Fünf Hochschulen aus der Region Stuttgart kooperieren bei der Lehrerausbildung. Beteiligt sind neben den beiden Unis Stuttgart und Hohenheim auch die Kunstakademie, die Musikhochschule und die PH Ludwigsburg.

Stuttgart - Das Mammutbäumchen ist gerade mal einen Meter hoch. Bei guter Pflege kann es fast hundert Meter hoch wachsen. Die hat der Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert wohl vorausgesetzt, als er das Bäumchen am Montag zur Auftaktfeier einer gemeinsamen „Professional School of Education“ (PSE) in den Eulenhof der Uni Stuttgart mitgebracht hat. Es ist ein Symbol, denn die Schule gibt es nicht räumlich. Sondern sie bezeichnet die Kooperation von fünf Hochschulen aus der Region Stuttgart bei der Lehrerausbildung. In dieser Art ist das ein Novum. Beteiligt sind neben den beiden Unis Stuttgart und Hohenheim auch die Kunstakademie, die Musikhochschule und, mit fast 4500 Lehramtsstudenten der studentenstärkste Partner, die PH Ludwigsburg. Sie alle haben jahrzehntelang auf sehr unterschiedliche Art Lehrer ausgebildet: die Unis und die Kunsthochschulen bildeten die Gymnasiallehrer aus, die PH die Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Sonderschullehrer. Das waren getrennte Welten. Und das soll sich ändern. Nicht allein durch die Reform der Lehrerausbildung und die Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem.

 

Schon jetzt gibt es eine Zusammenarbeit

Fünf Millionen Euro fließen aus der Qualitätsoffensive Bund und Länder in das Vorhaben der fünf Hochschulen. Der Stuttgarter Unirektor Wolfram Ressel beschrieb es als „durchaus ambitioniert, da es darum geht, die unterschiedlichen Lehrerbildungsstrukturen zusammenzubringen“. Eine Anlaufstelle für Lehrende, aber auch Studierende, soll die PSE-Geschäftsstelle am Herdweg im Norden werden.

„Wir fangen nicht bei Null an“, betonte der Ludwigsburger PH-Rektor Martin Fix. Denn schon jetzt gebe es in einzelnen Bereichen eine Zusammenarbeit der PH mit den anderen Hochschulen. Aber die Unis hätten sich auf die fachwissenschaftliche Ausbildung und Forschung konzentriert, die PH auf die Fachdidaktik. „Keine Seite wusste bisher viel über die andere“, so Fix. Jetzt gehe es darum, gemeinsam herauszufinden, wie viel man von welcher Lehrerbildung brauche.

Anforderungen an Lehrer haben zugenommen

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) erklärte, weshalb die Landesregierung dem Thema so viel Gewicht zumesse: „Die Anforderungen an Lehrer haben enorm zugenommen.“ Ein wichtiger Grund: „Die Interessen und Voraussetzungen der Schüler werden immer unterschiedlicher; auch Flüchtlinge machen diese Aufgabe nicht einfacher.“ Bildung sei aber auch ein Schlüssel zur Integration. Sie habe sich, so Bauer, bei diesem Thema eng mit Kultusminister Andreas Stoch (SPD) abgestimmt.

Als besonderen Vorteil in Baden-Württemberg sehe sie die hohe Expertise an den Kunst- und Musikhochschulen und den Universitäten. Ziel müsse „mehr Professionsbezug sein – aber nicht auf Kosten der fachlichen Qualität“. Zudem sollten starke Orte für Lehrerbildung auch nach außen sichtbarer gemacht werden. Daran kopple sich ein weiteres Ziel: „Wir wollen den Respekt für den anspruchsvollen Lehrerberuf stärken“, sagte die Ministerin. Und nun hoffe sie drauf, dass diese School of Education landes- und bundesweite Ausstrahlung entwickle.

Tiefgreifende Transformation

Eigene Landesförderprogramme gebe es zudem für die Themen Inklusion, Heterogenität, Medienbildung und Deutsch als Zweitsprache. Von insgesamt 20 Millionen Euro (auf fünf Jahre) hätten die Uni Stuttgart 270 000 Euro fürs berufliche Lehramt und die PH Ludwigsburg 800 000 Euro für Deutsch als Fremdsprache eingeworben. „Wir stehen vor einer tiefgreifenden Transformation der Wissensvermittlung“, sagte Cathleen Kantner, Prorektorin Lehre an der Uni Stuttgart. Die neue PSE biete eine Plattform dafür, neue pädagogische Formen für die Vielzahl an Herausforderungen zu entwickeln. Jörg Keßler, Prorektor für Studium, Lehre und internationale Beziehungen der PH Ludwigsburg, erklärte: „Wir bündeln die Stärken der einzelnen Partner.“ Die Hochschulen blieben eigenständig, aber ihre Verwaltungsabteilungen, Prüfungsämter und Rechenzentren müssten in die neue Form der gemeinsamen Lehrerbildung einbezogen werden, dafür werde eine Steuergruppe sorgen.

Petra von Olschowski, Rektorin der Kunstakademie, sieht klare Vorteile für die Studierenden: „Allein dass das Lehramt anders ernst genommen wird, verbessert die Situation der Lehramtsstudierenden.“ Dass es parallel zur neuen PSE noch Lehrerseminare gebe, das sehe sie hingegen eher als „schwierige Konstruktion“.