Der Landkreis Böblingen will die Gründung einer Wohnbaugenossenschaft für bezahlbaren Wohnraum weiter vorantreiben. Sie soll angespannte Lage verbessern.

Eine Landkreis-Delegation hat zuletzt innovative Bauprojekte in Süddeutschland besucht, um Anregungen für eigene Initiativen zu bekommen. Landrat und Sozialdezernenten, Kreistagsmitglieder sowie Personal der kommunalen Hochbau- und Bauämter waren in Mannheim und Nürnberg zu Gast, wie das Landratsamt in einer Pressemitteilung berichtet.

 

In der Kurpfalz realisiert die Firma Nokera rund 900 Wohnungen im Rahmen des seriellen Bauens. Gründer des Unternehmens ist Norbert Ketterer, der aus Böblingen stammt und das geplante Neubauprojekt auf dem Gelände des IBM-Forschungslabor am Rauhen Kapf umsetzen will. Dort soll ein durchgrüntes Quartier mit mehrgeschossigen Wohnhäusern, Nahversorgung, Schule und Kita entstehen – los geht’s, wenn die IBM von dort in die neue Zentrale nach Ehningen umgezogen ist, was in diesem Jahr passieren soll.

In Nürnberg wiederum realisiert die Firma Lechner innovativen Wohnungsbau. Beide Unternehmen – Nokera wie Lechner – gehören zu den 28 Anbietern, die innerhalb der europaweiten Ausschreibung des Bundesbauministeriums für serielles und modulares Bauen ausgewählt wurden.

„Die Wohnraumsituation im Landkreis Böblingen ist äußerst angespannt“, erklärte Landrat Roland Bernhard, „ laut dem aktuellen Pestel-Gutachten fehlen derzeit bis zu 8500 Wohnungen.“ Um den Bedarf an Wohnraum für Beschäftigte mit mittlerem Einkommen sowie für Rentner zu decken, müsse man innovative und kosteneffiziente Wege gehen. „Auf Anregung der Kreistagsfraktionen und mit einstimmigen Zwischenbeschluss werden wir deshalb die Gründung einer Wohnbaugenossenschaft Büwo vorantreiben“, so Bernhard.

Die Wohnbaugenossenschaft soll einerseits als Sozialprojekt zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums dienen und gleichzeitig als wirtschaftliche Maßnahme zur Stärkung der Region. „Durch die Bereitstellung von Wohnraum für kleine und mittelständische Unternehmen leisten wir einen Beitrag zur Fachkräftebindung und -gewinnung im Landkreis Böblingen.“

Die geplante Wohnbaugenossenschaft wird durch eine Kombination aus Zuschüssen der L-Bank, Darlehen des Landkreises und Grundstücken mit günstigen Konditionen durch die Kommunen finanziert. Durch den Einsatz von seriellen und modularen Bauweisen sollen sowohl die Kosten als auch die Bauzeit optimiert werden. Im ersten Projektschritt ist eine Wohnfläche von etwa 7400 Quadratmetern bis zum Jahr 2028 geplant. Die Zielmiete soll unter 10 Euro pro Quadratmeter liegen.

Die Kommunen spielen hierbei eine entscheidende Rolle, da sie Grundstücke zur Verfügung stellen. Durch das kostengünstige und gleichzeitig hochwertige serielle Bauen soll die Büwo von Beginn an wirtschaftlich tragfähig sein und nach einer Anlaufphase schwarze Zahlen schreiben. „Die Schaffung von kostengünstigem und hochwertigem Wohnraum ist eine unserer größten Herausforderungen“, so Bernhard, „die Gründung der Büwo ist ein Meilenstein, um langfristig und nachhaltig für die Bürgerinnen und Bürger Wohnraum zu schaffen.“