Führungskrise beim VfB Stuttgart Wie geht es in der Datenaffäre weiter?

Auf der VfB-Geschäftsstelle wird derzeit heftig gestritten. Foto: Baumann

Während der Landesdatenschutzbeauftragte in der Datenaffäre ein Bußgeldverfahren eingeleitet hat und weiterermittelt, liegen dem VfB Stuttgart zumindest die Abschlussberichte der internen Untersuchungen durch die Kanzlei Esecon vor. Doch sind auch weiter viele Fragen offen.

Stuttgart - Das Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach stand kurz bevor, als ein weiteres Mal klar wurde, dass der Fußball beim VfB Stuttgart derzeit nur eine schöne Nebenrolle spielt. Um kurz nach sechs meldete sich am Mittwochabend der Landesdatenschutzbeauftragte Stefan Brink zu Wort, um das vorläufige Ergebnis seiner monatelangen Ermittlungen in der Datenaffäre zu verkünden: „Die Datenschutzverstöße sind erheblich“, sagte der Jurist, „sie veranlassen uns dazu, ein Bußgeldverfahren zu eröffnen.“

 

Was bedeutet: Das bisher laufende Prüfverfahren ist abgeschlossen – jetzt wird es für den VfB wegen der Weitergabe Zehntausender von Mitgliederdaten zwischen 2016 und 2018 ernst. Brink kündigte „weitergehende Ermittlungen“ an und verwies darauf, dass seiner Behörde dabei Befugnisse zur Verfügung stehen, „die im Wesentlichen mit denen einer Staatsanwaltschaft vergleichbar sind“. Immerhin bescheinigte der Datenschützer dem VfB, die bisherigen Aufklärungsmaßnahmen unterstützt zu haben und sich sich „weiterhin kooperationsbereit“ zu zeigen.

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Dass dem Club ein sattes Bußgeld droht, darüber war Hitzlsperger nach eigener Aussage bereits vergangene Woche informiert worden. „Jetzt geht es darum, den Fall zum Abschluss bringen“, sagte der Vorstandsvorsitzende, der sich am Nachmittag zusammen mit Präsident Claus Vogt mit Brink getroffen hatte.

Bereits seit Dienstag liegen Hitzlsperger und Vogt auch die mit Spannung erwarteten Abschlussberichte der internen Ermittler der Kanzlei Esecon vor. Am Ziel sind die beiden VfB-Anführer, die in den vergangenen Wochen zu Gegnern geworden sind, aber auch bei diesen Untersuchungen noch nicht. Denn umstritten bleibt, wann und in welchem Umfang die Berichte veröffentlicht und den Mitgliedern zugänglich gemacht werden. Dass sich Vogt die größtmögliche Transparenz wünscht, hatte der Präsident bereits nach Bekanntwerden der Affäre im vergangenen September betont.

Claus Vogt will den Auftrag an die Kanzlei Gleiss Lutz nicht unterschreiben

Anders als im Falle von Brinks Ermittlungen hat es der VfB in der eigenen Hand, die Ergebnisse von Esecon interpretieren zu lassen. Noch immer wird intern heftig darüber gestritten, welche Juristen die rechtliche Bewertung der Datenschutzverstöße vornehmen, von der arbeits- oder gar strafrechtliche Konsequenzen abhängen. Darüber sollte am Mittwoch vor dem Pokalspiel im Aufsichtsrat abgestimmt werden. Wie es heißt, sieht Vogt, der nicht nur Präsident, sondern auch Vorsitzender des Kontrollgremiums ist, auch weiterhin keinerlei Veranlassung, einen entsprechenden Auftrag an die Kanzlei Gleiss Lutz zu unterschreiben, die sowohl mit dem VfB als auch mit Ankerinvestor Daimler in enger geschäftlicher Beziehung steht.

An Claus Vogt läge es auch, bis spätestens 10. Februar zur ursprünglich am 18. März geplanten Mitgliederversammlung einzuladen, auf der unter anderem die Wahl des Präsidenten auf der Tagesordnung steht. Doch strebt er bekanntlich eine Verlegung in den September an.

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