Nach fast vier Jahrzehnten hat der Fellbacher Finanz- und Sozialbürgermeister genug von der Terminhatz im öffentlichen Dienst. Der 58-Jährige will im September in den Ruhestand treten – und noch mal den Schritt zu neuen beruflichen Ufern wagen.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Gut ein Jahr nach dem Amtsantritt von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull zeichnet sich im Fellbacher Rathaus ein weiterer einschneidender Personalwechsel ab. Der im Februar 2001 zum Finanzdezernent gewählte Günter Geyer will seinen Verwaltungsjob an den Nagel hängen und Ende September in den Ruhestand treten. Die überraschende Entscheidung begründete Geyer am Mittwoch mit dem Wunsch, seinem beruflichen Leben noch einmal eine Wende zu geben.

 

Eine Bewerbung in anderen Kommunen oder gar eine OB-Kandidatur schloss Geyer am Mittwoch kategorisch aus

„Nach inzwischen fast 40 Dienstjahren, davon 27 Jahre in verantwortungsvollen Positionen bei der Stadt Geislingen und in Fellbach, habe ich mich entschlossen, neue Herausforderungen anzugehen“, sagte er. Erklärtes Ziel für den passionierten Motorradfahrer und Vater von drei erwachsenen Kindern ist eine Aufgabe, die „mehr persönlichen Freiraum“ ermöglicht. „Ich möchte etwas finden, wo ich mehr der Herr über mein eigenes Zeitbudget sein kann“, sagte Geyer.

Als mögliche berufliche Option nannte der bald 59-jährige Verwaltungsmann eine selbstständige Tätigkeit etwa bei der Beratung von Kommunen. Der erst Anfang 2016 mit einer überzeugenden Mehrheit in seinem Amt bestätigte Bürgermeister bekannte, bereits vor zwei Jahren mit einem Absprung geliebäugelt zu haben. Eine Bewerbung in anderen Kommunen oder gar eine OB-Kandidatur schloss Geyer am Mittwoch kategorisch aus: „Ich habe mich in der Rolle im Windschatten immer sehr wohlgefühlt“, sagte er.

Außerdem ist er Mitglied der Geschäftsführung der städtischen Holding

Der trotz einer Vielzahl von Abend- und Wochenendterminen seit seinem Amts-antritt aus dem Kreis Göppingen nach Fellbach pendelnde Finanzdezernent hatte nach seinem Dienstbeginn im Rathaus einen immensen Aufgabenzuwachs erlebt. Neben der Kämmerei und der Wirtschaftsförderung übernahm er nach dem Weggang von Barbara Bosch auch Aufgaben aus dem ehemaligen Sozialdezernat, im Januar 2008 wurde er als Nachfolger von Hans Müller zum Stellvertreter des Oberbürgermeisters gewählt. Heute verantwortet der 58-jährige Verwaltungsfachmann auch das Ordnungsamt, die Stabsstellen für Senioren, Integration und Inklusion sowie für bürgerschaftliches Engagement, die beiden Verwaltungsstellen Schmiden und Oeffingen und das Amt für Bildung, Jugend, Familie und Sport. Außerdem ist er Mitglied der Geschäftsführung der städtischen Holding, der das F3-Bad gehört, der Betriebsgesellschaft für die Schwabendlandhalle und sitzt dem Stiftungsrat der Bürgerstiftung vor.

„Wir haben sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Fachliche Kompetenz und ein feiner Humor zeichnen Günter Geyer aus“, sagte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull am Mittwoch. Sie bedaure den Weggang ihres Stellvertreters sehr. Die Rathauschefin war von Geyer bereits kurz vor Weihnachten informiert worden, den Stadträten teilte der scheidende Beigeordnete seinen Entschluss am Dienstagabend mit. Ein Nachfolger für den wichtigen Rathausposten könnte am 17. Juli vom Gemeinderat gewählt werden. Im April soll die Stelle ausgeschrieben werden.