Unser Taktikblogger Jonas Bischofberger von www.vfbtaktisch.de analysiert für uns das Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Warum Deutschland ausschied erfahren Sie bei uns.

Marseille - Wie schon im Halbfinale gegen Italien stellte Löw erneut sein System um. Jedoch kehrte er nicht zum 4-2-3-1 des Turnierstarts zurück, sondern baute auf ein 4-3-3, wobei Özil als Rechtsaußen alle Freiheiten besaß und weit ins Zentrum einrücken durfte. Dafür schob Rechtsverteidiger Kimmich weit nach vorn und sorgte für Breite.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses 4-3-3 offensiv besser funktionierte als defensiv. Gegen den Ball orientierten sich die Achter Can und Kroos etwas zu sehr an Pogba und Matuidi. Daher musste Schweinsteiger oft viel Raum gegen Antoine Griezmann und Frankreichs einrückende Flügelspieler Sissoko und Payet abdecken. Vor allem in der stürmischen Anfangsphase der Partie wussten die Franzosen diese Schwäche auszunutzen. Griezmann bewegte sich viel auf die Flügel, zog damit Schweinsteiger aus seiner Position und trug das Kombinationsspiel in den entstandenen Freiraum.

Defensive Probleme der Deutschen fielen kaum ins Gewicht

Die defensiven Probleme der deutschen Elf fielen aber insgesamt kaum ins Gewicht, da Deutschland früh die Ballbesitzhoheit erlangte und sich die abwartend verteidigenden Franzosen zurechtlegen konnte. Özil war sowohl links als auch rechts zu finden und brillierte in Phasen der ersten Halbzeit als Zwischenraumspieler. Kroos bot sich häufig auf Höhe der etwas unkompakt verteidigenden Doppelspitze Frankreichs an, während Schweinsteiger sich zwischen die Innenverteidiger fallen ließ. Dadurch waren Boateng und Höwedes bei ihren gelegentlichen Vorstößen mit Ball gut abgesichert. Can und teilweise sogar Kroos sorgten mit vertikalen Läufen aus dem Mittelfeld für Zug zum Tor.

So gelangen Deutschland in der ersten Hälfte ein paar schöne Angriffe durch die solide, aber auch nicht extrem kompakte 4-4-2-Formation Frankreichs. Kleiner Kritikpunkt: Tauchte Özil auf links auf, fehlte es wegen Cans weitem Aufrücken an kurzen Verlagerungsoptionen auf die rechten Seite. Daher mussten die Angriffe über links durchgedrückt werden oder es folgte eine risikobehaftete lange Verlagerung auf Kimmich. Später ließ sich Özil eher in den Raum hinter Can fallen und kurbelte die Angriffe von dort aus an. Dann wiederum fehlte er allerdings in den Zwischenräumen.