Die Fußball-Bundesliga ist noch nicht einmal bei der Saison-Halbzeit angelangt, da sind schon fünf Trainer weg. Der bislang letzte Geschasste ist Norbert Meier von Darmstadt 98. Bei Trainerrauswürfen gab es schon ziemlich skurrile Geschichten.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Die Fußball-Bundesliga ist noch nicht einmal an der Winterpause angekommen, da mussten schon fünf Trainer ihr Büro räumen. Der bislang letzte Geschasste war Norbert Meier, dem Darmstadt 98 am Montag mitteilte, dass er verfrüht in den Winterurlaub gehen darf. Im Grunde hat sich Herr Meier aber ziemlich achtbar geschlagen – vor der Runde lag er bei den Wettanbietern auf Rang zwei bei der Frage „Welcher Bundesliga-Trainer wird als erster arbeitslos?“

 

Die Buchmacher (und deren Kunden) hatten übrigens ein gutes Näschen: Auf dem nicht erstrebenswerten Spitzenplatz stand vor Saisonstart Viktor Skripnik von Werder Bremen, und die Geduld der Werder-Clubspitze endete tatsächlich schon am 18. September. Ein paar Tage länger, nämlich bis zum 25. September, durfte Bruno Labbadia bei Hamburger SV werkeln. Am 17. Oktober beschloss der VfL, dass die Wölfe einen neuen Rudelführer benötigen und schlossen Dieter Hecking aus. Schließlich bekam Markus Kauczinski am 6. November vom FC Ingolstadt seine Arbeitspapiere, wobei man auch ihm zugute halten darf, dass er sich lange der Prphezeiung der Buchmacher widersetzt hatte: Er war auf Trainer-Schleudersitz Nummer drei hinter Skripnik und Meier positioniert.

Und nun erwischte es also Norbert Meier bei Darmstadt 98 einen Tag vor Nikolaus. Damit steueret die Saison 2016/2017 auf einen Rekord zu: Iin der vergangenen Spielzeit mussten insgesamt sieben Coaches ihren Hut nehmen. Damit lag die Bundesliga aber noch unter dem Wert von 2014/2015, wo gleich neun Cheftrainer von ihren Aufgaben vorzeitig entbunden wurden. Wir haben einmal ein paar lustige, skurrile und ernüchternde Fakten zu Trainerentlassungen gesammelt.

Die meisten Wechsel in einer Bundesliga-Saison

Drei Vereine haben es geschafft, fünfmal den Posten des Chefcoaches neu zu besetzen. Der MSV Duisburg verschliss in der Saison 1977/78 Rolf Schafstall, Herbert Burdenski, Otto Knefler, Friedhelm Wenzlaff, Carl-Heinz Rühl. Kickers Offenbach heuerte und feuerte in der Saison 1970/71 Alfred Schmidt, Kurt Schreiner, Rudi Gutendorf, Horst-Gregorio Canellas und Kuno Klötzer. Und Hertha BSC zog in der Saison 2011/12 nach mit Markus Babbel, Michael Skibbe, Rene Tretschok und Otto Rehhagel; Rainer Widmayer saß bei einem Pokalspiel auf der Bank. Auf vier Trainerwechsel brachten es 1899 Hoffenheim (2012/13) und sogar gleich zweimal der Hamburger SV (2013/14 und 2014/15).

In Palermo steht ein Schleudersitz

Der Nächste bitte. Vor der Trainerkabine des italienischen Serie-A-Clubs US Palermo müsste sich eigentlich ein Wartezimmer befinden. Seit Maurizio Zamparini 2002 den sizilianischen Verein führt, mussten insgesamt schon 33 Trainer ihren Hut nehmen – manchen bereits zweimal. In dieser Saison hat der als „Trainer-Killer“ berüchtigte Präsident Coach Davide Ballardini nach zwei Spielen von der Insel gejagt, übrigens war Signore Ballardini bereits drei Mal Cheftrainer des Clubs. Der Posten beim US Palermo bleibt ein Schleudersitz. In der vergangenen Saison saßen bei insgesamt acht Trainer-Wechseln sechs verschiedene Coaches auf Palermos Bank.

