Nach der Abberufung von Geschäftsführer Daniel Beutel durch den Aufsichtsrat soll Dirk Wernicke die Stadtwerke Schorndorf wieder auf Kurs bringen.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Es musste schnell gehen. Das in turbulentes Fahrwasser geratene Schiff Stadtwerke Schorndorf hat nach der Freistellung von Geschäftsführer Daniel Beutel einen neuen Kapitän: Dirk Wernicke aus Hamburg soll als Interims-Geschäftsführer das Unternehmen auf Kurs bringen. Ein Nachfolger für ihn, der das Steuer dann dauerhaft übernehmen soll, wird gesucht: Die Stellenausschreibung ist in Arbeit.

 

Kritik an der bisherigen Führung

Zu den Gründen, weshalb sich der Aufsichtsrat einstimmig dazu entschieden hat, Daniel Beutel nach knapp vier Jahren freizustellen, möchte Schorndorfs Oberbürgermeister Bernd Hornikel nicht ins Detail gehen. Beutel habe ein schweres Erbe übernommen und das Unternehmen in schwierigen Zeiten geleitet. Hinlänglich bekannt sei aber auch, dass „verschiedenste Themen im Unternehmen aus unserer Sicht nicht aufgearbeitet wurden und vom Management nicht auf die richtigen Gleise gesetzt worden sind“, sagt der OB und Aufsichtsratsvorsitzende Hornikel. Lange Wartezeiten bei den Einspeisevergütungen und mangelhafter Kundenservice hätten Kunden verärgert. Zu beklagen seien auch die hohe Personalfluktuation und das betriebswirtschaftliche Ergebnis. „Es ist unumgänglich für die Zukunftsaufgaben der Stadt, dass die Stadtwerke so aufgestellt sind, dass sie nicht nur Geld kosten, sondern im Idealfall Geld bringen“, sagt Hornikel. Er denke dabei an die Themen Mobilitätswende und Energiewende, hier speziell auch an das Projekt Fernwärmenetz, das große Investitionen bedinge. „Es war notwendig, als Aufsichtsrat zu handeln und die Stadtwerke jetzt neu aufzustellen.“

Aufgaben und Komplexität gewachsen

Gebraucht werde eine Führungsperson, die sich nicht nur fachlich auskennt, sondern die auch mit Menschen umgehen könne und den kommunalen Ansatz verstehe, so Hornikel. „Gesamtstädtisch denken und gesamtstädtisch handeln, darauf kommt es an“, ergänzt Erster Bürgermeister Thorsten Englert. „Die finanziellen und personellen Herausforderungen an Energieversorgungsunternehmen stellen das ganze Konstrukt auf die Probe.“ Seit der Liberalisierung des Energiemarktes seien die Aufgaben und die Komplexität enorm gewachsen und die Anforderungen an die Unternehmen extrem gestiegen.

Dirk Wernicke bleibt, bis ein Nachfolger gefunden ist. Foto: Stadt Schorndorf

„Die Stadtwerke aus der Krise zu holen, muss Topthema in unserer Stadt sein“, betont der OB. Helfen soll dabei zunächst Dirk Wernicke, der den Job als Interimsmanager übernommen hat und so lang bleiben wird, bis ein Nachfolger gefunden ist. Der 59-jährige promovierte Maschinenbauingenieur hat nach einer Karriere beim Siemens-Konzern die vergangenen 14 Jahre in der Energiewirtschaft gearbeitet. Seit wenigen Tagen in Schorndorf ist er gerade dabei, sich unter anderem durch Gespräche mit den Mitarbeitenden ein Bild vom „Ist-Zustand“ der Stadtwerke zu verschaffen. Nun gelte es, systematisch Lösungen zu finden. Wie diese genau aussehen, könne er so kurz nach seinem Antritt nicht sagen. „Ich befinde mich gerade noch in der Bestandsaufnahme und bitte daher noch um etwas Geduld.“

Priorität hätten zunächst die Aufarbeitung von Rückständen bei Abrechnungen und die Erreichbarkeit im Kundencenter. Dirk Wernicke sei auf hoch engagierte Mitarbeiter gestoßen und nehme eine große Unterstützung wahr, auch vonseiten der Stadtverwaltung. Er sei sicher, dass er eine „gute Führung leisten werde“.

Die Stadtwerke zählen rund 110 Mitarbeitende und beliefern Haushalte mit Strom, Gas, Wärme, Wasser sowie Internet. Darüber hinaus sind die Beschäftigten Ansprechpartner bei Fragen rund um die Themen Photovoltaik und E-Mobilität. „Unser Ziel ist ein klares“, sagt Thorsten Englert: „Dass alle Bürger wieder Stadtwerke-Kunden werden – jeden Euro, den wir einnehmen, können wir wieder in die Stadt investieren.“