Wer kann Union Berlin überhaupt stoppen? Auch Dortmund tappt mit Rückkehrer Marco Reus im Bundesliga-Spitzenspiel in die Taktikfalle der Eisernen. Die Lücke nach oben klafft für den BVB riesengroß.

Super-Sonntag für Union Berlin, Pleite-Wochenende für Borussia Dortmund: Beim Comeback von Marco Reus ist auch der BVB am rätselhaften Union-Code krachend gescheitert. Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic musste sich in der Fußball-Bundesliga beim frechen und eiskalten Berliner Tabellenführer mit 0:2 (0:2) geschlagen geben und verliert die Spitzenplätze als Achter sieben Zähler hinter Union aus dem Blick. 

 

Ganz anders die Eisernen: Durch den ersten Tore-Doppelpack von Janik Haberer (8./21. Minute) baute Union seine Tabellenführung vor 22 012 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei noch vor dem Duell der Verfolger vom FC Bayern München und SC Freiburg am Sonntagabend weiter aus. Spätestens jetzt dürfte allen klar sein: Mit dem seit elf Liga-Heimspielen ungeschlagenen Team von Trainer Urs Fischer ist ganz oben in der Tabelle länger zu rechnen. Ein Ende der Union-Saga ist nicht in Sicht.

Kobel unglücklich

Super-Sonntag. Für diesen Begriff über das doppelte Gipfeltreffen in Berlin und München hatte Union-Trainer Urs Fischer nur ein Lächeln übrig. Der Schweizer mag es nicht so dick aufgetragen. Dass dieser Tag geschichtsträchtig für Köpenick war, stand aber ohnehin außer Frage. Genau vor 96 Jahren war der Schuhmachergeselle Friedrich Wilhelm Voigt in einer selbst zusammengefrickelten Hauptmannsuniform ins gut einen Kilometer von der Alten Försterei entfernte Rathaus marschiert, um die Stadtkasse zu plündern. Mit frechen Raubzügen kennt man sich schon lange aus an der Wuhlheide.

Die Dortmund-Fans mochten sich schon kurz nach Anpfiff fragen, ob das da in ihrem Torwart-Trikot wirklich Gregor Kobel war. Erst ließ der Schweizer einen ziemlich harmlosen Schuss von Andras Schäfer (4.) prallen. Noch ohne Konsequenzen. Als er wenig später slapstick-mäßig ausrutschte, musste Haberer den Ball nur noch über die Linie schieben. 

Union-Fans mit Meisterträumen

So eine Führung ist bekanntlich das Beste, was Union passieren kann. Die Kulisse war da und Dortmund musste sich sortieren. Gerade schien das gelungen, da saß der nächste schnelle Angriff über Schäfer. Jordan Siebatcheu schob zu Haberer, der ließ mit seinem Flachschuss Kobel keine Chance.  Die Eisernen standen nun sicher in ihrer geliebten Grundformation. Mehr als zwei Drittel Ballbesitz für Dortmund notierten die Datenanbieter kurz vor der Halbzeit. Statistiken können auch nutzlos sein.

Terzic reagierte mit einem Triple-Wechsel. Reus kam vier Wochen nach seiner Bänderverletzung zum Comeback. Mit der Kapitänsbinde am Arm forderte der 33-Jährige ständig den Ball. Auch Julian Brandt und Donyell Malen kamen für mehr Durchsetzungsvermögen in der Offensive. Die ersten guten Chancen hatte aber wieder Union. Kobel entschärfte einen Kopfball von Timo Baumgartl (55.). Der Ex-Unioner Nico Schlotterbeck rettete mit einer Grätsche gerade noch vor Schäfer (65.). 

Dortmund wirkte einfallslos und konsterniert. Reus (77.) wurde bei einem Solo von Union-Torwart Rönnow gestoppt. Youssoufa Moukoko (79./83.) erging es zweimal ebenso. Die Berliner Fans sangen „Deutscher Meister wird nur der FCU“.