Die Mehrheitsgesellschafterin Sporthilfe veräußert ihre Anteile an das städtische Klinikum. Bürgermeister Fuhrmann hält Wohnungsbau auf dem Areal für möglich.

Die Übernahme der Sportklinik in Bad Cannstatt durch das Klinikum der Stadt Stuttgart ist unter Dach und Fach. Dem bereits am 9. September notariell beglaubigten Vertrag über den Rückkauf des Erbbaurechts für das Grundstück am Cannstatter Kursaal und den Erwerb des 51-Prozent-Anteils am Krankenhaus vom Verein Sporthilfe Württemberg hat nun der gemeinderätliche Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen ohne Diskussion zugestimmt.

 

Eine Übernahme der laut nichtöffentlicher Ratsvorlage „anerkannten orthopädischen Fachklinik mit überregionalem Ruf auf dem Gebiet der Sportmedizin, der orthopädischen Chirurgie und der Unfallchirurgie“ durch Dritte ist damit vom Tisch. Die vier Chefärzte und der Betriebsrat des Krankenhauses mit rund 250 Mitarbeitern hätten einen privaten Eigentümer vorgezogen, die Mehrheitsgesellschafterin Sporthilfe dagegen hatte mit dem bekannten Fellbacher Immobilienunternehmer Wohninvest große Pläne.

Wohnungsbau oder Pflegeheim am Kursaal

Der Mietvertrag läuft noch bis Ende 2023, Verlängerungen sind vertraglich nicht ausgeschlossen. Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) hält die Übernahme aber auch deshalb „perspektivisch“ für sinnvoll, da nach einer „eventuellen Verlagerung der Sportklinik Stuttgart GmbH an den Standort des Klinikums Bad Cannstatt“ auf dem Grundstück in bester Lage Wohnungen oder ein Pflegeheim entstehen könnten. Dafür müsste dort aber nicht nur die Sportklinik aufgegeben werden, sondern auch der Bebauungsplan geändert werden.

Die Stadt hat auch das bis 2050 geltende Erbbaurecht an ihrem eigenen Grundstück (Taubenheimstraße 8/Martin-Luther-Straße 1) für 1,443 Millionen Euro zurückgekauft. Gegen die letztes Jahr geplante Veräußerung durch die Sporthilfe an Wohninvest hatte die Stadt ihre Zustimmung verweigert. Der Verkauf des Erbbaurechts am benachbarten Grundstück Martin-Luther-Straße 3 für 1,6 Millionen Euro war dagegen nicht zu verhindern.

Sporthilfe wollte Anteile verkaufen

„Nach mehrjährigen Verhandlungen über die zukünftige Gesellschafterstruktur der Sportklinik“, so heißt es in der Vorlage, habe die Sporthilfe 2021 ihre Absicht mitgeteilt, ihre Anteile an der Klinik zu verkaufen. Das städtische Klinikum hat von seinem Recht zum Erwerb Gebrauch gemacht. Was sie mit der Sportklinik vorhat, will die Geschäftsführung in Kürze mitteilen. Die Gesellschafter haben sich auf einen Kaufpreis für die Anteilsmehrheit von 1,556 Millionen Euro geeinigt. Die Sporthilfe soll von vier Millionen Euro ausgegangen sein, das Klinikum offenbar von null Euro.

Rund 300 000 Euro Miete pro Jahr

Auf dem Erbbaurecht lasten zwei Grundschulden von insgesamt 2,3 Millionen Euro, die Darlehen absichern, sowie eine weitere von 430 000 Euro zugunsten des Landes wegen der Förderung für den Bau der Zentralsterilisation. Diese ersten beiden Grundschulden werden von der Stadt übernommen. Das Klinikum hat aber zugesichert, diese „aufgrund der guten Liquidität der Sportklinik Stuttgart GmbH löschen zu lassen, damit für die Stadt das Risiko eines Zahlungsausfalls entfällt. Die Fachklinik bezahlt 257 000 Euro Miete pro Jahr und trägt den Erbbauzins von rund 46 000 Euro jährlich.