An diesem Wochenende feiert der TVB Stuttgart ein Jubiläum: Vor fünf Jahren sind die Handballer in die Bundesliga aufgestiegen – Zeit für Erinnerungen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Wie die Zeit vergeht: An diesem Samstag ist es fünf Jahre her, dass der damalige TV Bittenfeld mit dem 24:21-Sieg beim TV Hüttenberg den historischen Aufstieg in die Handball-Bundesliga geschafft hat. Seither hat sich viel geändert – nicht nur die Namensgebung in TVB Stuttgart. Der Weg des Vereins und einzelner Protagonisten:

 

Jürgen Schweikardt (Trainer, damals und heute) Neben der Geburt meiner beiden Kinder war der Bundesliga-Aufstieg sicher der bisher schönste Moment in meinem Leben. Es war ja der größte Erfolg für mich, aber auch den TVB, nachdem wir im Jahr zuvor als Vierter schon knapp gescheitert waren. Die Mannschaft hatte in der Saison nur ein Ziel: Aufstieg!

Doch die Entwicklung ging ja weiter, wir haben den Etat seither mehr als verdoppelt und hatten insgesamt vier Weltmeister bei uns in der Mannschaft. Wir haben uns vom kleinen Dorfverein zum etablierten Erstligisten entwickelt, und mit Platz zwölf in dieser Saison die beste Bundesliga-Platzierung erreicht. Manchmal muss man sich im Alltag kneifen, wenn mal etwas nicht so läuft wie geplant, um sich klarzumachen, dass dies alles kein Selbstläufer ist.

Was auch an den anderen Vereinen liegt, die eine gute Arbeit machen, es wird also weiter ein Kampf bleiben, in der Liga zu bleiben. Aber wir haben es geschafft, die DNA Bittenfeld mit zu bewahren und um den Bestandteil Stuttgart ergänzt. Diese Lösung war nicht alternativlos, aber ich glaube sie war der richtige Schritt. Und wenn ich mal im Zeitrahmen fünf Jahre nach vorne schaue, wäre es das Ziel, dann um internationale Plätze mitspielen zu können.

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Simon Baumgarten (Urgestein, seit 2004 im Verein) An das Spiel in Hüttenberg kann ich mich noch gut erinnern, die ganze Halle war gefühlt voll mit zehn Bussen aus Bittenfeld, es war zwar ein richtig schlechtes Spiel, aber nach der Schluss-Sirene fiel Michael Schweikardt über mich her, die ganzen Fans rannten aufs Feld und die Heimfahrt war feucht-fröhlich.

Es war sicher sportlich einer der größten Momente, wobei der Aufstieg zuvor als Dorfverein in die zweite Liga und dann dort im ersten Jahr der Klassenerhalt für mich auf einer Stufe stehen. Und wenn mir zu Anfang in Bittenfeld einer gesagt hätte, dass ich die Mannschaft mal als Kapitän in der Bundesliga aufs Feld führe, hätte ich ihn ausgelacht.

Wie es weitergeht? Man darf jetzt nicht immer zu viel erwarten und braucht sicher etwas Geduld, aber wenn auch nach Corona die Sponsoren bei der Stange bleiben, kann man in zwei, drei Jahren sicher den einstelligen Tabellenplatz anpeilen und irgendwann auch mal einen internationalen Wettbewerb.

Für mich trennen sich die Wege endgültig, nachdem der Verein entschieden hat, die Kreisläuferposition in der zweiten Mannschaft anderweitig zu besetzen. Ich gehe mit einem weinenden und lachenden Auge: Denn so schaffe ich es zum Ende meiner Laufbahn doch nochmal mit meinem jüngeren Bruder gemeinsam in einer Mannschaft zu spielen – künftig beim VfL Waiblingen – damit wird ein Traum wahr.

Dominik Weiß (der letzte Mohikaner) Das Spiel war ein Spektakel, und am Ende sind alle Dämme gebrochen. Es war wie ein Heimspiel. So etwas gab es in meiner Zeit seit 2009 nie wieder – weder davor noch danach. Inzwischen bin ich der letzte Spieler, der von der Aufstiegsmannschaft übrig geblieben ist. Es ist einerseits schade, andererseits macht es mich etwas stolz, das Projekt mit dem TVB so lange begleiten zu dürfen.

Es war für den Verein ein großer Schritt nach vorne, aber auch für mich. Schließlich bin ich hier zum Nationalspieler geworden, das ist sicher der Höhepunkt meiner Karriere, und das habe ich auch dem TVB zu verdanken. Dem bin ich ja praktisch meine ganze Handball-Laufbahn verbunden. Ich bin froh, dass wir den gemeinsamen Weg so weit gehen konnten. Und ich würde schon gerne wissen, wie weit kann’s noch gehen?

Ich habe noch ein Jahr Vertrag und auch wenn noch nichts konkret ist, kann es für mich hier gerne weitergehen. Auf die nächsten fünf Jahre betrachtet wäre es erstrebenswert sich unter den Top Ten zu etablieren, das wird schwer, aber nicht unmöglich. Ein Erfolgsgeheimnis ist sicher, dass im Verein keine Luftschlösser gebaut werden. Trotzdem haben wir zwischenzeitlich vier Weltmeister hier gehabt, das sagt auch einiges aus, wie solide gearbeitet wird. Der TVB wird inzwischen auch in der Liga erst genommen – schauen wir, wann und wie es weitergeht.

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Djibril M’Bengue (Sprung in die Champions League) Natürlich kann ich mich an das Spiel bestens erinnern, nicht nur weil ich fünf Tore beigesteuert habe, nachdem mich Michael Schweikardt des Öfteren super angespielt hat. Und bei der Rückkehr nach Bittenfeld war gefühlt das ganze Dorf auf den Beinen. Kein Wunder, für den Verein war es ein historisches Ereignis und für mich immer noch einer der größten Erfolge in meiner Karriere.

Auch wenn ich inzwischen mit dem FC Porto Dritter im EHF-Cup geworden bin und wir in dieser Saison in der Champions League für Furore gesorgt haben (zum Beispiel mit dem Sieg beim THW Kiel, Anm. d. Red.). Ich habe immer gesagt, dass im portugiesischen Nachwuchs ein Riesenpotenzial liegt und das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Inzwischen kommen ja auch etablierte Spieler wie der Ex-Kieler Rene Toft Hansen zu Benfica. Ich habe diesen Schritt nie bereut, weil ich die letzten knapp zwei Jahre hier endlich verletzungsfrei aufspielen konnte.

In der Vorbereitung vergangenes Jahr hatten wie wir ja Testspiele gegen den TVB, ansonsten verfolge ich den Weg natürlich auch aus der Ferne. Irgendwann ist es das Ziel, nach Deutschland zurückzukehren. Wohin, das muss man sehen. Ich habe meinen Vertrag ja nochmals um ein Jahr plus Option verlängert, aktuell trainiere ich hier in Deutschland individuell und hoffe, dass wir im Juli wieder ins Mannschaftstraining einsteigen können. Aber genau weiß man das in diesen Zeiten leider nicht.