Wie denken und fühlen Menschen, die unter Depressionen leiden? Teresa Enke, die Frau von Robert Enke, will das mit modernster Technik für Außenstehende erlebbar machen. Damit verfolgt sie gleich mehrere Ziele.

Stuttgart - Teresa Enke will mit einem neuen Projekt der Robert-Enke-Stiftung die Gedanken- und Erlebniswelt eines Depressiven ein Stück weit erlebbar machen und so das Verständnis für die Krankheit verbessern. Über eine Virtual Reality-Brille können Nichtbetroffene einen Eindruck gewinnen, wie Depressive fühlen.

 

„Ich fand es erschreckend, es war eine Grenzerfahrung für mich. Und dabei war es ja nur für eine kurze Zeit und ich wusste, dass ich die Brille gleich abnehmen kann“, sagte Teresa Enke dem SID über ihren Selbstversuch. 

„Wir haben in der Entwicklung mit Betroffenen, Psychotherapeuten und VR-Experten gesprochen. Ebenso was Robbi mir sagte und in seine Tagebücher schrieb: Er sei ein Versager, er könne nichts, das Leben sei nicht lebenswert - das haben wir alles mit eingearbeitet“, sagte Enke und betonte, dass über die VR-Brille nur „Facetten“ einer Depression vermittelt werden können. 

Im Video sehen Sie, wie sich Teresa Enke an ihren verstorbenen Ehemann erinnert:

Dennoch sei es „schon erdrückend, wenn das alles auf einen einprasselt. Und es sind nur 15 Minuten, Kranke haben das über Monate, oft ihr ganzes Leben lang. Wie muss sich das anfühlen? Es geht um einen Eindruck, und ich glaube, dass dadurch die Sensibilität geschult wird bei Menschen, die vorher gesagt haben: ‚Ach, der soll sich nicht so haben’.“

„Traurig, dass Robbi das nicht mehr miterlebt hat“

Ihr Mann Robert Enke hatte sich vor zehn Jahren am 10. November das Leben genommen. Seither setzt sich Teresa Enke als Vorsitzende der Robert-Enke-Stiftung für die Enttabuisierung von Depressionen und Aufklärungsarbeit ein. 

Es sei schon viel erreicht worden, sagte Enke. Unter anderem ist ein Netzwerk entstanden, in dem über 70 Sportpsychiater in Deutschland zur Verfügung stehen und eine schnelle und qualifizierte Therapiemöglichkeit für Leistungssportler ermöglichen. Außerdem sei die Akzeptanz für die Krankheit gestiegen.

„Und deshalb bin ich auch so traurig, dass Robbi das nicht mehr miterlebt hat. Er hätte mitgekriegt, dass es so viele Spitzensportler auch getroffen hat. Wie Englands Nationalspieler Danny Rose oder Weltmeister Andres Iniesta, die wieder zurückkamen“, sagte Enke: „Robbi dachte, er sei allein. Er hatte große Angst, aber die wäre ihm genommen worden. Er hätte um diesen Platz im Tor nicht fürchten müssen, wenn er sich hätte erfolgreich behandeln lassen und wieder zurückgekommen wäre. Es ist wie bei einer anderen Verletzung auch: Ist die Behandlung erfolgreich, wird ein Fußballer wieder genauso gut spielen können wie davor. Das hatte er nach seiner ersten klinischen Depression ja selbst bewiesen.“