthier.

Neben den Workshops, die es sowohl für blutige Anfänger als auch für veritable Tänzer gibt, werden sich auf etwa 3000 Quadratmetern Tanzausstatter als Aussteller auf den Gängen der Messehallen präsentieren – eine eigene Halle gibt es für die Dance World nicht. „Wir haben die Standpreise niedrig gehalten, um den Händlern beim ersten Mal einen Anreiz zu geben, dass sie kommen“, sagt Gauthier. „Lieber machen wir mit der Messe kein Geld, aber dafür sind alle glücklich.“

Die Dance World „ist eine ganz neue und interessante Facette für die Tanzstadt Stuttgart“

Ganz glücklich ist Gauthier selbst eben noch nicht. Dafür müssten sich die Anmeldezahlen für die Workshops noch steigern, ansonsten „werde ich künftig nicht mehr so tolle Stars von überallher holen können“. Die Menschen sollten keine Scheu oder Angst haben, sagt er. Wer will, könne auch spontan kommen und sich für einen Workshop anmelden – „Plätze gibt es noch überall“, sagt Gauthier, der mit der Dance World, „die in Deutschland einmalig ist“, eine „ganz neue und interessante Facette für die Tanzstadt Stuttgart“ schaffen will. „Damit bringen wir die Landeshauptstadt noch einen Schritt weiter.“ Sagt’s, steigt aus dem Taxi und schreitet gen Flieger.