Bad Cannstatt bietet viele historische Orte und Geschichten. Erna Schwätzele und Jakob Brunnenmeister führen Interessierte schwäbisch-humorvoll durch den Bezirk.

Bad Cannstatt - Der älteste Stuttgarter Stadtbezirk besitzt eine reichhaltige Geschichte. Die Vermittlung historischer Fakten kann allerdings eine sehr trockene Angelegenheit sein. Als Kontrastprogramm dazu veranstaltet die Stuttgart Marketing GmbH eine neue Führung mit dem Titel: „Erna Schwätzele trifft Jakob Brunnenmeister: Zwoi Cannstatt-Schaffer“.

 

In breitestem Schwäbisch begrüßt Erna Schwätzele, alias Diana Neumann, Leiterin der Stuttgarter Kosmetikschule und Schauspielerin am Theäterle in Neugereut, die seit 2011 die schwäbischen Stadtführungen „I han Kehrwoch“ gibt, die 40 Teilnehmer vor dem Wilhelma-Theater. „Han Is grad no gschafft“, ruft Schwätzele in die Runde und grinst breit. Bewaffnet mit Putzeimer, Kutterschaufel, Kehrwisch und einem Besen und gekleidet in der traditionellen Kluft einer schwäbischen Hausfrau, bestehend aus Kittelschürze, Kopftuch und festem Schuhwerk beginnt sie die Führung und die Gruppe bewegt sich in Richtung Cannstatter Innenstadt. Über die Wilhelmsbrücke, die einen Blick auf das Theaterschiff und den alten Hafen im Mühlgrün freigibt und auf der Schwätzele kleine Anekdoten zu den Erfindern der Spätzlespresse und des Büstenhalters erzählt, landet die Gruppe auf dem Thaddäus-Troll-Platz, wo sie zum ersten Mal auf Schwätzeles Nachbarn und Führungs-Compagnon Jakob Brunnenmeister, alias Rolf Butsch, Gründer und Geschäftsführer der Wilden Bühne in Stuttgart-Ost, ein Theater, dessen Ensemble aus ehemaligen Drogenabhängigen besteht, trifft. Dessen Familie ist seit Generationen für die Reinigung und Wartung der Cannstatter Brunnen zuständig und so hat auch Brunnenmeister viel zur Geschichte Cannstatts zu erzählen.

Die Nazis und der Lautenschlägerbrunnen

Im weiteren Verlauf des Rundgangs trifft die Gruppe immer wieder auf Brunnenmeister, der Fakten und witzige Anekdoten gekonnt mischt. Die Zuschauer erfahren, was unter anderem Richard von Weizsäcker mit dem Erbsenbrunnen zu tun hat und die Frage wird geklärt, ob der Lautenschlägerbrunnen seinen Namen von dem oben aufsitzenden, kleinen Jungen der Laute spielt oder vom früheren Oberbürgermeister Lautenschlager hat und was die Nazis damit zu haben. Mit seiner Nachbarin Schwätzele kommt es dabei immer wieder zu kleineren Auseinandersetzungen (Schwätzele zum Publikum: „Mit dem kosch heid nix ofange“), die das Publikum erheitern. Doch nicht nur Brunnenmeister ist Ziel von Schwätzeles Seitenhieben, sie macht vor nichts und niemandem halt. Vor allem Politiker sind immer wieder das Ziel der spottenden Sticheleien.

Neben Brunnenmeister gibt es auf der Tour noch eine weitere Nebenfigur. Schwätzeles Mann, den sie „mei Erwin“ nennt. Dieser ist kein realer Begleiter, sondern Schwätzele gibt Anekdoten aus ihrem Zuhause wieder und plaudert aus dem Nähkästchen. So erzählt sie zum Beispiel, wie gewissenhaft sie die Garage rausfegt, während sich ihr Erwin um den Mercedes kümmert. Immer wieder gibt sie auch einen Schwenk aus Erwins Zitate-Fundus wieder („Es Läbe isch zu kurz um schlechde Woi zu trinka“).

Abgerundet wird die Führung mit einem Viertele Wein vom Weingut Zaiß und selbstgebackenem Salzkuchen an der Gottlieb-Daimler-Gedenkstätte, wo die „kurzweilige und sehr interessante Führung“, so das Urteil der Teilnehmer unisono, nach rund zwei Stunden endet.