Mit einem am Ende mehr als eindeutigen 5:1-Erfolg hat der FC Bayern München am Sonntag in der Fußball-Bundesliga den Konkurrenten Borussia Dortmund nach Hause geschickt.

München - Pep Guardiola mochte keine Titel-Glückwünsche annehmen. „Im Oktober ist niemand deutscher Meister“, sagte der Bayern-Coach verständnislos nach dem deklassierenden 5:1 (2:1) im Liga-Gipfel gegen Borussia Dortmund. Doch selbst Thomas Tuchel sieht schon nach dem 8. Spieltag keine Mannschaft in Deutschland mehr, die den Münchner Fußball-Express auf dem Weg zum historischen vierten Meistertitel nacheinander aufhalten könnte. Auf eine entsprechende Nachfrage antwortete der BVB-Coach am Sonntagabend im Münchner Pressesaal: „Tja, was soll ich sagen Pep? Nein, natürlich nicht.“

 

Tuchel dürfte ziemlich sicher recht behalten. Die Bayern demonstrierten ihre Ausnahmestellung im deutschen Fußball gegen den Tabellenzweiten eindrucksvoll und haben alle Verfolger schon nach acht Saisonspielen abgehängt. „Natürlich war das ein Big Point. Mit der Art und Weise, wie wir gewonnen haben, war das schon ein Signal“, sagte der herausragende Thomas Müller (26./34./Foulelfmeter) nach seinem 15. Liga-Doppelpack im TV-Sender Sky. „Deutscher Meister wird nur der FCB“, skandierten die Bayern-Fans lauthals in der mit 75 000 Zuschauern ausverkauften Arena.

Neben Müller sorgten Fließbandtorschütze Robert Lewandowski (46./58.) mit seinen Saisontreffern elf und zwölf sowie Mario Götze (66.) als zweiter Ex-Dortmunder für die nächste Münchner Torgala. Der Anschlusstreffer von Pierre-Emerick Aubameyang (37.) sorgte nur kurzzeitig für etwas Spannung. „Wir haben es uns anders vorgestellt, müssen aber akzeptieren, dass wir nicht gut genug waren“, sagte Tuchel. Er haderte mit den vielen Abwehr-Geschenken seines Teams.

Tuchels erste Niederlage als BVB-Trainer

Als Vorbereiter präsentierte sich auch Bayern-Abwehrchef Jérôme Boateng mit zwei langen Pässen stark. Dagegen gab Dortmunds unsicherer Keeper Roman Bürki ein unglückliches Bild ab. „Zwei 60-Meter-Pässe und ein dummer Elfmeter. Das war viel zu einfach. Das darf nicht passieren“, kommentierte Tuchel.

Er musste im 15. Pflichtspiel als BVB-Trainer seine erste – und dann gleich heftige – Niederlage verkraften. Die Tabelle führen die Münchner, die wie in der Triple-Saison die Startbestmarke von acht Siegen bejubeln konnten, mit sieben Punkten Vorsprung auf Dortmund an. Nach einem 0:3 gegen den 1. FC Köln ist auch der FC Schalke als Tabellendritter nach acht Spieltagen um acht Zähler distanziert. Wie Guardiola warnte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge vor zu viel Euphorie: „Es sind noch 26 Spiele.“

Drei Tage nach dem 1:1 in der Europa League bei PAOK Saloniki hatte Tuchel seine Elf auf sechs Positionen verändert. Die Münchner wurden von den anfangs keck aufspielenden Gäste überrascht. In den ersten vier Minuten sprangen für den BVB zwei Ecken, ein Freistoß und eine Gelbe Karte gegen Bayerns Alaba heraus. Der Österreicher hatte Aubameyang am Trikot gezogen und hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn Schiedsrichter Marco Fritz Rot gezogen hätte.

Hummels: „Das 3:1 hat uns das Genick gebrochen“

Boateng war es, der mit einer Weltklasse-Vorlage weit aus der eigenen Hälfte auf Müller die Münchner auf Kurs brachte. Der Angreifer nutzte ein Missverständnis in der umformierten BVB-Abwehr, auch Torwart Bürki reagierte zögerlich. Zehn Minuten später kamen die Bayern nach einem Konter zum 2:0. Thiago wurde von Henrich Mchitarjan im Strafraum gefoult. Müller verwandelte vom Elfmeterpunkt sicher.

Gegen die euphorisierten Bayern kamen die Dortmunder noch einmal zurück ins Spiel. Mchitarjan spielte auf Castro, dessen Flanke Aubameyang mit seinem zehnten Saisontor erfolgreich vollendete.

Nur wenige Sekunden nach Wieder-Anpfiff schlug Lewandowski erstmals zu. Wieder hebelte Boateng mit einem langen Ball die BVB-Abwehr aus, wieder sah Torwart Bürki schlecht aus. „Das 3:1 hat uns das Genick gebrochen“, klagte BVB-Kapitän Hummels. „Die Bayern sind eine unfassbar gute Mannschaft, Schwächen beim Gegner auszunutzen.“

Beckenbauer über Guardiola: „Was zusammengehört, soll man nicht trennen“

Zwar vergab Götze zunächst frei stehend das 4:1, doch nach knapp einer Stunde legte er beim nächsten Konter mit einem wunderbaren Pass für Lewandowski auf. Der machte mit seinem zwölften Treffer in den letzten vier Spielen endgültig alles klar. „Ich überlege nicht, wie viel Tore ich habe. Wichtig ist, dass wir gewonnen haben“, sagte der Pole. Götze feierte nach Doppelpass mit Thiago, für den wenig später der Chilene Arturo Vidal kam, sein erstes Saisontor. Es rundete die Fußball-Demonstration des Gastgebers ab. „Große Gratulation an unsere Bayern-Spieler“, sagte Guardiola. Einen Glückwunsch für den meisterlichen Sieg verteilte der Spanier gerne.

Geht es nach Bayern-Legende Franz Beckenbauer, dann soll Guardiola seinen zum Saison-Ende auslaufenden Vertrag in München verlängern. „Was zusammengehört, soll man nicht trennen. Ich habe ihm gesagt, dass ich froh wäre, wenn er bleibt. Das hat er zur Kenntnis genommen“, sagte Beckenbauer bei Sky.