Der Bundesrat diskutiert über die Regeln zur Einführung der auf 15 Jahre befristeten Fahrerlaubniskarte. Unter anderem sollen Bürger ihren alten „Lappen“ nach Jahrgängen gestaffelt umtauschen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der Führerschein verdankt seinen Spitznamen „Lappen“ dem schmuddelig-grauen Material mit hohem Textilanteil, aus dem die Fahrerlaubnisbescheinigung bis zum Jahr 1986 bestand. Dann wurde der „Lappen“ rosa, doch die Bezeichnung blieb. Ob sich das Wort über das Jahr 2033 hinaus halten wird, wird die Zeit zeigen: Denn dann spätestens müssen alle Autofahrer einen Plastikkartenführerschein haben. Als letzte eben jene Jahrgang 1953, deren „Lappen“ dann bis zu 62 Jahre alt sein wird.

 

Das Scheckkartenmodell wird seit 2013 nur noch auf 15 Jahre befristet ausgegeben wird. Eigentlich hätte eine Frist bis 2033 für alle gegolten, die noch unbefristete Fahrerlaubnis-Dokumente haben – ob grau und rosafarben aus Papier oder blass-grünlich aus Plastik. Nun soll der Umtausch früher beginnen, so sieht es ein Vorschlag des Länderrats vor, der aber noch nicht beschlossen ist. Die Frist soll für die ersten bereits Anfang 2021 ablaufen.

Es kommt keine Post vom Amt, wenn getauscht werden muss

Der Führerscheininhaber bekommt nicht Bescheid, wann er umtauschen muss. „Wir haben die Daten ja gar nicht“, sagt Steffen Hammel, beim Ordnungsamt zuständig für Führerscheinangelegenheiten. Denn die Führerscheinstelle ist nicht mit der Meldestelle verbunden, erläutert er. Wenn also jemand seinen Führerschein woanders gemacht hat und dann nach Stuttgart zieht, wird die Fahrerlaubnis nicht hier registriert.

Der Vorschlag, mit dem sich der Bundesrat nun befasst, sieht vor, dass bis zum Januar 2021 alle den neuen Führerschein holen, die zwischen 1953 und 1958 geboren wurden. Bis 2022 sind dann alle dran, die Jahrgang 1959 bis 1964 sind. Wer 1965 bis 1970 geboren wurde, muss im Jahr 2023 wechseln, alle Jüngeren bis 2024. Man kann natürlich auch jederzeit vor der genannten Frist umtauschen.

Für den neuen Führerschein wird eine Gebühr von 24 Euro fällig. In Stuttgart kann man sich direkt an die Führerscheinstelle oder eines der Bürgerbüros in den Stadtteilen wenden. Dazu braucht man logischerweise einen gültigen Führerschein, ein biometrisches Passbild, einen Personalausweis oder Reisepass und einen Auszug aus dem örtlichen Fahrerlaubnisregister, so der vorgelegte, alte Führerschein nicht in Stuttgart ausgestellt wurde.

In seltenen Glücksfällen ist der Expressführerschein am nächsten Tag da

Der Führerschein kommt – wie alle offiziellen Ausweisdokumente – aus der Bundesdruckerei. Je nachdem, wie viel dort zu tun ist, kann es drei bis fünf Wochen dauern. Man sollte also, wenn eine Fernreise geplant ist, rechtzeitig daran denken – denn oft wird von ausländischen Autovermietungen nur der internationale Führerschein akzeptiert, den man nur in Verbindung mit dem neuen Kartenführerschein bekommt. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, die kosten jedoch 18 Euro extra: Gegen diese Gebühr wird das scheinbar Unmögliche möglich, und der Führerschein ist nach drei bis vier Arbeitstagen schon fertig. „In seltenen Glücksfällen war er schon am nächsten Tag da“, erzählt Steffen Hammel. Diesen Service bieten die Führerscheinstelle (Krailenshaldenstraße) oder eines der Bürgerbüros Mitte, Bad Cannstatt und Vaihingen.

Die Führerscheinstelle rät, vormittags aufs Amt zu gehen

„Für uns wäre es gut, wenn der Ansturm nicht auf einmal käme“, sagt Steffen Hammel von der Führerscheinstelle. Schon jetzt gebe es nämlich manchmal lange Schlangen vor den Schaltern. „Wer eine Reise plant, sollte daher nicht auf den letzten Drücker kommen“, rät Hammel. Vor den Sommerferien seien die Schlangen besonders lang. Grundsätzlich sei vormittags weniger los in den Ämtern, ganz schlecht sei die Idee, am „langen Donnerstag“ die Führerscheinstelle aufzusuchen, weil auf diese Idee oft sehr viele Zeitgenossen kämen. Mitunter erlebe das Amt auch seltsame Häufungen von Anträgen. „Vor ein paar Jahren kamen fast alle Türkischstämmigen auf einen Schlag“, berichtet Hammel. Alle wollten ihren Führerschein noch schnell vorm Türkeiurlaub umtauschen: Die Serben verlangten reihenweise Strafgebühren, wenn Türken ohne internationalen Führerschein durchreiste. „Das sind Momente, in denen man internationale Spannungen an den Warteschlangen bei uns ablesen kann“, kommentiert Steffen Hammel.

Sollte die Umtauschregel nun so, wie vorgeschlagen, beschlossen werden, passiert dennoch nicht viel, wenn man seine Frist versäumt. „Es wird nur das Dokument ungültig, das ist vielleicht eine Ordnungswidrigkeit. Die Fahrerlaubnis erlischt damit aber nicht“, sagt Steffen Hammel.