Die Sonne scheint, die Temperaturen sind mild und die Natur erwacht. Doch was passiert mit den Pflanzen, sollte nochmal ein Kälteeinbruch kommen?

Stuttgart - Der Frühling lockte in den letzten Tagen mitunter mit beinahe sommerlichen Temperaturen. Und ein Ende ist bislang nicht in Sicht. Wenn es draußen wärmer wird wagen sich die Stuttgarter wieder vermehrt nach draußen, Cafébesitzer entstauben ihre Außenbestuhlung und vereinzelt sieht man knospende oder gar blühende Pflanzen. Knospen bereits Mitte Februar? Das weckt bei dem ein oder anderen Besorgnis um die hiesige Flora, insbesondere da es in den vergangenen Jahren um diese Zeit eher winterlich kalt war. Wie reagiert die Pflanzenwelt auf diesen ungewohnt warmen Frühling?

 

Alles kein Problem, erklärt Mathias Kloth. Er ist vom Fach, schließlich führt er seit über zehn Jahren die Gärtnerei Schuler. Kloth kann alle Bedenken zerstreuen: „Die Pflanzen packen das.“ Zwar seien in der Tat einige Gewächse ein wenig zu früh dran mit ihren Knospen. Um sein Haus hat Kloth zum Beispiel Hortensien gepflanzt, die bereits Blattknospen bilden – drei bis vier Wochen zu früh. Andere Pflanzen haben bereits Blätter, obwohl es dafür noch nicht an der Zeit ist. Aber: „Solange das Wetter so bleibt ist das kein Problem“, erklärt Kloth, „den Pflanzen geht es wie uns: Für die ist das Wetter ein Traum.“

Trockenheit ist das größere Problem

Dem stimmt Rainer Hatt zu. Er ist Baumschulmeister und führt seit 19 Jahren den Pflanzenhof Vaihingen. „Der Pflanze ist es egal, welcher Monat ist, sie passt sich einfach an“, erklärt er. Jedes Gewächs richtet sich in seiner Entwicklung nach den äußeren Umständen. Ist es warm genug, bildet es Knospen. Ob das im Februar oder im April erst geschieht, ist dabei nicht so wichtig. Auch der Blick auf die Wettervorhersage ist Hatt zuversichtlich: „Das angesagte Wetter mit mehr als zehn Grad tagsüber ist perfekt“, sagt er. „Wenn es jetzt aber drei Wochen lang 20 Grad ohne Regen gäbe, wäre das natürlich ein anderes Thema.“

Tatsächlich ist Trockenheit das größere Problem. Mathias Kloth: „Der letzte Sommer war problematisch, weil es so lange nicht geregnet hat.“ Da es über den Winter aber ordentlich Niederschlag gegeben hätte, seien die Vorräte in der Natur wieder aufgefüllt. „Da gibt es jetzt einen Puffer an Wasser, der reicht erstmal ein paar Wochen. Insgesamt habe es aber in den vergangenen Jahren immer mehr Trockenheiten gegeben, diesbezüglich erkennt der Gärtner eine klare Tendenz. Der Frühling hingegen verhalte sich im Grunde ganz normal: „In den vergangenen Jahren hatten wir einen eher milden Winter, mit einem Kälteeinbruch im Januar und Februar. Im Moment ist der Verlauf aber so, wie er sein soll: Die Temperatur arbeitet sich langsam von unten nach oben.“

Kälteeinbruch könnte Spuren an Gewächsen hinterlassen

Einen solchen Kälteeinbruch erwartet die Grüne Branche derzeit nicht. Dieser könnte durchaus Spuren an verschiedenen Gewächsen hinterlassen, allerdings wären diese vor allem optischer Natur. Wenn Pflanzen Blattknospen oder gar Blätter austreiben und es dann nachts wieder über einen längeren Zeitraum gefriert, können diese eingehen. „Das sieht dann aus, als gäbe es da einen Schaden“, erklärt Rainer Hatt, „aber die Grundkonsistenz vieler Pflanzen ist davon nicht gefährdet.“ Das bedeutet: Sobald es danach wieder warm wird, können wieder neue Knospen und Blätter gebildet werden. Anders sieht es mit sogenannten Frühjahrsblühern aus. Darunter fallen zum Beispiel viele Zwiebelpflanzen wie Tulpen, Narzissen und auch Primeln. Wenn diese blühen und danach wieder eisigen Temperaturen ausgesetzt sind, gehen sie ein und treiben erst im Folgejahr wieder. Auch das ist aber derzeit noch nicht absehbar. „Im Moment blüht nichts, was noch nicht blühen sollte“, sagt Hatt. Stattdessen seien im Moment noch viele Winterblüher zu sehen, wie zum Beispiel die Zaubernuss. Mit zunehmender Temperatur wird diese jedoch immer unscheinbarer. „Privat genießen wir das Wetter im Moment total“, sagt Mathias Kloth, „aber einem Gärtner kann man es mit dem Wetter aber nie vollends recht machen. Das muss aber so sein, schließlich arbeiten wir mit dem Wetter.“