Nach der 0:2-Niederlage in Freiburg lautet die Frage, wie der neue Trainer des FC Kaiserslautern, Krassimir Balakov, den Abstieg verhindern will.

Kaiserslautern - Es muss frustrierend gewesen sein, die Fußballlust des SC Freiburg mitzuerleben und gleichzeitig die eigene Ohnmacht und Resignation zu spüren. Als der Trainer Krassimir Balakov auf den Rasen lief, um Zuversicht zu säen, wirkte es, als kondoliere da einer nach einem Trauerfall. Durchhaltewillen habe er verbreiten wollen, wird der 45-Jährige später berichten, der am Donnerstag die heikle Aufgabe übernahm, einem Club zu helfen, dem jetzt kaum mehr zu helfen ist. Spätestens nach dem 0:2 in Freiburg heißt die Perspektive: zweite Liga. Nach nur einem Spiel als Cheftrainer hat sich sein Jobprofil radikal geändert. Fortan ist es auf Neuaufbau statt auf Klassenkampf ausgerichtet.

 

Nicht nur diese Szene, die einen angespannten Trainer zeigte, schmeckte nach Untergang. In der Freiburger Arena zerbrach ein weiteres Stück jenes Gemeinschaftsgefühls, das den 1. FC Kaiserslautern einmal auszeichnete. Als die Spieler mit schmalen Lippen, ausdruckslosen Gesichtern und hängenden Köpfen vor den Block pilgerten, in dem zuvor ihre Fans gestanden hatten, war dort keiner mehr, der auf sie wartete. Die Anhänger waren gegangen. Die Leute, denen ihr Club einmal wichtiger war als die Arbeit und die Familie, wandten sich ab. Keine Pfiffe, keine Tränen, keine Wut – sie flüchteten.

Das 17. Spiel ohne Sieg (das ist Vereinsrekord in Kaiserslautern) und die Aussicht, nach 1996 und 2006 zum dritten Mal abzusteigen, riefen Teilnahmslosigkeit und Distanz hervor. „Wenn es nicht reicht, starten wir den Neuaufbau“, sagte Balakov, der zuvor versichert hatte: „Wir kämpfen bis zum Schluss.“ Nun bleibt die Frage, wann ist Schluss? Schon jetzt, nach nur 17 Toren in 27 Spielen und nur drei Siegen insgesamt?

Die Fehler des Innenverteidigers Rodnei und des Torwarts Tobias Sippel reichten in Freiburg, um die 13. Saisonniederlage auszulösen. Karim Guede (8.) und Cedrick Makiadi (14.) trafen gegen einen FCK, der am 22. Oktober 2011 das letzte Mal gewann. Sinnigerweise 1:0 gegen Freiburg. Die Partie im Frühjahr 2012 zeigte erneut, dass es dem Kader aus der Pfalz an Qualität fehlt. Selbst Balakovs Wechsel, mancher durch Verletzungen aufgezwungen, zeigten keine Wirkung.

Noch sieben Punkte bis zum Relegationsplatz

Der Jugendförderer Balakov, einst Weltklassespieler in Diensten des VfB Stuttgart, brachte Julian Derstroff (20). Der schoss einmal gefährlich aufs Tor. Die umgestellte Abwehr patzte, aus dem runderneuerten Mittelfeld kamen keine Impulse. Wenn die positive Erkenntnis die ist, dass seine Mannschaft nach dem 0:2 Moral und Charakter zeigte, wie Balakov feststellte, dann ist das für die Bundesliga zu wenig. Sieben Punkte sind es bis zum Relegationsplatz.

Bleibt nur der Glaube an ein großes Wunder. Das erste müsste im nächsten Heimspiel gegen den HSV passieren. „Zu kapieren, um was es geht, bedeutet nicht, dass du automatisch gewinnst“, sagt Kapitän Christian Tiffert, „es wäre nicht richtig, nach zwei Tagen große Auswirkungen zu erwarten. Wir alle haben bisher immer ein, zwei Fehler zu viel gemacht.“

Trotzdem gibt es Parallelen zum Weg der Freiburger. Auch deren Trainer Christian Streich brachte nach seinem Amtsantritt in der Winterpause junge Spieler. Matthias Ginter schoss im ersten Spiel gleich ein Tor. Im Breisgau löste die Verjüngungskur Euphorie aus, der Verein fand zurück zu seiner Identität und verließ nach Monaten das erste Mal die Abstiegsplätze. Beim FCK muss der neue Trainer die misslungene Personalpolitik der Vereinsführung und seines Vorgängers ausbaden.

Wenn ein Trost bleibt, dann die Erkenntnis, dass ein Abstieg für den FCK keine wirtschaftliche Katastrophe mehr bedeutet. Dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz gelang es, viele Altlasten zu beseitigen, bevor ihn das Glück bei der Kaderplanung verließ. Für Krassimir Balakov kann es deshalb keine Überraschung sein, dass sein Weg ins deutsche Trainergeschäft bald in die zweite Liga führen wird.