In und um Filderstadt rücken Jäger dieser Tage zur nächtlichen Fuchsjagd aus. Die Tierrechtsorganisation Peta spricht von sinnlosem Töten, der Kreisjägerverband Esslingen nennt indes Gründe, warum aus seiner Sicht die Jagd sein muss.
Die Tierrechtsorganisation Peta ist alarmiert. Nach ihren Informationen finden vom 27. Januar bis zum 9. Februar die sogenannten Fuchswochen des Hegerings IV der Jägervereinigung Esslingen statt. Diese Hegegemeinschaft deckt den Bereich mittlere und westliche Filder ab und umfasst etwa ein Dutzend Reviere mit jeweils drei bis vier Pächtern. Das Zentrum dieser Fuchswochen ist also im Bereich Filderstadt. Peta kritisiert die anstehende Jagd scharf. „Dabei töten die Jäger und Jägerinnen unter dem Deckmantel des Artenschutzes möglichst viele Füchse und andere Beutegreifer wie Dachse und Marder“, heißt es in einer Mitteilung.
Thomas Hogenschurz, der Sprecher der Jägervereinigung, hat naturgemäß eine andere Sicht der Dinge. Bei den Fuchswochen handle es sich um eine jährlich wiederkehrende Tradition, „so lange der Fuchs offen ist“. Ab dem 15. Februar befänden sich die Tiere in der Schonzeit. Peta betont, dass laut Tierschutzgesetz ein „vernünftiger Grund“ fürs Töten eines Tieres vorliegen müsse. Bei der flächendeckenden Jagd auf Füchse sei ein solcher nach Auffassung der Tierrechtsorganisation jedoch nicht gegeben, Peta fordert daher die Landesregierung auf, im Landesjagdgesetz ein Jagdverbot für Füchse und andere Beutegreifer zu ergänzen, und appelliert an die Jäger, die Fuchsjagd aus Tierschutzgründen zu stoppen. „Bundesweit werden jährlich rund 400 000 Füchse durch Hobbyjäger sinnlos getötet. Allein in Baden-Württemberg sind es etwa 45 000. Das Gemetzel muss aufhören.“ So wird Peter Höffken, Fachreferent bei Peta, in der Mitteilung zitiert.
„Es ist kein Genozid“
Der Darstellung widerspricht Wolfgang Hinderer aus Aichtal, der Hegeringleiter im Bereich Filder, deutlich. „Es ist nicht so, dass jeder, der einen Jagdschein besitzt, rausgeht und alles abknallt, was daherkommt“, betont er. Auch der Unterensinger Thomas Hogenschurz findet kernige Worte: „Es ist kein Genozid.“ Vielmehr würden in den Nächten der sogenannten Fuchswochen in Summe etwa 20 bis 25 Füchse erlegt, Wolfgang Hinderer nennt ähnliche Zahlen. Er verwendet sowieso lieber den Begriff Artenschutzwochen, denn darum gehe es. Wolfgang Hinderer verweist auf das Rebhuhn-Projekt, das es auf der Filderebene seit geraumer Zeit gibt. Um die vom Aussterben bedrohten Vogelart zu stärken, wurde in der Vergangenheit ein Artenschutzprogramm aufgelegt. Mit Erfolg. „Wir stehen landesweit an zweiter Stelle“, sagt Wolfgang Hinderer über die aktuelle Rebhuhn-Population von schätzungsweise 70 Vögeln in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen.
Zum Schutz gehöre aber auch die sogenannte Prädatorenbejagung, in der nächsten Zeit würden daher neben Füchsen auch Waschbären, Rabenkrähen oder Marder erlegt, „sämtliche Fressfeinde für das Rebhuhn und andere Bodenbrüter“, sagt Wolfgang Hinderer. Mit den ausgerufenen Fuchswochen würden die Jagdpächter an ihre Aufgabe erinnert, die auch im Hegevertrag verankert sei. Laut Thomas Hogenschurz hat das Kreis-Veterinäramt zudem empfohlen, Füchse stärker zu bejagen. „Im Bereich Neuhausen, Wolfschlugen haben wir einen sehr starken Befall mit Räude“, sagt er und meint damit eine ansteckende Hautkrankheit. Wolfgang Hinderer nennt überdies die Staupe. „Wenn die Dichte zu hoch ist, breitet sich die Krankheit schneller aus“, sagt er. Dennoch plädiert er für eine Jagd mit Augenmaß. Wie er das nennt: „Den Zuwachs abschöpfen.“