Der Schiedsrichter Timo Lämmle pfeift für die Spvgg Rommelshausen seit vergangenem Herbst Begegnungen in der Regionalliga und ist darüber hinaus als Assistent in der dritthöchsten Spielklasse quer durch das ganze Land unterwegs.

Rommelshausen - Kürzlich hat Timo Lämmle einen besonders weiten Weg zurücklegen müssen. Bis in den Norden der Republik, von Rommelshausen nach Rostock, mehr als 800 Kilometer. Allerdings hat der 24-Jährige keine entspannten Urlaubstage an der Küste verbracht, sein Ziel war das Ostseestadion, wo die Fußballer des FC Hansa Rostock in der dritten Liga den MSV Duisburg empfingen. Dabei war er einer der ersten Akteure, die von der Kabine auf das Spielfeld liefen – als Assistent des Schiedsrichters Tobias Reichel. Seit dieser Saison haben sich die Reisewege für Timo Lämmle erheblich verlängert. Denn seit vergangenem Herbst darf er in der dritthöchsten deutschen Spielklasse, der ersten auf Bundesebene, an der Seitenlinie wirken. So entschied er unter anderem schon in Regensburg und Lotte oder auch in Duisburg und Zwickau auf Abseits. „Ich sehe jedes Wochenende einen anderen Sportplatz“, sagt Timo Lämmle über einen der Gründe, warum er sich schon frühzeitig lieber auf die neutrale Position fokussierte, als weiterhin bei der Spvgg Rommelshausen Fußball zu spielen. Dem Verein ist er allerdings nach wie vor verbunden. Zum einen eben als Unparteiischer, zum anderen hält er sich in der Leichtathletik-Abteilung fit, zu der er schon als Sechsjähriger kam.

 

Timo Lämmle pfeift in der Regionalliga und assistiert in der dritthöchsten Spielklasse

Mit den größeren Entfernungen zu seinen Einsatzorten hat Timo Lämmle auch seine eigenen Ziele sukzessive erhöht. Zunächst sollte es die Landesliga sein, mit zwei Assistenten an seiner Seite, später die Oberliga, dann die Regionalliga und die dritte Liga, um deutschlandweit unterwegs zu sein. „Das hat alles schneller geklappt als vermutet“, sagt der Aufsteiger, der mittlerweile in der Regionalliga selbst zur Pfeife greift und in der dritten Liga die Fahne in der Hand hält. Nun aber steht ihm als Schiedsrichter der schwierigste Sprung nach oben bevor. Denn wie die Mannschaften konkurrieren auch die Unparteiischen aus den fünf Spielklassen auf regionaler Ebene um den Einzug in nur eine Liga auf dritthöchstem Level.

Dabei genießt der Student, der in Stuttgart seinen Masterabschluss in Elektromobilität vorantreibt, die Begegnungen auf höherem Niveau auch aufgrund der steigenden Zuschauerzahlen. So verfolgten in Rostock 9000 Anhänger die Partie im Ostseestadion. „Das motiviert natürlich auch als Schiedsrichter, wenn man ins Stadion einläuft“, sagt Timo Lämmle. Einen seiner Höhepunkte in dieser Hinsicht erlebte er Anfang des vergangenen Jahres, als er bei einem Vorbereitungsspiel des Karlsruher SC gegen den FC Bayern München assistieren durfte. 30 000 Zuschauer im Wildparkstadion beim Einlaufen vor ihm und unter anderen Manuel Neuer, Philipp Lahm und Robert Lewandowski hinter ihm. In einer solchen Atmosphäre verstummen für Timo Lämmle auch die kritischen Kommentare von außerhalb zunehmend. „Mich hat es viel eher getroffen, wenn nur 50 Zuschauer da waren und ich genau wusste, wer mich beleidigt hatte. Deshalb habe ich am meisten Respekt vor den Schiedsrichtern in den unteren Ligen.“ Dabei ist er froh, dass sich die Meinungsverschiedenheiten in seinen nunmehr über elf Jahren als Unparteiischer bisher auf verbale Attacken beschränkten.

Auch Schiedsrichter diskutieren über Handspiele

Ohne Anfeindungen aber nicht ohne unterschiedliche Auffassungen diskutiert er mit seinen Kollegen über knifflige Spielsituationen. „Auch Schiedsrichter streiten sich manchmal darüber, ob es ein Handspiel war oder nicht“, sagt Timo Lämmle und schmunzelt. Stellt sich eine seiner Entscheidungen im Nachhinein als Fehler heraus, bemüht er sich stets, die Ursache des Missgeschicks herauszufinden. Meistens kommt er dann – auch nach Rücksprache mit einem Lehrmeister – zu dem Ergebnis, dass ein anderer Blickwinkel bereits geholfen hätte. Dass Timo Lämmle sein Stellungsspiel in den vergangenen Jahren nach und nach verbessert hat, zeigt sich nicht zuletzt auch an den langen Reisewegen, die er seit vergangenem Herbst zurücklegen darf.