Führungskrise beim VfB Stuttgart Claus Vogt und Thomas Hitzlsperger – zwei Streithähne in der Pflicht

Führen Thomas Hitzlsperger (links) und Claus Vogt den VfB Stuttgart in ruhigere Fahrwasser? Foto: Baumann

Claus Vogt ist vom Vereinsbeirat des VfB Stuttgart als Kandidat nominiert, Thomas Hitzlsperger hat das Vertrauen vom Aufsichtsrat der AG. Die Streithähne stehen nun in der Pflicht – und zwar gemeinsam, wie unser Autor Dirk Preiß betont.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Normalerweise wäre es ein belangloses Wochenende gewesen beim VfB Stuttgart – 1:1 gegen Hertha BSC. Weil beim Fußball-Bundesligisten aber seit Wochen der vereinspolitische Ausnahmezustand herrscht, nahm das vergangene Wochenende historische Ausmaße an.

 

Am Samstag zog der Aufsichtsrat der VfB AG erste Konsequenzen aus der Aufarbeitung der Datenaffäre – und beendete eine Ära. Die Vorstände Stefan Heim und Jochen Röttgermann wurden abberufen. Und weil man davon ausgehen kann, dass das Kontrollgremium sich nicht auf Basis einer dünnen Beweislage zu dieser harten Zäsur durchrang, haben die Ermittlungen wohl Belastendes zum Vorschein gebracht. Sogar einstimmig fiel das Votum aus, was mit Blick auf die vergangenen Wochen einem Wunder gleicht.

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Am Sonntagabend dann platzte die noch größere Bombe. Dass der Vereinsbeirat Claus Vogt nun als alleinigen Kandidaten für die Wahl des Präsidenten am 28. März nominiert hat, ist eine Wendung, die vor Tagen schier unmöglich erschien.

Erfolg auf zweierlei Ebenen

Klar ist damit: Der amtierende Clubchef hat sich auf zweierlei Ebenen durchgesetzt. In seinem beharrlichen Drängen nach einer schonungslosen Aufklärung der Datenaffäre – neben Heim und Röttgermann werden weitere Mitarbeiter gehen müssen. Zum anderen im Machtkampf mit Thomas Hitzlsperger, der Vogt am 30. Dezember in einem offenen Brief die Tauglichkeit für das Amt abgesprochen hatte.

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Der Präsident kann nun für vier Jahre im Amt bestätigt werden – ist aber gut beraten, seinen Erfolg nicht auszukosten. Zu viel Schaden hat der VfB in den vergangenen Wochen genommen. Zu sehr litt das Vertrauen in nahezu alle handelnden Personen. Zu sehr ist der Club in sich zerstritten – in einer Ära, die der Befriedung, der Versöhnung und dem Neuaufbau dienen sollte. Es ist alles anders gekommen. Die Rücktritte im Vereinsbeirat, die die Entscheidung pro Vogt begleiten, zeugen davon.

Die Ära der Versöhnung endet im totalen Streit

Da der intern weiter umstrittene Vogt vom Vereinsbeirat und der zuletzt oft fragwürdig agierende Hitzlsperger vom AG-Aufsichtsrat nun bestätigt sind, ist es deren Pflicht, nicht nur selbst aufeinander zuzugehen und eine Basis für eine Zusammenarbeit zu schaffen. Sie müssen all jene mitnehmen auf diesem Weg, die sich zuletzt hinter ihnen versammelt haben. Auf ganz vielen Ebenen – auch bei Partnern und Sponsoren – muss nun ohne einige langjährige Ansprechpartner Vertrauen mühsam zurückerarbeitet werden.

Die geplante Einung des Vereins nach der Ära Wolfgang Dietrich ist komplett in die Hose gegangen. Ein weiteres Debakel kann sich der VfB nicht erlauben.

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