Die Weilimdorfer gewinnen das Verfolgerduell beim MTV klar mit 4:0 und sind wieder Zweiter.

Stuttgarter Norden - Willkommen im Club, FC Stuttgart-Cannstatt. Und zwar im Club derjenigen Fußballmannschaften, die es geschafft haben, den Überflieger in der Bezirksliga auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Denn der FC fügte dem Spitzenreiter N.A.F.I. Stuttgart die zweite Saisonniederlage zu – und dies nach einem 0:3-Rückstand. Doch auch anderen Ortes ging es torreich zur Sache: Der TSV Weilimdorf entschied das Verfolgerduell beim MTV Stuttgart mit 4:0 und damit eindeutig für sich. Acht Treffer gab es in der Partie des SSV Zuffenhausen zu bewundern, deren neun im Spiel der Sportvg Feuerbach beim Aufsteiger SV Ümmet. Insgesamt wurden in den acht Begegnungen des Spieltags 45 Tore geschossen – sehr zum Bedauern des TV 89 Zuffenhausen und von Croatia Stuttgart, die zwar kein Erfolgserlebnis feiern konnten, aber dafür selbst reichlich eingeschenkt bekamen.

 

Manchmal ist es ratsam, eine kleine Notlüge zu verwenden. „Es steht 0:0, also geht raus, spielt und habt Spaß“, schärfte Recep Yildiz, Spielertrainer des FC Stuttgart-Cannstatt, seinem Team in der Pause der Partie gegen den Tabellenführer N.A.F.I. Stuttgart ein. Eine Aussage, die nur teilweise der Wahrheit entsprach, denn der Spitzenreiter führte nach den Toren von Ugur Capar, Danijel Bosnjak und Marcel Avdic bereits mit 3:0. Und obwohl sich die Platzherren durchaus einige Chancen erarbeitet hatten, wäre sogar noch ein deutlicheres Zwischenergebnis möglich gewesen, wenn nicht FC-Schlussmann Hüsrev Kop noch einige gute Torgelegenheiten von N.A.F.I. vereitelt hätte. Aber der FC spielte und hatte in Hälfte zwei mächtig Spaß. Denn nach dem 1:3-Anschlusstreffer – Yildiz hatte einen von Kaan Tosun verursachten Handelfmeter verwandelt – gab der Begegnung eine völlig neue Richtung. Sehr zum Ärger von N.A.F.I.-Coach Damir Bosnjak. „Ich bin stinksauer“, wetterte Bosnjak. „Eine erfahrene Mannschaft wie meine muss das Ding abgeklärt runterspielen.“ Genau das tat der Erstplatzierte aber nicht. „Die waren sich wohl etwas zu siegessicher“, urteilte Yildiz. Jedenfalls ließ das Defensivverhalten von N.A.F.I. einiges zu wünschen übrig. Denn innerhalb von zehn Minuten wandelten die Platzherren den Rückstand durch einen lupenreinen Hattrick von Behar Hasanaj in eine 4:3-Führung um. Der Gast hatte danach nur noch eine Chance. Doch Adnan Akcan, Führender der Torjägerliste, scheiterte an Keeper Kop. „Bei dem Spiel waren etwa 400 Zuschauer“, sagt Yildiz, der zudem noch die Leistung von Schiedsrichter David Schmid lobte. „Und dann läuft es so – das war Gänsehaut pur.“

Eine Gänsehaupt hat auch Francesco Mazzella di Bosco, Coach des MTV Stuttgart, bekommen. Allerdings nicht vor Freude, sondern wegen des Entsetzens über den Auftritt, den seine Schützlinge in Hälfte eins der Partie gegen den TSV Weilimdorf ablieferten. „Wenn man so bubihaft spielt, dann hat man gegen eine Mannschaft wie den TSV keine Chance.“ Doch auch wenn den Gästen die erste Hälfte gehörte, sprangen dabei zwar etliche Chancen, aber nur ein Tor heraus. Gökhan Kücükcolak hatte in der 1. Minute nach Einwurf von Florian Sprenger und Vorlage von Mahdenhager Woldezion zum 1:0 getroffen. In Spielabschnitt zwei trat der MTV dann deutlich sortierter auf. „Es gibt Spiele, da muss man seine Mannschaft wach rütteln“, sagt Mazzella di Bosco über die Ansprache in der Pause. Doch Raphael Hahn, der nur die Latte traf, und Willie Sauerborn, dessen Kopfball von TSV-Torwart Burak Demirel pariert wurde, ließen die Möglichkeiten zum Ausgleich beziehungsweise Anschluss ungenutzt. Denn in die Drangphase der Gastgeber platzte in der 64. Minute das 2:0 für die Weilimdorfer, als Kücükcolak nach einem Pass in die Tiefe vollendete. Und während sich das Team vom Kräherwald weiter mühte, legten die Weilimdorfer nach: Der eingewechselte Samir Almalla schraubte das Ergebnis auf 4:0 hoch. „Der Sieg war verdient, aber etwas zu hoch“, räumt TSV-Trainer Marco Scheel ein, der neben dem Sieg noch einen weiteren Grund zur Freude hatte. Denn durch die Niederlage des Tabellenführers beträgt dessen Vorsprung vor den Weilimdorfern nun nur noch vier Punkte.

