Das am Dienstagmorgen neu eröffnete Dorotheen-Quartier scheint jeden Cent der 200 Millionen Euro wert zu sein, die Breuninger hier investiert hat. Die erste Bilanz der Händler und Kunden fällt überschwänglich aus.

Stuttgart - Es ist, als gäbe es kein morgen mehr. Als schlössen alle Läden in der City nach diesem Samstag auf ewige Zeiten. Die Stadt pulsiert, die Luft flirrt, ganz gleich wohin man geht: Menschen, Menschen, Menschen. Am Milaneo, auf der Königstraße und auf dem Schlossplatz sowieso. Der SWR lockt hier mit seinem Programm zusätzlich Neugierige an.

 

Und dort, wo bisher nichts war, setzt sich die Betriebsamkeit fort. Das am Dienstagmorgen neu eröffnete Dorotheen Quartier scheint jeden Cent der 200 Millionen Euro wert zu sein, die Breuninger hier investiert hat. Leute, Leute. Nicht nur in Gassen, auch die Boutiquen und Läden sind voll. Randvoll. Sabine Hagmann, die Geschäftsführerin des Handelsverbandes, hat erkannt, dass sich in diesem Quartier etwas Besonders abspielt. Das Außergewöhnliche ist die Normalität. „Man hat das Gefühl, als wäre das Dorotheen Quartier schon immer dagewesen. Die Leute nehmen es in dieser Art an.“ Der Eindruck täuscht nicht: Anders wie beispielsweise im Gerber scheint es hier kein Anfangs-Fremdeln zu geben. Es mag daran liegen, dass die Tradition des Mutterhauses auf dieses Einkaufs-, Wohn- und Büroviertel abstrahlt. So wie Breuninger selbst, so scheint auch das Dorotheen Quartier gefühlt schon immer da gewesen zu sein. Vertrautes und Neues erzeugen eine Spannung.

Händler sind sehr zufrieden

Der Inhaber der Boutique „Tiger of Sweden“ bestätigt das mit den Rückmeldungen seiner Kunden in den ersten fünf Tagen: "Ich habe eine Megaresonanz. Die Kunden sind glücklich.“ Er selbst hält das Quartier für architektonisch gelungen: „Es gibt ein stimmiges Gesamtbild ab. Was Breuninger da gemacht hat verdient die Bewertung fünf Sterne plus.“ Dem können sich die Verkäuferinnen von „rich and royal“ nur anschließen: „Super“, sagt eine, ehe die andere mit einem „Bombe“ ergänzt. Zu einer ähnlichen Bewertung wäre wohl auch der Chef von „Skotch & Soda“ gekommen, aber die Schlange an der Kasse reißt nicht ab. Also entschuldigt er sich und meint: „Keine Zeit, kommen Sie am Montag wieder.“

Händler und Kunden sind das eine. Aber auch Veronika Kienzle ist positiv überrascht. „Gelungen“, sagt sie aus berufenem Munde. Wenige in der Stadt sind in Sachen Stadtplanung – und Entwicklung so erfahren wie die Bezirksvorsteherin Mitte. „Das Schöne“, sagt sie, „sind die Sichtachsen. Man sieht jeweils, was nach dem Ende der Wege kommt.“ Je nach Standort: Stiftskirche, Markthalle, Karlsplatz. Lediglich der Auftritt der Sansibar gefällt Kienzle nicht: „Zu wuchtig, zu dominant.“ Die voluminösen Holzabgrenzungen nehmen laut Kienzle dem Platz die Leichtigkeit. Wie es heißt, sei sogar fraglich, ob die Holzkonstruktionen genehmigt worden seien.

Seinen Segen bekommt das Quartier sogar vom Pfarrer der Stiftskirche. Matthias Vosseler lässt seine Freunde bei Facebook wissen: „Stuttgart flaniert im Dorotheen Quartier.. Ein neues Quartier bereichert die Innenstadt in meiner Nachbarschaft. Zentral, mit einer eigenen Sprache und doch mit so viel Platz, dass beim Flanieren der Wind zwischen den Gassen weht.“ Vosseler meint eine „neue Mitte, eine alte Mitte, eine wahre Mitte und Urbanfeeling“ zu spüren. Nur der Edelimbiss ist nicht nach seinem Geschmack: Für eine Currywurst überschreite er dann doch wieder die Grenzen des Quartiers. Zwölf Euro für ein Würtchen sind ihm offenbar zu viel. Dennoch überwiegt das Positive: „Stiftskirche, Markthalle, Dorotheen Quartier, Hotel Silber: Wir können Tradition und Moderne ausdrucksstark gemeinsam.“