Wer die authentische chinesische Küche schätzt, ist im Restaurant "Fu Guifang" richtig. Anfänger kommen auch auf den Geschmack.  

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Am Anfang steht die Grundsatzentscheidung: Soll es die Speisekarte für den asiatischen oder den europäischen Geschmack sein? Wir greifen zum Original, Schweinefleisch süß-sauer oder Ente mit Erdnussauce gibt es schließlich an jeder Ecke. Mit der Karte kommt die Erkenntnis, warum so viele Asiaten um uns herum sitzen. Wer in den Räumen des ehemaligen Beat Clubs speist, schätzt die chinesische Küche inklusive ihrer geschmacklichen Kuriositäten.

 

Uns fehlt für Entenzunge, Hühnerfüße (ohne Knochen!) oder Schweinemagensalat schlicht der Mut, fündig werden wir trotzdem ohne Probleme. Im Fu Guifang, was so viel wie Haus des Wohlstandes bedeutet, kann der Gast allein unter 36 typisch asiatischen Vorspeisen wählen. Und das Schönste dabei: die abgedruckten Fotos wecken, anders als in vielen anderen Lokalen, wirklich den Appetit.

Aufmerksamer Service

Die gerösteten chinesischen Maultaschen mit Essig-Ingwer-Dip (6,90 Euro) und der sauer-scharf eingelegte Chinakohl (4,30 Euro) erfüllen unsere Erwartungen, die gedämpften Jakobsmuscheln in Knoblauchsauce (4,50 Euro) übertreffen sie. Fein gewürzt und hübsch in einer Muschelschale angerichtet, zergehen sie auf der Zunge. Einziger kleiner Schnitzer an diesem Abend: kaum haben wir von den Vorspeisen gekostet, werden die Hauptgerichte serviert. Als Entschädigung gibt es später eine neue warme Schale Reise. Überhaupt hat die Bedienung einen hervorragenden Blick für die Bedürfnisse der Gäste, ohne sich ihnen aufzudrängen.

Das knusprig gebackene Hühnchen, eingegraben in getrocknete Chili (11,90 Euro), kennen wir aus Hongkong. Und staunen. In Stuttgart schmeckt das Gericht besser. Dazu passt ein kühles Tsing-Tao-Bier (2,70 Euro). Von den mehr als 200 roten Chilischoten - wir haben sie gezählt - lassen wir die meisten liegen. Einem Asiaten wäre das nicht passiert. Nicht so scharf, aber sehr fein gewürzt ist die Brasse nach Sechuan-Art (17,90 Euro). Die Sechuan-Küche spielt in der Schulstraße eine Hauptrolle. Die 43-jährige Restaurantbetreiberin Guifang Fu bezieht die exotischen Zutaten direkt aus China, will aber künftig mehr Saisongemüse aus der Region anbieten. Seit 25 Jahren arbeitet die gelernte Betriebswirtin in der Gastronomie, seit 1996 lebt sie in Stuttgart. Weil sie schon Lokale in Botnang und in der Bebelstraße betrieben hat, konnte Fu bei der Neueröffnung im August auf viele Stammkunden zählen.

"Wir kommen wieder"

Tanzten hier früher die Partygäste bei schummrigen Licht, sitzt man heute in einem sehr hellen, nahezu sterilen Raum. Die Kronleuchter wirken etwas überdimensioniert. Fast hätte Guifang Fu die Wände vor der Eröffnung noch mit Drachen und Holzschnitzereien dekoriert. Freunde überredeten sie, stattdessen Bilder eines bekannten chinesischen Fotografen aufzuhängen. Ein Glück, wie wir finden. Schade nur, dass der Sommer so fern ist. Auf der Terrasse sitzt es sich nämlich herrlich. Wir kommen wieder - vielleicht sogar, um Quallensalat und Schweineohren zu testen.

Bewertung

Küche: 4 Sterne

Service: 5 Sterne

Ambiente: 3 Sterne

5 Sterne = herausragend, 4 Sterne = überdurchschnittlich, 3 Sterne = gut, 2 Sterne = Luft nach oben, 1 Stern = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.

Mehr Informationen

Fu Guifang, Schulstraße 12, Tel. 12047918, Homepage.

Geöffnet täglich 11-1 Uhr, Mittagsmenü Mo-Fr 11-16.30 Uhr.