Jenseits des Themas Besucherzahlen gibt es auch fünf Jahre nach der Eröffnung immer wieder Kritik an der neuen Messe. Erst jüngst hat der Landesrechnungshof an Ihrer vorgetragenen Erfolgsbilanz gekratzt. Die Messe sei nicht ausgelastet, monieren die Prüfer etwa.
Kromer: Der Rechnungshof spricht richtigerweise von 107 reinen Messetagen. Er hat aber leider übersehen, dass eine Messe nur dann stattfinden kann, wenn sie vorher auf- und anschließend wieder abgebaut wird. Wenn man dann auf die Auslastung schaut, kommen wir je nach Halle in den starken Jahren auf etwa 220 bis 240 Tage, inklusive notwendiger Wartungstage.

Und die werden von den Ausstellern auch bezahlt?
Kromer: Selbstverständlich sind diese Auf- und Abbautage Bestandteil des Preises.
Bleinroth: In den starken Jahren sind wir so eng getaktet, dass teilweise in Nachtschichten aufgebaut wird. Es kommt auch vor, dass am gleichen Tag in einer Ecke der Halle noch abgebaut wird, während gleichzeitig in der anderen Ecke schon der Aufbau der nächsten Messe beginnt.

Der Rechnungshof bemängelt auch, die Parkhäuser und Tiefgaragen seien teilweise überdimensioniert und könnten nicht wirtschaftlich betrieben werden.
Kromer: Die Anzahl der Parkplätze wurde von Verkehrsplanern berechnet und war Bestandteil der Planfeststellung. Wir müssen – ausgerichtet auf unsere großen Messen – ein gewisses Volumen an Stellplätzen vorhalten, nicht zuletzt, um unserer Nachbarkommune Leinfelden-Echterdingen die Sorge vor den Wildparkern zu nehmen. Dass die Parkhäuser natürlich im Sommer nicht in diesem Ausmaß genutzt werden, ist klar – dann finden eben keine Messen statt. Aber bei der CMT, der AMB, der Motek, dem Messeherbst oder der Blech-expo sind unsere Parkflächen voll belegt.
Bleinroth: Nicht nur das. Wir haben sogar eine ganze Reihe von Veranstaltungen, wo wir noch externe Parkflächen in Reserve halten, damit wir ausweichen können. Bei den besucherstarken Messen kann es durchaus Engpässe geben, was den Parkraum angeht.

Wie steht’s ums Kongressgeschäft? Auch da sehen die Rechnungsprüfer noch Potenzial nach oben, um es vorsichtig zu formulieren.
Kromer: Unser Kongresszentrum ist voll ausgelastet – wobei man fairerweise sagen  muss, dass wir das ICS auch für viele Eigenveranstaltungen nutzen. Wirtschaftlich gesehen ist ein internationaler Kongress natürlich etwas interessanter als eine Eigenveranstaltung. Zwar gibt es interne Verrechnungen, aber es wird eben kein Umsatz mit Dritten generiert. Insgesamt gesehen sind wir mit der Entwicklung des Kongressgeschäfts sehr zufrieden. Es ist uns gelungen, in den vergangenen fünf Jahren eine ganze Reihe internationaler medizinischer Kongresse und Firmenveranstaltungen zu akquirieren – denken Sie an die Porsche-Hauptversammlung, die Deutsche Gesellschaft für Senologie oder den Diabetes-Kongress. Sicher gibt es noch die eine oder andere Lücke. Wir können das Interesse nicht immer befriedigen, weil auch unsere großen Messen einen Bedarf für Kongresse haben.
Bleinroth: Stuttgart zählt zu den wichtigsten Kongressstandorten in Deutschland. Aufgrund der Konkurrenz der Veranstaltungen können wir aktuell nicht einmal alle Nachfragewünsche befriedigen.

Sie haben jetzt verdächtig oft die drangvolle Enge auf dem Messegelände erwähnt. Halten Sie eine Erweiterung, also den Bau neuer Hallen, aktuell für angezeigt?
Kromer: Wir haben mit unseren Gesellschaftern Land und Stadt Stuttgart vereinbart, dass wir zu gegebener Zeit mit ihnen über das Thema sprechen werden, und ich meine, es ist jetzt die Zeit gekommen, das Gespräch mit unseren Gesellschaftern zu suchen.

Und das, obwohl der besagte Landesrechnungshof – Zitat – keinen Anlass sieht, bauliche Erweiterungen der Messe zu erwägen. Und Sie wollen, wenn wir Sie richtig verstanden haben, den Standort möglichst bald ausbauen?
Kromer: Der Bedarf für mehr Fläche ist bei unseren großen Veranstaltungen bereits heute gegeben. Wir können schon jetzt nicht mehr alle Wünsche erfüllen. Andererseits haben wir auch bei den kleineren Veranstaltungen zusätzlichen Bedarf. Für eine parallele Durchführung von zwei zeitgleich stattfindenden Messen besteht also eindeutig Ergänzungsbedarf. Aus der Perspektive des Unternehmers bedeutet mehr Fläche mehr Umsatz und ein besseres Ergebnis. Folglich muss ich dem Rechnungshof auch in dieser Frage widersprechen.