Der Hoffenheimer Trainer Markus Babbel kehrt ehrgeizig nach Berlin zurück. Denn mit einem Sieg könnte seine Elf Hertha in die zweite Liga schicken.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Sinsheim - Markus Babbel hat es kommen sehen. Schon vor zwei Monaten hat der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim leicht die Augen verdreht, als er auf den letzten Spieltag angesprochen wurde. Auf diese pikante Konstellation, dass er mit seinem neuen Club dann auf seinen alten treffen wird – und diesen womöglich nach seinem unschönen Abgang bei Hertha BSC in die zweite Fußballliga stoßen könnte.

 

Damals hat Babbel gelächelt und die Frage einfach in das Reich der Spekulation verwiesen. Doch jetzt ist es so gekommen, und Babbel wäre nicht Babbel, wenn er sich wegducken würde. Das entspricht nicht seiner Art, es widerspricht sogar dem Naturell des Bayern. Geradeheraus ist er, offen und ehrlich. Und das scheint im Vorfeld der Begegnung am Samstag im Berliner Olympiastadion das Problem zu sein.

Rückkehr ohne Revanchegelüste

In mehreren Interviews hat Babbel seine Haltung wiedergegeben: der Hoffenheimer Trainer kehrt sportlich ambitioniert, aber keineswegs mit großen persönlichen Revanchegelüsten zurück – trotz der Trennung im vergangenen Dezember, und auch wenn es sich anders anhört. Das liest sich dann so: „Ich will die drei Punkte in Berlin mit aller Macht haben.“ Oder: „Wer in der Rückrunde nur acht Punkte holt und es sportlich nicht schafft, der darf sich nicht beklagen.“

So tickt Babbel. Er will gewinnen, immer. Und er will nicht um den heißen Brei herumreden. Auch nicht in Berlin, wo er die Aufgeregtheiten auf dem Boulevard kennt. Also sagt der 39-Jährige, dass die Hertha mit ihm nicht in diese heikle Lage geraten wäre. 20 Zähler holte er mit dem Team bis zur Winterpause, mehr als die halbe Miete im Abstiegskampf. Demnach schien nach dem ersehnten Wiederaufstieg auch vieles auf einem guten Weg. Bis diese Geschichte um Babbels Vertragsverlängerung eine Dynamik entwickelte, die ihn den Trainerjob und die Hertha viel an Reputation kostete.

Laut eigener Aussage teilte Babbel dem Hertha-Manager Michael Preetz bereits im vergangenen November mit, dass er die Zusammenarbeit nicht über die Saison hinaus fortführen wolle. Angeblich spielte Preetz jedoch auf Zeit, weil er die Entscheidung nicht kommunizieren wollte. Schließlich spitzte sich die Situation so zu, dass beide Seiten sich offen der Lüge bezichtigten.

Mit voller Wucht

Nun prallen Babbel und Preetz mit ihren Versionen der vermaledeiten Vorgeschichte zwar nicht direkt, aber doch wieder mit voller Wucht aufeinander. Die Hertha sitzt auf der schon weit geöffneten Falltür zur zweiten Liga, und nur die Kombination aus eigenem Sieg und gleichzeitiger Schützenhilfe durch den FC Bayern beim 1. FC Köln kann noch den Relegationsplatz bringen. Der Tabellenelfte aus Hoffenheim will sich zumindest nicht nachsagen lassen, die Saison locker ausklingen zu lassen.

Die Frage wird deshalb auch sein, inwieweit Babbel seine Elf emotionalisieren kann. Der Trainer selbst tritt jedenfalls gelassen und selbstbewusst auf. Auch die Nachricht, dass der Hauptstadtverein einen Anwalt eingeschaltet habe, um herauszufinden, ob Babbel gegen die Verschwiegenheitsklausel im Auflösungsvertrag verstoßen hat, ficht den Coach nicht an. Denn vieles von dem, was jetzt in Berlin hochgekocht wird, ist lange bekannt.

Doch selbst, wenn der Hertha-Pressesprecher Peter Bohmbach erklärt, von der Anwaltssache sei ihm nichts bekannt, gehen sie im Kraichgau davon aus, dass es stimmt. Bei 1899 sind sie jedoch auch sicher, dass die bangenden Berliner nur von sich ablenken wollen. Dass sie noch einmal versuchen, alle Kräfte im Team von Otto Rehhagel zu bündeln und alle Energie der Fans auf die Unterstützung im Stadion zu lenken. Babbel als Reizfigur kommt ihnen da gerade recht, obwohl dieser an der Spree ja noch einen ordentlichen Ruf genießt. Denn nicht alle haben vergessen, dass der frühere VfB-Coach sie vor einem Jahr zurück in die Bundesliga geführt hatte.