Jens Lehmann spricht im Interview über die Gegner der DFB-Auswahl, das Spiel gegen Italien und das Auftreten des Bundestrainers.

Bordeaux - Auch der frühere Nationaltorhüter Jens Lehmann blickt mit Spannung dem EM-Viertelfinale entgegen – nicht nur dem Duell zwischen Manuel Neuer und Gianluigi Buffon. „Erst gegen Italien wird sich zeigen, wie stark unsere Mannschaft ist“, sagt der 46-Jährige.

 
Herr Lehmann, was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an Italien denken?
Das unglückliche Ende der WM 2006, als wir in der Verlängerung zwei Tore kassiert haben und ausgeschieden sind. Das wird immer in Erinnerung bleiben, weil die Chance groß war, Weltmeister zu werden.
Die bitterste Niederlage Ihrer Karriere?
Im EM-Finale 2008 mit 0:1 gegen Spanien zu verlieren, war auch nicht gerade angenehm. Aber das Spiel zwei Jahre vorher war besonders bitter. Die Italiener hatten uns ein, zwei Wochen Vorbereitung voraus und waren taktisch einen Tick überlegen.
Warum ist es so schwer, gegen Italien in entscheidenden Spielen zu gewinnen?
Weil sie vor allem in der Defensive perfekt geschult sind, kaum Torchancen zulassen – und im Gegenzug sehr effektiv nach vorne spielen. Ich möchte nicht sagen, dass sie sich nicht jemals darum gekümmert hätten, ein attraktives Spiel zu bieten. Aber das Ergebnis steht bei ihnen über allem.
Wie sehen Sie die Rollenverteilung im EM-Viertelfinale?
Jetzt sieht es anders aus als 2006. Die Qualität in der Breite ist in unserer Mannschaft größer geworden. Wir haben jetzt wieder Spieler, die bei internationalen Topclubs spielen. Wenn ich mich richtig erinnere, war ich damals der Einzige, der in einer großen Liga im Ausland unter Vertrag stand. Das war’s. Nun gibt es Schweinsteiger, Kroos, Khedira; hinzu kommen die Bayern-Spieler, die dank der Trainer, die sie hatten, taktisch enorme Fortschritte gemacht haben. Die Qualität hat sich inzwischen gewaltig verbessert.
Das bedeutet, Deutschland gewinnt?
Ich glaube schon.