Hüpfen, wippen, dehnen und auf einem Bein stehen. An der Fils in Göppingen-Faurndau soll das künftig häufiger zu sehen sein. Der Bewegungsparcours „Fünf Esslinger“ ist aber nicht nur für Senioren gedacht.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Unbedarfte Spaziergänger werden sich künftig vielleicht ein wenig wundern, wenn sie im Göppinger Stadtbezirk Faurndau am Filsufer entlang schlendern. Es ist gut möglich, dass dort der eine oder die andere auf einem Bein steht, sich dehnt, wippt oder hüpft, immer wieder auf eine Bank setzt und gleich darauf wieder aufsteht oder sich mit den Händen schräg gegen eine Betonstele lehnt, um schräge Liegestützen zu machen.

 

Hinter dem ungewöhnlichen Tun steckt allerdings ein klares Konzept, das sich „Fünf Esslinger“ nennt. Der Name weist nicht auf eine Gesangsformation oder eine Artistikgruppe hin, sondern ist der Titel eines Programms für lebenslange Fitness zur Erhaltung der Beweglichkeit, von Muskeln und Knochen. Seit kurzem zieht sich der Parcours mit seinen fünf Stationen von der Beckh- bis zur Dammstraße und an der Fils entlang bis zum Kirchplatz. Los geht’s zwischen dem Kindergarten St. Gallus und dem Pflegeheim der Wilhelmshilfe.

Bewegungsparcours für alt und ganz jung

Der Startpunkt ist schon deshalb gut gewählt, weil die „Fünf Esslinger“ in der Pflegeeinrichtung bereits seit deren Eröffnung im Jahr 2010 einen festen Platz einnehmen und weil die dort lebenden Senioren und die Kindergartenkinder auch auf anderen Ebenen immer wieder zusammenkommen. Obwohl sich das Programm vor allem an ältere Menschen richtet, hat der Nachwuchs offensichtlich ebenfalls großen Spaß an den Übungen. Allerdings ist der Bewegungsparcours ganz bewusst für die gesamte Bevölkerung eingerichtet worden.

Der Bezirksbeirat hat dafür 1500 Euro aus seinem Budget zur Verfügung gestellt, „weil wir in dieser Maßnahme einen weiteren kleinen Baustein sehen, mit dem das Filsufer attraktiver gemacht werden kann“, wie die Bezirksamtsleiterin Stephanie Rieger sagt. Von Attraktivität spricht auch Idita Braun, die das Pflegeheim der Wilhelmshilfe zusammen mit Nadine Nägele leitet: „Meine Kollegin hat die ‚Fünf Esslinger’ von ihrer früheren Arbeitsstelle mitgebracht und hier bei uns installiert.“ Mit dem Programm habe man sehr gute Erfahrungen gemacht, die sich jetzt noch einmal ausbauen ließen. „Unsere Bewohner bewegen sich, sind draußen und sehen auch noch etwas anderes als ihre gewohnte Umgebung“, fügt Idita Braun hinzu.

Dass die „Fünf Esslinger“ durchaus auch mittelmäßig fitten Normalbürgern einiges abverlangen können, dürfte jeder Akteur beim Selbsttest spüren. Die „Rückkehr des Frühlings“, ein lockeres und gleichmäßiges in die Knie fallen lassen, soll – einer alten chinesischen Weisheit folgend – 164-fach wiederholt werden. Wer dieser Anweisung folgt, die sicherlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, wird nicht erst im Rentenalter feststellen, dass es in den Scharnieren zwischen Unter- und Oberschenkeln an manchen Stellen klemmt.

Entstehung und Verbreitung des Konzepts

Entwickelt wurde das Bewegungskonzept „Fünf Esslinger“ von dem Arzt Martin Runge, der in der Neckarstadt eine Privatpraxis betreibt. Runge hat die Forschungsergebnisse der Altersmedizin in konkrete Anweisungen übertragen, wie die Muskulatur in Form gehalten werden kann. Wichtig war ihm dabei, dass der Alltag zum Übungsfeld gemacht wird.

Inzwischen sind die „Fünf Esslinger“ eine registrierte Marke, die sich die gemeinnützige Gesellschaft Dienste für Menschen hat schützen lassen. Dienste für Menschen, unter anderem Betreiber des Wohn- und Pflegestifts sowie der Diakoniestation in Ebersbach, bietet in seinem Fortbildungszentrum in Esslingen entsprechende Übungsleiter- und Übungsbegleiterkurse an.