Für eine faustdicke Überraschung hat der SSV Zuffenhausen gesorgt. Damit ist nicht unbedingt der Sieg über den abstiegsgefährdeten SV Vaihingen gemeint, sondern eher die Art des Sieges. Kam das Team vom Trainer Ingo Ramljak bislang auf einen Schnitt von 1,3 Toren pro Partie, trafen die Zuffenhäuser gegen den SV gleich fünfmal. „Das war eigentlich aus der Not heraus“, sagt Ramljak. Denn er hatte aus Personalnot den Innenverteidiger Josip Mataija als hängende Spitze auflaufen lassen. Was sich als klug herausstellte, denn Josip Mataija bereitete die Tore von Ilker Aybar und dem zweimal erfolgreichen Fabian Eichner vor und leitete zudem noch eine Reihe guter Chancen ein. „Er hat ein Riesenspiel gemacht“, sagt sein Trainer. Dass sich die Zuffenhäuser danach ein wenig zu sicher wähnten und den Anschlusstreffer kassierten, konnte der Coach deshalb verschmerzen, weil Serhet Varan in seinem ersten Einsatz für den SSV von Beginn an auf 4:1 erhöhte. Zudem besiegelte der eingewechselte Reijhan Murati mit dem 5:1 die Vaihinger Niederlage. Zwar steckte der Gast nicht auf, konnte aber nur noch auf 3:5 verkürzen.

Nun ist der Umstand, einige Tore zu schießen, noch lange kein Garant für einen Sieg. Diese schmerzliche Erfahrung musste die Sportvg Feuerbach machen, die beim SV Ümmet mit 4:5 unterlag. Was die Sache noch schmerzlicher macht: Der Gastgeber hatte bis dahin in der aktuelle Saison noch kein einziges Heimspiel gewonnen. Zweimal legte der SV zwei Tore vor. Beim ersten Mal egalisierte die Sportvg durch Erdinc Bozoglu und Michele Cinque. Beim zweiten Mal waren es Cinque und Brian Hofmann, welche das Resultat auf 4:4 stellten. Doch schon eine Minute nach dem erneuten Ausgleichstreffer gerieten die Feuerbacher erneut in Rückstand – und den holten sie nicht mehr auf. Für Sportvg-Trainer Göhkhan Dogan kein Wunder: „Trotz der vier Tore war das die schlechteste Mannschaftsleistung, die mein Team in dieser Saison abgeliefert hat“, schimpfte Dogan.

Einen schwarzen Tag erwischte der TV 89 Zuffenhausen, der sich eigentlich durch einen Sieg bei der Spvgg Möhringen etwas Luft im Abstiegskampf verschaffen wollte. Doch bei den Nord-Stuttgartern, die am Ende mit 0:4 unterlagen, lief wenig bis gar nichts zusammen. In einer Partie, die sich vorwiegend im Mittelfeld abspielte, verbuchte der TV 89 nur eine klare Möglichkeit, die Mohammed Ekrama aber vergab. Auch die Möhringer hatten nur wenige Chancen, legten aber die deutlich größere Effektivität an den Tag. „Die haben fünfmal auf unser Tor geschossen“, sagt TV-Trainer Sven Peuckert. „Und davon waren vier Schüsse drin.“

War der Tag des TV 89 schwarz, dann war er für Croatia Stuttgart rabenschwarz. Das Not-Aufgebot des kroatischen Clubs kam gegen den SV Sillenbuch mit 0:6 unter die Räder. „Wir haben zumindest anfangs gut dagegengehalten“, sagt Croatia-Spielleiter Tomislav Babic. Aber getroffen hat eben nur der Gegner: Gegentor Nummer eins resultierte aus einem Konter, beim zweiten landete ein Kopfball-Klärungsversuch von Mario Mlikota im eigenen Tor, und auch beim 3:0 für den SV sorgte ein Croatia-Kicker für die entscheidende Richtungsänderung des Spielgeräts. Da passte es ins Bild, dass Niki Oroz beim Stand von 0:2 aus kurzer Distanz das leere Tor verfehlte. Jedenfalls war mit dem 0:3 der Widerstand der Platzherren gebrochen, die anschließend noch weitere drei Treffer kassierten und damit die 50-Gegentor-Marke überschritten.