Als VIP beim Cannstatter Volksfest, dachte Harald Glööckler, könne er sich mit der Heimat versöhnen. Das ging voll daneben, wie RTL 2 am Mittwochabend in einer Doku-Soap zeigt. Das Verhalten des Stuttgarter OB sei „ein starkes Stück“, schimpft der Modestar.
Als Harald Glööckler im vergangenen Sommer auf Schloss Solitude seine zweite Biografie vorstellte und mit den Damen der Gesellschaft fein speiste, verriet er bereits: Im Herbst laufe die neue Staffel der Doku „Herr Glööckler sucht das Glück“, bei der seine alte Heimat Stuttgart und ihr Oberbürgermeister gar nicht gut wegkomme.
Was ihn so sehr verärgert hat, liegt nun 14 Monate zurück. Erst jetzt hat RTL 2 die Geschehnisse rund um die VIP-Einladung von OB Frank Nopper (CDU) aufgearbeitet und gesendet. Zweimal ist in der Doku nicht vom Cannstatter Volksfest die Rede, sondern vom „Stuttgarter Volksfest“, was am Neckar als schwerer Fauxpas gilt und kaum zu verzeihen ist.
Die RTL-2-Reporter kommen von auswärts, da kann man sich schon mal irren. Harald Glööckler, der seine Mode-Karriere in den 1990ern in Stuttgart gestartet hat, lebt seit über 30 Jahren auswärts. Gefreut hat er sich, als ihn OB Nopper einlud, Ehrengast bei der Eröffnung des Volksfestes zu sein. Außerdem habe dieser ihn gebeten, er möge sich als großer Sohn von Stuttgart ins Goldene Buch der Stadt eintragen.
Am Ende aber lässt ihn der Rathauschef links liegen, was die Doku zum beherrschenden Thema macht – neben lustigen Szenen, bei denen der Modedesigner etwa seine eng sitzende Lederhose „fürs Häuschen“ nicht aufbekommt und seine Freundin Rita Thea bittet, Hand anzulegen. Obendrein schildert er einen Trick: Ins Innere seines weißen Hemds klebt er im Achselbereich Damenbinden, um Schweißflecken zu verhindern.
Der Versuch, Glamour aufs Volksfest zu bringen, geht daneben
Ein verschwitztes Hemd sieht halt nicht sehr pompös aus. Mit Harald Glööckler wollte die Stadt Stuttgart ein bisschen Glamour auf den Wasen bringen, wie man’s immer bei der Wiesn sieht. Das ging auf ganzer Linie daneben.
Was war geschehen? Bei seiner Rede zur Eröffnung des Volksfestes sagte OB Frank Nopper, er freue sich besonders über zwei Gäste. Am Ehrentisch glaubte man zu wissen, wer gemeint ist. Dort saßen Harald Glööckler und Schlagerstar Andrea Berg. Allerdings waren nicht sie gemeint – der Rathauschef nannte nur den Innenminister und den Festzeltwirt.
Gewundert hat sich der Ehrengast-Tisch, dass Nopper die beiden deutschlandweit bekannten Köpfe aus dem Showbusiness mit keinem Wort erwähnte. Daraus entwickelte sich der erste Aufreger der Volksfestsaison 2023. „Die Menschen haben mich wie einen König gefeiert, und ganze Tische haben auf dem Wasen begeistert ,Harald, Harald’ skandiert“, erzählte der Designer später unsere Redaktion. Der OB dagegen habe ihn in seiner Rede völlig ignoriert.
Es sei im Grunde alles so wie früher gewesen in Stuttgart, als er hier lebte und man ihm Steine in den Weg warf, sagte er: „Die Leute lieben mich, aber die ,Großkopfeten’ in Stuttgart hatten schon immer Probleme mit mir.“
Schon damals sei die Politik nicht in der Lage gewesen, ihn zu akzeptieren und Künstler zu fördern, so lautet sein Vorwurf. „In Stuttgart sollte man nach Möglichkeit nicht zu exzentrisch sein“, findet Mister Pompöös. Da komme die „sonst so laut proklamierte Toleranz“ plötzlich ganz schnell an ihre Grenzen. Bei seinem Frustbesuch in der alten Heimat, sagt der Wahl-Berliner, habe er verstanden, warum er einst Stuttgart verließ.
Spaß beim Feiern hat er dann aber doch
Zur Wahrheit einer Doku Soap bei RTL 2 gehört aber auch: Das Format braucht Aufregung, damit die Einschaltquote stimmt. Im Film sieht man, wie später Frank Nopper dem Designer kurz die Hand schüttelt, aber kein Wort mit ihm redet – und Glööckler gar nicht weiß, dass dieser ihm unbekannte Mann der Stuttgarter OB war. Nopper sei ihm auch völlig egal, sagt er. „Ich wäre bekloppt zu erwarten, dass da noch irgendwas passiert, das mit Anstand verbunden ist“, echauffierte sich der 59-Jährige im Wasenzelt.
Als der Referent des Rathauschefs ihn am Tag danach doch noch zum Eintrag ins Goldene Buch einladen wollte, sagte der Modeschöpfer ab, angeblich aus Termingründen. Spaß hat er beim Feiern auf dem Volksfest dennoch, auch wenn die ständigen Selfiewünsche sehr anstrengend sind.
„Unser kleiner Pharao“
In der alten Heimat besucht Glööckler mit seiner Freundin, der Stadträtin Laura Halding-Hoppenheit, den seit Jahren geschlossenen Kings Club. In der Gay-Disco hatte er schöne Erlebnisse. Im Film heißt es, die Location werde nach der Sanierung bald neu eröffnet – danach sieht es heute aber nicht mehr aus. In der Doku sagt die Wirtin, Glööckler habe immer gesagt, er sei eine Reinkarnation des sagenumwobenen Tutanchamun. Deshalb nennt sie ihn liebevoll „unseren kleinen Pharao“.