Abgang vor dem Punktspiel-Start

Da erinnert man sich sofort an Jörn Andersen, der fünf Tage vor dem Liga-Start vom FSV Mainz rausgeworfen wurde. Der Club hatte sich zuvor im DFB-Pokal blamiert. Doch er war beileibe nicht der Einzige, der mit Minustagen seine Siebensachen packen musste. Rolf Fringer schmiss beim VfB Stuttgart 1996 drei Tage von dem Bundesliga-Anpfiff hin. Der Schweizer schaffte es zwar noch aufs Mannschaftsfoto, und wenn der VfB auch im DFB-Pokal die nächste Runde erreicht hatte – im Elfmeterschießen gegen den Zweitligaverein Fortuna Köln – war Fringer nicht mehr willkommen auf dem Cannstatter Wasen. Die Fans forderten seinen Rauswurf, dem der Schweizer zuvor kam. Und noch zwei weitere Trainer sind vor dem ersten Punktspiel von selbst gegangen: Dettmar Cramer (Hertha BSC), der wegen nicht eingehaltener Versprechen gekündigt hatte, und Felix Magath (Nürnberg) hatte mit dem Club ebenfalls Differenzen wegen des Vertragsinhaltes gehabt.

Die schnellsten Entlassungen

Denn den Rekord der frühesten Trainerentlassung während einer Saison halten die Jecken aus der Domstadt. Gleich zwei Trainer hat der 1. FC Köln in seiner Bundesligageschichte ziemlich früh weggeschickt. Der Mann der am schnellsten während der laufenden Saison entlassen wurde war Rinus Michels. 1983 wurde der Niederländer nach zwei Niederlagen in zwei Spielen gefeuert – obwohl er zwei Monate zuvor mit den Geißböcken den DFB-Pokal gewonnen hatte. Ähnlich erging es Morten Olsen 1995. Er hatte immerhin einen Punkt mehr auf dem Konto, als er nach dem zweiten Spieltag in Köln entlassen wurde. Der VfB Stuttgart hatte Bruno Labbadia drei Spieltage Zeit gegeben, und weil im August 2013 dann noch immer kein Sieg eingefahren worden war, wurde der Mann gebeten, den Schreibtisch zu räumen.

Heuern und feuern

José Saturino Cardozo war beim mexikanischen Erstligisten Chiapas FC rausgeflogen – doch die Mannschaft opponierte und hatte Erfolg. Der 45-Jährige durfte bleiben, doch nach einem 0:3 im nächsten Spiel einigten sich der Trainer und die Clubführung auf eine einvernehmliche Trennung.

Goodbye per SMS und auf Facebook

Peter Pacult erhielt seine Kündigung vom slowenischen Verein NK Zavr nach nur 14 Tagen im Amt eine SMS vom Vereinspräsidenten aufs Handy in der stand, dass er nicht mehr zum Training erscheinen müsse. der bosnische Club FK Drina Zvornik informierte Coach Vladica Petrovic gar nicht, sondern postete seine Entlassung auf Facebook. Der Geschasste kommentierte den Eintrag trocken: „Danke für die Mitteilung.“

Ablösung in der Pressekonferenz

Leroy Rosenoir wurde am 17. Mai 2007 beim englischen Club Torquay United vergestellt – während aber die Pressekonferenz lief, wurde der Verein von einem Investor gekauft, der Rosenoir nicht als Coach haben wollte. Damit war die Vorstellung beendet. Hans Zehetmayer, einst Vizepräsident von 1860 München, hatte 2004 in einem TV-Interview die Entlassung von Trainer Falko Götz bekanntgegeben – der Coach wurde in der Pressekonferenz damit konfrontiert. „Davon weiß ich nichts“, sagte Götz verdutzt, der später seinen Posten räumen musste.

Schlusspfiff in der Halbzeit-Pause

Jean Löring war der mächtige Mann bei Fortuna Köln. „Ich als Verein musste reagieren“, erklärte der Allgewaltige, warum er Trainer Toni Schumacher in der Halbzeit der Partie der Fortuna gegen den SV waldhof Mannheim (Stand 0:2) rausgeschmissen hat. Der Clubchef und der Ex-Nationaltorhüter waren in der Kabine heftigst aneinandergeraten. Nach Schumachers Demission setzte sich Löring nach der Pause selbst auf die Trainerbank.

Auch die zweite Liga gibt Gas

In dieser Saison ist nicht nur das deutsche Oberhaus früh dran mit Trainer-Rauswürfen, auch das Unterhaus hat schon vier Übungsleiter verschlissen. Beim VfB Stuttgart hatte Jos Luhukay nach 121 Tagen im Amt die Brocken selbst hingeworfen, nachdem es mit der sportlichen Leitung zu Irritationen gekommen war. Der Vertrag bis 2019 wurde aufgelöst. Gefeuert wurden Rüdiger Rehm bei Arminia Bielefeld, Kosta Runjaic vei 1860 München und nun am vergangenen Wochenende Tomas Oral vom Karlsruher SC