Bei FTI Touristik ist Anfang September das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) hat mit den Auszahlungen an Geschädigte begonnen, es fehlen aber noch viele Anträge.

Digital Desk: Michael Maier (mic)

Drei Monate nach der Pleite des Reisekonzerns FTI warten viele Betroffene noch immer auf ihre Entschädigung – oder haben noch gar keinen Antrag auf Erstattung gestellt. Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach rechnet mit rund 350.000 Geschädigten, größtenteils von Kunden des auf Pauschalreisen spezialisierten Anbieters. Einerseits gibt es Anspruch auf Entschädigung über den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF). Andererseits ist nun das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet worden. Etwa 700 Angestellte von FTI Touristik und Big Xtra erhalten im September ihre Kündigung.

 

Wer gehört zur FTI Group?

Die Pleite kam überraschend, nachdem ein geplanter Verkauf an den Finanzinvestor Certares in letzter Minute scheiterte. FTI-Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach beschreibt die Situation als eine „Hauruck-Aktion in die Insolvenz“, da es keinen Plan B für den Fall eines gescheiterten Verkaufs gab. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags umfasste die FTI Group rund 110 Gesellschaften im In- und Ausland.

Zu FTI gehörten unter anderem die folgenden Marken:

  • FTI in Deutschland
  • FTI Österreich
  • FTI Niederlande
  • 5vorFlug in Deutschland (inzwischen verkauft)
  • BigXtra GmbH
  • „DriveFTI“ sowie „Cars and Camper“ (Mietfahrzeugmarken)

Die Phase nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit war besonders herausfordernd. Etwa 60.000 Reisende befanden sich in Urlaubsgebieten und mussten zurückgeholt werden. Zudem wurden rund 215.000 gebuchte Reisen von FTI storniert. Der Versuch, Wettbewerber zur Übernahme der gebuchten Reisen zu bewegen, blieb erfolglos. Die Frosch Touristik GmbH (später: FTI Touristik GmbH) war 1983 als Reiseveranstalter mit Fokus auf Malta von Dietmar Gunz und Partnern gegründet worden. 2023 konnte man noch das 40-jährige Bestehen feiern.


FTI-Entschädigung vom DRSF

Für Pauschalreisende gibt es nun Hoffnung auf Entschädigung. Der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) hat im August mit dem Erstattungsprozess begonnen. Allerdings müssen die Betroffenen aktiv werden und verschiedene Belege einreichen. Bisher hat nur etwa die Hälfte der berechtigten Kunden einen Antrag gestellt. Es gab auch öffentliche Kritik an dem bürokratisch aufwändigen Verfahren.

FTI-Einzelleistungen

Weniger Glück haben Kunden, die nur Einzelleistungen wie Hotels oder Mietwagen gebucht hatten. Diese sind nicht über den DRSF abgesichert und können ihre Ansprüche wahrscheinlich weitgehend abschreiben. Sie werden lediglich anteilig über die Insolvenzmasse entschädigt, wobei der Insolvenzverwalter wenig Hoffnung macht, dass am Ende viel herauskommt.

FTI-Mitarbeiter

Trotz Umsatz von 4,1 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2022/23 und über 11.000 Mitarbeitern konnte das Unternehmen die finanziellen Herausforderungen nicht bewältigen. Von den etwa 1400 Beschäftigten in Deutschland wird rund die Hälfte ihren Job verlieren. Allerdings gebe es gute Verkaufsaussichten für die ausländischen Hotelgesellschaften von FTI mit etwa 7500 Mitarbeitern, heißt es. Dagegen wird die Bundesrepublik Deutschland durch die Pleite voraussichtlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag aus FTI-Krediten und Garantien aus der Corona-Zeit verlieren. Auch der FTI-Konkurrent Lidl-Reisen hat inzwischen angekündigt, sich 2025 aus dem schwierigen Tourismus-Geschäft zurückziehen zu wollen.

Nach der Pleite von Thomas Cook im Jahr 2019 war der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) neu eingerichtet worden. Aus jeder gebuchten Pauschalreise muss ein kleiner Prozentsatz der Kosten für Pleitefälle zurückgelegt werden.