Gibt es sie noch, die guten alten Funklöcher? Die Netzanbieter sagen nein. Einige Stuttgarter haben aber Probleme mit dem Handynetz.

Stuttgart - Funklöcher, sowas gab es doch damals, als die Handys noch so groß wie Backsteine waren. Da rauschte und knackte es im Apparat oder die Verbindung war gleich ganz weg. Doch so veraltet wie man vielleicht glaubt ist die Problematik des schlechten Handyempfangs gar nicht. Zumindest, wenn man sich unter Stuttgarter Handynutzern umhört. Einige Besucher der Facebook-Seite der Stuttgarter Zeitung haben offenbar durchaus noch Ärger damit. "In Höhe der Kelly Baracks von Möhringen in Richtung Plieningen", "Mahdental, beim ADAC Übungsplatz, kein D1 Empfang",  "Degerloch und Bopser runter" - das sind nur einige Beispiele von Straßen, an denen ihnen zufolge das Mobilfunk-Signal Schwierigkeiten hat.

 

Hört man sich jedoch bei Experten um, reagieren sie überrascht auf das Thema Funkloch. "Wir hatten noch keine Beschwerden, dass die Netzabdeckung in Stuttgart schlecht ist", sagt Eckhard Benner von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Natürlich habe es lange Zeit Unterschiede zwischen den vier Netzanbietern gegeben. "O2 hat sein Netz lange Zeit sukzessive ausgebaut" - soll wohl heißen, nicht immer habe es mit dem O2-Empfang zum Besten gestanden. Doch dass es jetzt immer noch Funklöcher gebe, ist Benner neu.

"Flächendeckend versorgt"

Das könnte auch daran liegen, dass der Begriff "Funkloch" unterschiedlich genutzt wird. Netzanbieter meinen damit, dass an einem bestimmten Ort überhaupt kein Handynetz vorhanden ist - und das sei unmöglich. "Es gibt keine Funklöcher in Stuttgart. Die Stadt ist flächendeckend versorgt", sagt Telekom-Sprecher Udo Harbers. Das heißt aber nicht, dass jeder auch überall und zu jeder Zeit problemlos telefonieren könne. Empfangsstörungen hätten aber vorübergehende, lokale Ursachen. "Wenn ich mich etwa in einem Gebäude mit dicken Betonwänden befinde, kann es zu einer ungünstigen Abschottung kommen" - sprich zu schlechtem Handyempfang. Auch hohe Häuser könnten das Feld stören. "Das Netz kann auch mal überlastet sein." Bestes Beispiel. Sylvester um Mitternacht. Telekom-Kunden, die diese Fehlerquellen allerdings ausschließen können und trotzdem immer wieder Verbindungsprobleme feststellen, sollen sich an den Kundenservice wenden, rät Harbers.

Auch bei O2 hört man den Begriff Funkloch nicht gern. "Funkloch ist nicht gleich Funkloch", sagt Markus Oliver Göbel, Pressesprecher für Netztechnik bei O2. Denn auch wenn O2-Kunden manchmal Probleme mit dem Handyempfang hätten, sei Stuttgart im Grundsatz sehr gut versorgt. Auch Göbel weist auf die abschirmende Wirkung von Fassaden und sogar Bäumen hin. Das Netz sei da - nur der Empfang sei gestört. Göbel rät dazu, in einem solchen Fall sein Handy neu zu starten. "In Handys tickt eine extrem komplizierte Technik", sagt er - da komme es manchmal vor, dass sich das Gerät beim Download von Daten "verschlucke". Schalte man das Handy aus und dann wieder ein, könne es sich neu einwählen - "Neues Spiel, neues Glück."

Göbel empfiehlt O2-Kunden außerdem, die für iPhones und Smartphones mit Android-Betriebssystem erhältliche App "Mehr Netz" zu verwenden. Damit könne man nämlich Störungen des Handyempfangs melden. Mit Hilfe eines Fragebogens und einer Landkarte könne man angeben, wo welche Probleme aufgetaucht seien. "Das System arbeitet mit Cache-Dateien. Das heißt, die in die App eingetragenen Daten werden gespeichert und abgeschickt, sobald der Empfang wieder besser ist", erklärt Göbel. Sie könnten dann in die 02-Netzplanung einbezogen werden.

Kein Netz im Wald

Doch es gibt sie noch, die echten Funklöcher - und zwar auf dem Land. Gegenden, in denen niemand wohnt, bleiben beispielsweise vom Telekom-Netz unberührt. "Wir decken nur die Gegenden ab, in denen es auch Bedarf gibt", sagt Harbers - was im Wald beispielsweise nicht der Fall sei. "Denn Eichhörnchen telefonieren nicht mit dem Handy", fügt er scherzhaft hinzu. Der kurze Anruf bei einer Wanderung könne so schonmal nicht möglich sein. Auch ländliche Gemeinden haben nicht immer die gleiche Netzabdeckung wie Großstädte. Die Versorgung mit GSM und Edge sei dort zwar ebenso gut wie in der Stadt - und normales mobiles Telefonieren also durchaus möglich - UMTS für schnelle Datenübertragung sei jedoch nicht überall verfügbar, erklärt der Telekom-Sprecher.

Wer sich über die Netzabdeckung in seiner Straße, seinem Viertel oder seiner Stadt informieren will, sollte sich die Webseite der vier großen Netzbetreiber ansehen. Sie haben dort Landkarten veröffentlicht, auf denen deutschlandweit die Netzabdeckung überprüft werden kann. Auf der Internetseite der Telekom lässt sich zum Beispiel erkennen, dass in kleinen Teilen von Stuttgart-West kein UMTS-Netz vorhanden ist genau wie streckenweise zwischen Bad Cannstatt und Fellbach. Bis auf minimale Ausnahmen können Telekomkunden laut dieser Karte aber in ganz Stuttgart via GSM mobil telefonieren. Auch die Netzabdeckung durch Vodafone, E-plus/Base oder O2 kann mittels ähnlicher Karten gecheckt werden.