Fußball-Bezirksliga: TSV Münster Erfolgreich beim einstigen Erzfeind
Stefan Schuon trainiert seit vier Jahren den TSV Münster und schaut gelassen auf das Bezirksliga-Heimspiel gegen den Spitzenreiter TSV Plattenhardt.
Stefan Schuon trainiert seit vier Jahren den TSV Münster und schaut gelassen auf das Bezirksliga-Heimspiel gegen den Spitzenreiter TSV Plattenhardt.
Die fußballerischen Sympathien von Stefan Schuon sind nicht alltäglich. „Ich bin Fan des VfB und des SC Freiburg“, sagt der Trainer des Bezirksligisten TSV Münster. Und für wen im direkten Duell Württemberg gegen Baden? „Im Normalfall für denjenigen, der die Punkte dringender braucht“, sagt der 45-Jährige lachend. Punkte benötigen er und sein Team in der eigenen Spielklasse auch noch dringend – als Tabellenelfter rangieren die Grünhemden nur vier Zähler vor dem Relegationsplatz. Doch schwieriger könnte die Aufgabe an diesem Sonntag (15 Uhr) nicht sein. Die Münsterer empfangen den Liga-Dominator TSV Plattenhardt.
Weil die Mannschaft in der Vorwoche ihre Tabellenkeller-Aufgabe Feuerbach mit 3:2 erfolgreich gelöst hat, sei die Partie gegen den Spitzenreiter nun ein Bonusspiel, bei dem es absolut nichts zu verlieren gebe, sagt Schuon. Wobei man wissen muss: Seine Truppe ist der Favoritenschreck der Bezirksliga. Unter anderem hat sie die Aufstiegsrelegationsanwärter Spvgg Cannstatt und Spvgg Holzgerlingen besiegt und eben dem aktuellen Klassenprimus Plattenhardt auf desen Anlage im Hinspiel ein 0:0 abgerungen. Doch das Plattenhardt vom dritten Spieltag sei mit dem vom jetzigen 21. nicht mehr zu vergleichen.
„Unser damaliges Spiel war das erste nach dem Rauswurf von Trainer Sascha Blessing, da machten die Plattenhardter noch alles andere als einen stabilen Eindruck“, erinnert sich Schuon. Mittlerweile trete der Spitzenreiter „absolut dominant, bemerkenswert und souverän“ auf. Was aber nicht heißen soll, dass der Favoritenschreck seinem Ruf nicht gerecht werden will. Vor der Partie würden Ziele und Aufgaben ausgegeben, die vor allem in Hinblick auf die Partien nach Plattenhardt wichtig seien. „Setzen wir diese zu 100 Prozent um, haben ein wenig Glück und Plattenhardt bietet uns zudem noch etwas an, dann ist was machbar“, sagt Schuon. Personell fällt Marco Kreidl (Muskelbündelriss) aus, einige andere Akteure sind angeschlagen.
Zurück zum SC Freiburg. Die Liebe zum Club hat Schuon aber nicht etwa der Liebe wegen entdeckt, wie man meinen könnte – seine Frau Janine kommt nämlich aus Baden. Die Begeisterung für die Breisgauer rührt vielmehr aus seiner Zeit als Jugend-Fußballer bei den Stuttgarter Kickers her. Der gebürtige Cannstatter bekam Freikarten für den damaligen Zweitligisten, eben gegen Freiburg. Es waren nicht viele Gästefans da, erinnert er sich. Doch die, die da waren, machten mit Instrumenten Stimmung wie eine Blaskapelle. „Das hat mich begeistert und nicht mehr losgelassen“, sagt Schuon. Selbst beim historischen ersten Bundesliga-Spiel der Breisgauer, am 6. August 1993 beim großen FC Bayern München, „hab’ ich meine Eltern solange genervt, bis ich ins Stadion konnte.“
Bis 2019 hatte Schuon auch eine Dauerkarte beim VfB, doch dann kam sein erstes Kind auf die Welt – „ im Mai erwarten wir das dritte “ – und da wollte er natürlich mehr Zeit mit der Familie verbringen. Er sei ja an den Trainingsabenden und sonntags immer auf dem Sportplatz.
Die meiste fußballerische Zeit hat Schuon, der als Vertriebsmitarbeiter im Großhandel für Sanitär- und Heizungstechnik arbeitet, bei der Spvgg Cannstatt verbracht. Mehr als zehn Jahre als Spieler der Aktiven, dann acht Jahre lang als deren Trainer, darunter der Aufstieg in die Bezirksliga. Darauf war er rund ein Jahr lang beim Landesligisten TSV Weilimdorf tätig, ehe er im Jahr 2021 den Sprung zum TSV Münster wagte, mit dem er in der Spielzeit 2022/23 in die Bezirksliga aufgestiegen ist.
„Gewagt“ trifft es, denn es gab Zeiten, da war es für Schuon undenkbar, „zum Erzfeind auf der anderen Seite des Neckars zu wechseln“, wie er heutzutage lachend sagt und hinzufügt: „Wer bei mir in Grün, der Farbe Münsters, trainierte, der konnte gleich wieder gehen.“ Dementsprechend hatte der einstige Mittelfeldstratege mit dem harten Schuss nach der Anfrage der Münsterer nicht gleich zugesagt, sich das Ganze reiflich überlegt. Inzwischen weiß er: „Es war richtig, ich fühle mich beim TSV wohl.“ Zumal die Rivalität immer mehr abgenommen habe.